Wie Selbständige ihr Eigenkapital zur Kreditgewährung erhöhen können
Wer selbständig ist, kennt die Problematik, notwendige Kredite für sein Unternehmen zu bekommen. Oft scheint es so, als wäre das Risiko zu groß, denn das entsprechende Eigenkapital ist den Banken zu gering. Allerdings kann dieser Situation Abhilfe geschaffen werden.

1. Mezzanine-Kapital zur Kapitalerhöhung
Eine gute und relativ unkomplizierte Methode ist die Zuführung von bilanziellem Eigenkapital durch Mezzanine Kapital.
Mezzanine-Kapital oder Mezzanine-Finanzierungen (italienisch mezzo ‚halb‘) beschreibt als Sammelbegriff Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital darstellen. Dabei wird in der klassischen Variante einem Unternehmen wirtschaftliches oder bilanzielles Eigenkapital zugeführt, ohne den Kapitalgebern Stimm- oder Einflussnahmerechte bzw. Residualansprüche wie den echten Gesellschaftern zu gewähren.
Hierbei handelt es sich also in erster Linie zunächst nur um einen Sammelbegriff, der Finanzierungen beschreibt. Durch diese Art der Finanzierung ist es jedoch möglich, dem Unternehmen das bilanzielle Eigenkapital zu erhöhen und somit eine größere Chance zu geben, einen Kredit zu erhalten.
2. Verfahren
Das Unternehmen erhält in der Regel über Finanzdienstleister oder Banken Kapital von Dritten. Als Gegenleistung für das in das Unternehmen investierte Kapital erhalten die Partner Kontroll- und Informationsrechte. Anders als bei manch anderen Beteiligungen wird hierbei jedoch seitens der Kapitalgeber darauf verzichtet, das operative Geschäft des Unternehmens mit zu beeinflussen. Beispiele für diese Finanzierungen sind etwa die stillen Beteiligungen, die auch unter dem Begriff der hybriden Finanzierungen bekannt sind.
3. Vor- und Nachteile
Bevor sich ein Unternehmen jedoch für eine solche Maßnahme entscheidet, sollten auf jeden Fall die Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen und die Frage geklärt werden, ob diese Finanzierung für einen selbst überhaupt in Frage kommt.
3.1. Vorteile
Durch Mezzanine Kapital wird das vorhandene Eigenkapital des Unternehmens gestärkt. Hierdurch folgt eine nicht zu unterschätzende Verbesserung der Unternehmensbilanz und seiner Struktur, denn die vorhandenen finanziellen Mittel werden deutlich erhöht. Zudem kann festgehalten werden, dass die Mittel relativ einfach ohne jegliche Art von Sicherheiten zur Verfügung gestellt werden. Die Kapitalgeber verzichten auf jede Einflussnahme in das operative Geschäft. Sie erhalten lediglich ein Kontrollrecht und können sich über alle Belange des Unternehmens informieren lassen. Mitspracherechte sind bei der Kapitalgebung nicht mit eingeräumt und wenn, dann nur in einem sehr kleinen Maße.
Im Vergleich zu einem herkömmlichen Kredit fallen auch die Kosten für das "aufgenommene" Kapital niedriger aus. Das liegt daran, dass die vereinbarten Zinsen in der Regel niedriger bzw. günstiger ausfallen als bei Banken, die durch die Verzinsung ihres zur Verfügung gestellten Kapitals noch die eigenen Betriebskosten mit berücksichtigen müssen.
Ein weiterer Vorteil dieser Finanzierung liegt in der steuerlichen Absetzbarkeit der Zinsen. Diese gehören nämlich zu den Aufwendungen für das Fremdkapital und sind somit Bestandteil der Betriebsausgaben. Diese wiederum sind voll abzugsfähig und sorgen für eine Minderung des betrieblichen bzw. steuerlichen Gewinn.
Des Weiteren profitieren Unternehmen bei dieser Methode dadurch, dass die Forderungen aus dieser Art der Finanzierung gegenüber anderen Forderungen wie beispielsweise von Banken nachrangig behandelt werden. Das bedeutet, dass bei einer eventuellen Insolvenz zunächst andere Forderungen eingezogen werden.
3.2. Nachteile
Allerdings gibt es neben diesen nicht unerheblichen Vorteilen auch einige Nachteile, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. So stellen beispielsweise die Kapitalgeber / Investoren durchaus hohe Ansprüche an die Unternehmen, bevor finanzielle Mittel fließen. Die nicht gegebenen Sicherheiten werden hierdurch ersetzt. Diese sind unter anderem belegbare Erfolge des Unternehmens in den letzten Jahren und eine gute Prognose für die nächsten Jahre.
Ein weiterer negativer Aspekt ist in den teilweise hohen Zinsen gegeben. Es kann durchaus sein, dass die Zinsen auf einem ähnlichen Niveau liegen wie bei den Banken oder gar deutlich darüber. Dies ist darin begründet, dass die Investoren kaum bis gar kein Mitspracherecht besitzen und ihre Forderungen dem Unternehmen gegenüber erst nachrangig durchsetzen können.
Die Laufzeit dieser Finanzierung kann ebenfalls nachteilig sein, da sie in der Regel nur kurz- bis mittelfristig gewährt wird. Laufzeiten von mehr als fünf oder gar zehn Jahren sind hier eher unwahrscheinlich.
Zudem fallen aufgrund der Komplexität dieses Finanzierungsbeispiels hohe Transaktionskosten an, da in der Regel Finanzdienstleister die Finanzierung zusammen stellen und die einzelnen Investoren suchen. Diesen Aufwand, der bis zum endgültigen Vertragsabschluss betrieben werden muss, lassen sich die Finanzdienstleister vergüten.
Daher bietet sich diese Methode bei einem geringen Kapitalbedarf nicht an. Die Nachteile noch einmal zusammengefasst:
- Eigenkapitalstärkung und Bilanzstrukturverbesserung
- keine bzw. nur geringe Mitspracherechte
- Zinskosten wegen Nachrangigkeit und Mitspracherechten hoch
- ungeeignet für niedrigen Kapitalbedarf
4. Einsatzmöglichkeiten
Nach Abwägen der Vor- und Nachteile stellt sich nun die Frage, wo sich der Einsatz dieser Finanzierungsform rechnet bzw. wo er angebracht ist. Ein Bereich ist etwa das Management-Buy-out. Hier wird ein Unternehmen von den momentan "angestellten" Geschäftsführern / Management gekauft. Dies geschieht in der Regel, wenn es in der Inhaberfamilie keinen Interessenten gibt, der das Unternehmen übernehmen möchte. Diese Art der Übernahme ist ein guter Weg in die Selbständigkeit und durchaus sicherer als eine Firmenneugründung, da man bereits einen guten Einblick in alles hat und nicht bei null anfangen muss.
Allerdings ist für die Übernahme Kapital notwendig, welches oft nur zu einem kleinen Teil aus dem eigenen Privatvermögen stammt. Dieses wird meist fremdfinanziert und oft auch durch die bisherigen Eigentümer zur Verfügung gestellt, die dann allerdings Gegenleistungen erhalten wie oben beschrieben.
Ein weiterer Bereich, bei dem diese Finanzierungsmethode eingesetzt werden kann, ist der Unternehmenskauf. Hier ist es ähnlich wie beim Management-Buy-out. Allerdings ist man als Käufer nicht bereits Teil des Unternehmens, sondern externer. Hier fallen also zudem noch viele Punkte an, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Bei herkömmlichen Finanzieren ist dieser Kauf mit einem höheren Risiko behaftet, da man als Käufer das Risiko nicht genau einschätzen kann und ein stabileres Eigenkapital hier die dadurch eventuellen Nachteile ausgleichen kann.
Projektfinanzierungen stellen einen weiteren Einsatzbereich dar. Das liegt vor allem daran, dass sie sich deutlich von klassischen Finanzierungen eines Unternehmens unterscheiden. Denn im Vergleich zu diesen werden bei einer Projektfinanzierung das Projekt und Cash-Flow-Szenarien zur Entscheidungsfindung zu Grunde gelegt. Weil Projekte oft die finanziellen Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens mehr als ausschöpfen, werden Projektgesellschaften gegründet. Diese minimieren das finanzielle Risiko und dienen nur der Projektfinanzierung bis zu dessen Fertigstellung. Als Kapitalgeber erhält man dadurch entsprechende Beteiligungen am Gewinn bzw. entsprechende Zinsen.
5. Fazit
Die Zuführung von bilanziellem Eigenkapital durch Mezzanine Kapital ist eine interessante Alternative gegenüber den klassischen Finanzierungsarten, da sie mit geringem Risiko für den Unternehmer behaftet ist. Allerdings sollte man sich im Vorfeld genauestens mit dieser Methode und dem eigenen Vorhaben auseinandersetzen, da das Mezzanine Kapital sich nicht für jede Form der Finanzierung eignet. Die ausschlaggebenden Punkte hierfür sind in erster Linie das Vorhaben und die Laufzeit dessen, was ich möchte. Aber gerade für den Weg in die Selbständigkeit ist diese Methode der herkömmlichen Finanzierung durchaus vorzuziehen, da sie den eigenen finanziellen Rahmen nicht ausschöpft und somit mehr Freiraum bietet.
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