Frottier – Definition und Anwendung
Morgens aus der Dusche kommen, zum flauschigen Handtuch greifen und sich in den kuscheligen Bademantel hüllen – ein typisches Ritual für den Tagesbeginn. Dabei bestehen Handtuch und Bademantel meistens aus Frottier. Was hat es mit diesem ungewöhnlichen Schlingengewebe auf sich? Es ist Zeit für einen Blick auf das alltägliche und dennoch sehr spezielle Gewebe Frottier.

1. Polgewebe mit flauschigem Volumen
Textile Gewebe sind üblicherweise flach. Am traditionellen Webstuhl entstehen sie so: Man spannt eine Reihe Kettfäden nebeneinander auf. Dann nimmt man einen Schussfaden, zieht ihn quer, mal über und mal unter die Kettfäden hindurch. So werden die Kettfäden miteinander verbunden und es entsteht ein Gewebe. Ob Jeans oder Bluse, Gardine oder Tischdecke – die meisten von uns genutzten Gewebe sind sogenannte Flachgewebe. Aber es gibt Ausnahmen. Ein Teppich soll nicht flach und dünn sein. Man möchte Teppichschlingen, damit der Fuß weich auftreten kann.
Auch bei Möbeln oder edler Bekleidung sind Flachgewebe nicht immer gewünscht. Man denke an Samt. Streicht man überein Gewebe mit Volumen, entsteht ein besonderes Gefühl von Weichheit. Diese dreidimensionalen Textilstoffe heißen Polgewebe. Ihr Volumen wird erzeugt, indem man ein drittes Fadensystem zu Kette und Schuss einsetzt. Dieses gibt dem Gewebe eine Höhe. Auch Frottier zählt zu den Polgeweben. Sein Volumen entsteht durch winzige Schlaufen auf beiden Gewebeseiten. Dadurch erhalten Bademäntel und Handtücher aus Frottier diese flauschige, kuschelige Üppigkeit.
2. Wozu dienen die Frottierschlingen?
Ein drittes Fadensystem und viele winzige Schlingen auf der Ober- und Unterseite von Frottiergewebe – das bedeutet vor allem eines: Für Frottier wird deutlich mehr Material eingesetzt als für ein flaches Gewebe. Wofür dient dieser höhere Materialeinsatz? Praktisch besehen vergrößern viele kleine Schlingen die textile Oberfläche. Das macht Sinn, wenn es um eines geht: Wasser! Frottier saugt mit seinen winzigen Schlingen besonders viel Wasser auf. Deshalb ist das anschmiegsame Polgewebe perfekt für Textilien geeignet, die mit Nässe und Feuchtigkeit zu tun haben.
Doch Schlingen alleine reichen nicht. Sie entfalten nur dann ihre Wirkung, wenn sie aus saugfähigen Textilfasern bestehen. Dann nehmen sie das Wasser auf und geben es anschließend an die Außenluft ab. Baumwolle hat eine sehr hohe Fähigkeit zur Wasseraufnahme. Deshalb wird sie bevorzugt für Frottiergewebe verwendet. Neben hoher Saugfähigkeit sorgen Frottierschlingen außerdem für ein luftiges und trotzdem wärmendes Gefühl auf der Haut.
3. Was wird aus Frottier hergestellt?
Aus diesen Gründen ist Frottier perfekt für alles geeignet, was mit Abtrocknen und Wasser zu tun hat. Am häufigsten kommt es bei Handtüchern, Dusch- und Badetüchern sowie Bademänteln zum Einsatz. Haben sie lange und weiche Schlingen, handelt es sich um Walkfrottier. Sind die Schlingen kürzer und fester, handelt es sich um Zwirnfrottier. Soll ein Bademantel elastische Qualität erhalten, wird er aus Wirkfrottier hergestellt. Besitzt er eine samtige Außenoberfläche, handelt es sich um Veloursfrottier. Dank der Wärmewirkung eignen sich Frottierbademäntel außerdem als gemütlicher Überwurf für entspannte Momente auf der Couch oder am Frühstückstisch.
Weil Frottier so gut mit Feuchtigkeit zurechtkommt, gibt es auch Strandkleidung, Babystrampler und Bettwäsche aus diesem Gewebe. Auch ein gutes Sport-Schweißband besteht aus diesem weichen und saugfähigen Schlingenstoff. Zu guter Letzt ist Frottier sehr gut für Duschvorleger und Badteppiche geeignet.
4. Video zum Thema "Frottier"
4.1. Video: Wie entsteht dein Frottier. Vom Garn über's Schären bis zum Weben und Sticken.
Länge: 4:01 Minuten