Ich hatte vergessen für meinen Besuch am Nachmittag Kaffee und Gebäck zu besorgen. So stieg ich in mein Auto und in fünf Minuten stand ich im Supermarkt mit meinem kleinen Einkaufszettel und der leeren Kiste Mineralwasser.
Dieser Supermarkt war bestückt mit einem jener Geräte, wo man die Kiste in eine Öffnung schiebt und wie durch Geisterhand man seinen Pfandbeleg erhält. Hier stand ich nun und war bereit für den Vorgang. Doch im Ausgabeschlitz steckte bereits ein Bon in Höhe von 9 Euro. Mein erster Gedanke war: "Ein Glückstag - 9 Euro kann ich immer gebrauchen." Doch er verschwand sehr schnell wieder und ich machte mich auf die Suche nach dem eigentlichen Eigentümer des Bons.
So ging ich durch die Reihen in Richtung Kasse und sprach Leute an, ob sie Pfandflaschen abgegeben hätten. Die Blicke und Reaktionen gaben mir das Gefühl ich würde den Leuten ein unmoralisches Angebot machen, aber ich ließ mich nicht entmutigen.
An der Kasse angekommen bemerkte ich wie ein alter Mann scheinbar verzweifelt seine Taschen durchsuchte und verstört in Richtung Kassiererin gestikulierte. Das musste der Boneigentümer sein und ich drängelte mich in seine Richtung. Sichtlich erleichtert nun endlich zahlen zu können, nahm der alte Mann seinen Bon entgegen und bedankte sich bei mir.
Nun aber schnell noch den Kaffee und das Gebäck und dann nichts wie zurück ins Büro. Ich bezahlte meine Waren und verließ durch die automatische Glastür den Supermarkt.
"Ich möchte mich noch einmal sehr bei Ihnen bedanken".: mit diesen Worten schreckte mich der alte Mann, dessen Bon ich gefunden hatte, aus meinen Gedanken. Ich blickte ihn an und er hätte es auch nichts sagen müssen, denn sein Blick war so voller freundlicher Dankbarkeit, dass es mich stark berührte. Mein "Gerne geschehen" beendete die Begegnung keineswegs, denn noch am Abend - ja sogar Heute - wirkt die Geschichte nach. Für so viel Dankbarkeit und einen so freundlichen Blick würde ich jederzeit wieder gegen 9 Euro tauschen.
(c) Michael Behn