Dass das biologische Alter stark vom kalendarischen abweichen kann, ist wohl bekannt. Es ist abhängig von genetischen Voraussetzungen, Lebensstil und Umweltbedingungen. Wie weit der Alterungsprozess fortgeschritten ist, lässt sich deshalb anhand der Lebensjahre nur vage bestimmen. Aussagekräftiger hingegen sind biologische Marker, die altersabhängige Veränderungen des Körpers anzeigen. Mit der umfassenden Populationsstudie von MARK-AGE gelang es erstmals, eine Gruppe von Biomarkern des Alterns zu identifizieren, die in ihrer Gesamtheit das biologische Alter besser erfassen können als jeder Marker für sich genommen. Überraschend ist, dass die Gewichtung der altersrelevanten Marker für Frauen und Männer unterschiedlich ist.
Das vor kurzem abgeschlossene EU-Projekt im 7. Europäischen Rahmenprogramm „Biomarker des Alterns“/MARK-AGE hat die aussagekräftigsten physiologischen Faktoren für die Alterung ermittelt und in eine Formel gebracht. Das Projekt mit 26 Forschergruppen aus 14 Ländern und etwa 3700 Probanden war das bisher größte dieser Art. Es wurde mit der Höchstfördersumme von 12 Millionen Euro von der EU-Kommission gefördert, wodurch die Bedeutung des Themas der Langlebigkeit für die Spitzenforschung und Gesellschaft unterstrichen wird.
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„Die Hoffnung für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft besteht darin, dass anhand des Analyse-Ergebnisses mögliche Risiken für spätere Erkrankungen frühzeitig erkannt und entsprechende Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden können. ‚Erfolgreich Altern’ bedeutet in diesem Sinn vor allem gesund Altern und typische Alterskrankheiten wie Arteriosklerose, Alzheimer und andere neurodegenerative Krankheiten zu verhindern oder abzumildern“, so Professor Bürkle. „Wer biologisch wesentlich jünger ist, hat die Gewissheit, dass er bezüglich eines gesunden Lebensstils schon viel richtig macht und wird vielleicht zur Optimierung angespornt.“
Die Alterungsformel punktet auch mit der Objektivität des Ergebnisses, das allein auf Blut und Urin beruht. Alle Parameter, die durch Patientenverhalten manipuliert werden könnten, wurden im Laufe der Studie entfernt, um ein reproduzierbares, verlässliches Resultat zu erzielen.
Die Formel für ein langes Leben wird den Menschen schon bald zur Verfügung stehen, zeigen sich die Wissenschaftler überzeugt. Bis dahin gilt es für noch "einige" Parameter für vereinfachte Analysemethoden zu entwickeln, die in Routineverfahren in medizinischen Diagnostiklaboren eingesetzt werden können.
„In der MARK-AGE Studie sollten möglichst viele Parameter derselben Person parallel untersucht werden. Es ging darum Biomarker zu finden, die unabhängig sind, das heißt, jeder ist für sich genommen, aussagekräftig. Entsprechend ihrer Bedeutung wurden sie dann in eine Rangliste gebracht und zu seiner allgemeingültigen Formel kombiniert“, so Professor Alexander Bürkle.
Des eigenen Glückes Schmied
Es war schon seit längerem bekannt, dass für das Altern nicht in erster Linie unausweichlich fixierte genetische Faktoren die entscheidende Rolle spielen, sondern solche, die vom Menschen, etwa durch einen gesunden Lebensstil, maßgeblich beeinflusst werden können.
Das Fazit der Forscher ist erfreulich im Sinne der Selbstwirksamkeit: Die Bestimmung über den Verlauf des Alterns liegt zum überwiegenden Teil in den Händen jedes Einzelnen. „Wer zu einem gesunden Lebensstil übergeht, darf erwarten, dass sich seine Testresultate aus der Alterungsformel nach drei Monaten zum Positiven hin verändern“, so Professor Bürkle.
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Ich bin gespannt, ob mit Hilfe der Altersmarker einzelne Gesundheitsmaßnahmen (5-mal-Obst-und-Gemüse pro Tag, 5-mal die Woche eine halbe Stunde joggen, Yoga, Entspannungsübungen etc.) konkret auf ihre gesundheitsfördernde Wirkung getestet werden können. Darüber hinaus sehen wir die Notwendigkeit, dass gesund zu leben nicht bedeuten darf, sich nur noch von Wasser und Früchten zu ernähren und alle halbe Stunde eine Bewegungsübung oder Entspannungstechnik anzuwenden. Die Kombination der Erkenntnisse aus den Markern in Verbindung mit einer individuellen Abstimmung der dadurch identifizierten Gesundheitsmaßnahmen würde diesen Zwiespalt nach dem Pareto-Prinzip auflösen.
Fraglich ist zudem, ob Versicherungen die Marker als Kriterium beim Abschluss von Verträgen zugrunde legen dürfen. Sie würden es sicher gerne ...
Weitere Informationen zur Studie: http://edukon.biologie.uni-konstanz.de/mark-age/