Wenn uns jemand von seiner traurigen Kindheit erzählt, neigen wir dazu, Worte des Trostes zu suchen. Dabei rutschen uns allzuleicht Phrasen heraus. Preg Streep rät auf PsychCentral dazu, auf jeden Fall die fünf folgenden "positiven Sichtweisen auf die elterliche Erziehung" zu vermeiden, wenn man einer ungeliebten Tochter nicht vor den Kopf stoßen will.
Bitteres Geständnis
Nicht jede Mutter liebt ihre Kinder so, wie wir das in Vorabend-Serien präsentiert bekommen. Manchmal ist das Heranwachsen als Tochter eine endlose Folge von "du darfst nicht ...", "du müsstest doch ...", "wenn du mal so aussehen würdest wie ..." usw.
Wenn sich ein derart ungeliebtes Wesen uns als Erwachsene anvertraut, drängt es uns zu Worten des Trostes. Der gute Wille kann jedoch stattdessen Wut und Zorn heraufbeschwören. Folgende fünf Phrasen sollten darum auf jeden Fall vermieden werden:
Aus dir ist doch etwas Gutes geworden
Hierbei wird implizit die Erziehungsarbeit der Mutter als "kann ja nicht so schlecht gewesen sein" eingeschätzt.
Du wurdest gefüttert, gekleidet und hattest ein Dach über dem Kopf
Diese Ermunterung lässt völlig außer acht, dass zum gesunden Heranwachsen mehr gehört als Nahrungsbereitstellung und der Schutz vor Regen.
Zumindest haben sie dich nicht geschlagen
Gut, auch wir raten auf blueprints immer wieder dazu, das Gute an einem Geschehen zu suchen. Aber diese Aussage ist eine positive Verzerrung, die bei der Anderen wie eine schallende Ohrfeige ankommen kann. Zudem kann verbales Erniedrigen sogar stärker schmerzen als eine körperliche Züchtigung.
Das hört sich doch alles gar nicht so schlimm an
Mit dieser Stellungnahme drücken Sie der anderen den Stempel des Sensibelchen auf. Wollen Sie ihr das wirklich vermitteln?
Herausforderungen machen dich stärker
O.K., manche Herausforderungen machen uns tatsächlich stärker, siehe unseren Beitrag "Komfortzone erweitern". Doch würden Sie das auch einem Guantanamo-Häftling sagen? Einem traumatisierten Afghanistan-Rückkehrer? Sicher nicht. Es gibt also eine Grenze, ab der Herausforderungen kaum wieder gutzumachende Schäden hinterlassen. Implizit sagen Sie mit dieser Aussage demnach wieder: War doch gar nicht so schlimm.
- Auf Englisch: Zum Artikel auf PsychCentral