Erblich bedingter Haarausfall, auch androgenetische Alopezie genannt, ist der häufigste Grund für Haarausfall bei Männern, aber auch bei Frauen. Doch was ist die Ursache für androgenetische Alopezie und warum sind besonders Männer so stark betroffen?

Verantwortlich für den erblich bedingten Haarausfall ist eine Genmutation, die sowohl von dem Vater als auch von der Mutter vererbt werden kann. Jeder zweite Mann hat Haarausfall und manche davon sind schon mit Anfang 20 betroffen. Bemerkbar macht sich die Alopezie zunächst durch Geheimratsecken, eine zurückweichende Haarlinie im Stirnbereich und kahle Stellen am Hinterkopf. Mit der Zeit kann es bei Männern auch zu einer vollständigen Glatze kommen.
Was verursacht androgenetische Alopezie?
Erblich bedingter Haarausfall wird durch eine erhöhte Sensibilität der Haarfollikel auf DHT (Dihydrotestosteron) verursacht. DHT geht als Stoffwechselprodukt aus dem Hormon Testosteron hervor und wirkt sich negativ auf das Haarwachstum aus. Ohne rechtzeitige Behandlung führt der Einfluss von DHT zum vorzeitigen Haarverlust. Zwar kann die ursächliche Genmutation nicht rückgängig gemacht werden, doch Haarexperten entwickeln immer mehr Behandlungsmethoden, um Männern und auch Frauen eine Alternative zu schütterem Haar und kahlen Köpfen zu bieten.
Das natürliche Wachstum der Haare
Ohne entsprechende genetische Veränderung durchlaufen Haare im Laufe des menschlichen Lebens bis zu 14 Wachstumszyklen. Diese gliedern sich in drei verschiedene Phasen: Wachstumsphase, Übergangsphase und Ruhephase.
- Wachstumsphase
Über 80 % der Haare befinden sich normalerweise in der Wachstumsphase. In dieser Phase wird über 2-6 Jahre hinweg ein Haarfollikel ausgebildet, das bis zu 1 cm pro Monat in die Länge wächst.
- Übergangsphase
In der Übergangsphase wird das Haarwachstum eingestellt und das Haar fällt schließlich aus, damit sich ein neues Haar bilden kann.
- Ruhephase
Ist das Haar ausgefallen, hat das Haarfollikel Zeit sich zu regenerieren, bevor sich ein neues Haar bildet.
Durch den Einfluss von DHT auf die Haarfollikel wird nicht nur die Wachstumsphase der Haare maßgeblich verkürzt, sondern auch die Gesamtlebensdauer der Haare.
Warum sind meist Männer betroffen?
Testosteron ist ein männliches Sexualhormon, das essenziell für die Entwicklung eines Mannes ist. Aus diesem Hormon wird in Prostata, Nebenhoden und Samenblase DHT gebildet, welches beispielsweise für den Bartwuchs zuständig ist. Im Fall von erblich bedingtem Haarausfall wird allerdings zu viel DHT produziert, sodass die Bildung des wichtigsten Botenstoffs für den Stoffwechsel in der Kopfhaut und damit das Haarwachstum verhindert wird. Gleichzeitig haben Männer, die von erblich bedingtem Haarausfall betroffen sind, mehr DHT-Rezeptoren an den Haarwurzeln. Das führt dazu, dass die Haarwurzeln mit der Zeit verkümmern und keine neuen Haare mehr ausbilden können.
Im Gegensatz zu Männern produzieren Frauen wesentlich weniger Testosteron und sind meist erst in den Wechseljahren von androgenetischer Alopezie betroffen, wenn der Hormonhaushalt sich verändert. Man spricht dann auch von „menopausalem Haarausfall“. Bei Frauen äußert sich die Alopezie durch einen verbreiterten Scheitel, einen hohen Haaransatz, sowie dünner werdendes Haar.
Erblich bedingten Haarausfall behandeln
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um erblich bedingten Haarausfall zu behandeln. Die bekanntesten Mittel sind Coffein, Minoxidil und Finasterid.
Minoxidil ist ein Wirkstoff gegen Bluthochdruck, der bei Haarausfall äußerlich angewendet wird. Als mögliche Nebenwirkungen können eine starke Reizung der Kopfhaut, sowie Entzündungen auftreten. Produkte, die Minoxidil enthalten sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Finasterid wird normalerweise als Medikament bei gutartiger Prostatavergrößerung eingesetzt und wird für die Behandlung von erblich bedingtem Haarausfall in geringerer Dosierung zweckentfremdet. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Libidoverlust, Erektionsstörungen oder auch Depressionen.
Coffein gegen Haarausfall
Wer auf eine sanftere, aber dennoch vergleichbar effektive Behandlungsmethode zurückgreifen möchte, kann erblich bedingten Haarausfall mit dem Wirkstoff Coffein behandeln. Dieser ist in entsprechenden Coffein Shampoos enthalten und bringt keinerlei bekannte Nebenwirkungen mit sich. Untersuchungen haben gezeigt, dass Coffein die negativen Auswirkungen von DHT hemmt, so die Wachstumsphase verlängert und das Haarwachstum stimuliert.
Das Shampoo wird dabei wie gewohnt in die Kopfhaut einmassiert und nach 2 Minuten Einwirkzeit mit lauwarmem Wasser ausgespült. So kann der Wirkstoff bis zu den Haarfollikeln vordringen und androgenetischer Alopezie entgegenwirken. Für einen langanhaltenden Effekt ist eine tägliche Anwendung erforderlich, da das Coffein nur 24 Stunden in den Haarfollikeln verbleibt.
Erblich bedingter Haarausfall kann für viele Männer ein kleiner Schock sein, denn nach wie vor gelten Haare als Schönheitsmerkmal. Doch auch wenn die Genmutation nicht behandelt werden kann, so müssen sich Betroffene ihrem Schicksal nicht ergeben und können den unerwünschten Haarverlust auch ohne unerwünschte Nebenwirkungen zumindest verlangsamen.