Rätsel
Er mit einem weiten Mund
Und mit einem engen Schlund,
Sie mit einem engen Kragen
Und mit einem weiten Magen.
Tut er schlucken,
Tut sie glucken.
Wer kann mir die beiden sagen?
Friedrich Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
Wie heißt der See, der keine Schiffe trägt,
Der stille, den kein Windeshauch bewegt,
In dessen heitren, silberklaren Flächen
Sich Mondenlicht und Sonnenstrahl nicht brechen;
Der See, der nie gefriert, auch nimmer schwillt,
Der dich erquickt und doch den Durst nicht stillt;
Worin du badest, ohne dich zu kühlen
Und ohne von der Flut dich nass zu fühlen.
Wie heißt der See, der Jedermann betrügt,
Und doch noch keinem Leid hat zugefügt? -
An Euch, Ihr Holden, ist es, ihn zu nennen,
Die täglich seinen Trug Ihr lehrt erkennen!
Welcher Gegenstand ist gemeint?
Franz von Elsholtz, deutscher Dichter und Schriftsteller, * 1791, † 1872
Du siehst mich über Damenköpfen schweben;
Den Schlaf umdüfte ich mit warmen Leben;
Ich helfe messen deine Zeit;
Ich lasse sanft dich in Karossen schwanken;
Des Dichters schönste Schöpfungen verdanken
Mir die Unsterblichkeit.
Welches Homonym ist gesucht?
Leopold Mathias Schleifer, österreichischer Lyriker, * 1771, † 1842
Ich lebe und bin leblos. Hier
Von meiner Mutter abgestoßen,
Nicht selten furchtbar; dort ein Tier
Versehn mit Schuppen und mit Flossen.
Als jenes bin ich Erde bald,
Bald Wasser und entsetzlich kalt,
Und schwimm' in dieser und in Tiergestalt.
Welches Homonym ist gesucht?
Johann Gottlieb Ziehnert, evangelischer Theologe, * 1785, † 1856
Ich bin ein kleines zittrig Ding auf unbequemem Sitze,
doch geb ich manchen guten Wink mit meiner Nasenspitze.
Was kann das sein?
Franz Eilhard Schulze, deutscher Zoologe und Anatom, * 1840, † 1921
Mit B stürz ich in Saus und Braus;
Keck über Stein und Stock hinaus,
Mit D beschirm ich Herd und Haus.
Mit W heißts munter ausgeträumt,
Mit F bin gern ich aufgeräumt
Im Schrank, im Kasten mit dem Schaft.
Mit SCH wer hätt nicht schier
Den Kopf zerbrochen schon an mir?
Doch, wenn ihr mir den Kopf abhaut,
Dann bleibt mir nur der Klage Laut.
Wie heißen die sechs Wörter?
Karl Rudolf Hagenbach, Schweizer Theologe, * 1801, † 1874
Welcher Schlag
Dient als Gemach?
Scherzfrage - Was ist gemeint?
Albertine von Flotow, Konventualin, Schriftstellerin, * 1790, † 1849
Pflegst du in Nummer Eins der Ruh,
Spricht zwei und drei dir oftmals zu,
Und wagt es, deinen Schlaf zu stören.
Es ist ein luft'ger Tänzerchor;
Auf, fasse Mut, es zu beschwören!
Es flieht vor Rauch aus leichtem Rohr,
Trägt's Waffen gleich vom Elefanten.
Dem Ganzen leiht man gern das Ohr;
Es sind gar liebe, lust'ge Musikanten.
Welches Wort (1+2 Silben) wird gesucht?
Johann Friedrich Kind, deutscher Schriftsteller, * 1768, † 1843
In allen Farben spielt's, allein du irrst, mein Sohn,
Rätst du Chamäleon.
Es fordert nachts dein Geld, allein ein Bösewicht
Ist es wahrhaftig nicht.
Was ist gemeint?
Robert Franz Arnold, österreichischer Literaturhistoriker, * 1872, † 1938
Weiblich kannst du als Baum mich schauen.
Männlich dien' ich dir, Mensch, zum Kauen.
Welches Homonym ist gesucht?
Theodor Birt (1852 - 1933) deutscher Altphilologe
Froh singt ihr Lied am Sommertag die eins-zwei früh und spat.
Die drei wünscht jeder Jüngling sich; doch bricht er ab, ist's schad.
Das Ganze war ein König, der lustig und unverschämt
die stolze Prinzess, die ihn nicht wollt, bestraft hat und gezähmt.
(2 + 1 Silben)
Wie heißt der König?
Paula Dehmel, deutsche Schriftstellerin, * 1862, † 1918
Mit B: ein Lager,
Mit F: sind nicht mager,
Mit K: beim Kaiser und Sklaven find'st,
Mit M: katholischer Gottesdienst,
Mit n: gern sieht man nach solchen hin,
Mit r: hilf, in Gefahr ich bin,
Mit W: Verlust bringt oder Gewinn
Albertine von Flotow, Konventualin, Schriftstellerin, * 1790, † 1849
An deines Mundes doppeltem Zaune
mich hin und her zu treiben ist meine Laune,
und fehlen Geigen und Pfeifen, mach ich die ganze
Musik allein zum lustigen, ländlichen Tanze.
Welches Musikinstrument wird gesucht?
Friedrich Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
Amerikas Südspitze,
Die brennt ohne Hitze.
Scherzfrage - Wie heißt die Inselgruppe?
Albertine von Flotow, Konventualin, Schriftstellerin, * 1790, † 1849
Mit B ist's eine liebe Verwandte,
Du nennst sie wohl auch deine Tante,
Mit N kannst du es schwerlich missen,
Mit H muss es der Jäger schießen,
Mit O ist's in der grausen Wüste
Der liebste Ort, der viel begrüßte;
Mit V trägt es der Blumen Zier
Und dient als Schmuckgeräte dir.
Welche fünf Wörter suchen wir?
Emilia Giehrl, Jugend- und Volksschriftstellerin, * 1837, † 1915
Kannst nicht nur 1 und 2, kannst 2 und 1 auch sagen,
Auf sehr verschied ne Art die beiden Worte schlagen.
Welche zwei Silben sind es?
Karl Schall, deutscher Lustspieldichter, * 1780, † 1833
Wer läuft mit dem Flinksten um die Wette
Und liegt zur selbigen Zeit im Bette?
Wer ist bald hier und ist schon bald dort
Und bleibt doch stets an dem selbigen Ort?
Was ist das?
Otto Sutermeister, Schweizer Pädagoge, * 1832, † 1901
Ich wohne in einem Stöckchen
und trage ein pelzig Röckchen,
zwei silberseidene Decken.
Und was liebe ich blühende Hecken!
Ich tu mein Werk mit Fleiß und Kunst,
steh' in Ansehn, steh' in Gunst.
Meine Kammern sind gefällt mit süßem Sold,
das ich mir an reicher Tafel geholt.
Meinem Herrn nur geb' ich es her;
und naht sich ein Räuber, zück ich den Speer,
schlage mit meinen silberseidenen Decken
und lasse den Speer im Leib des Räubers stecken.
Wer ist das?
Maria Homscheid, deutsche Heimatschriftstellerin, * 1872, † 1948
Von vorn bin ich ein braves Tier,
doch sollst du mich nicht schlagen.
Was rückwärts reiche Ernte dir,
helfe ich dir gerne tragen.
Ein grüner Ball,
ein harter Fall:
bum!
Bub, sieg dich um!
Der Ball zerspließ.
Ohne Hindernis
legt auf dem Grund
ein hart braun Rund.
Darinnen ruht
ein goldgelb Gut,
zerbrich das Braun,
dann kannst du's schaun,
und sein Genuss
macht kein' Verdruss.
Was ist das?
Maria Homscheid, deutsche Heimatschriftstellerin, * 1872, † 1948
Als bei Nacht, bei Sternenglanze
Meine Erste tat die Zweite,
Und dann suchte rasch das Weite,
War vollbracht das schlechte Ganze.
Was war geschehen?
Heinrich von Levitschnigg, österreichischer Schriftsteller, * 1810, † 1862
Ich breche mir den Schlaf
Um Nahrung euch zu schaffen,
Fürst, König, Herzog, Graf,
Beamte, Hofleut, Pfaffen,
Die alle brauchen mich
Mehr als der Bauernstand,
Denn meistens ist der selbst
Mit meiner Kunst bekannt.
Um welchen Künstler handelt es sich?
Samuel Friedrich Sauter, deutscher Dorfschullehrer und Volksdichter, * 1766, † 1846
Ich nenne dir ein Weib mit seltener Macht,
Das überall nur Unheil stets vollbracht,
Das auch das beste Ding, woran sich's klammert,
So böse macht, dass es der Mensch bejammert.
Was ist das?
Ignaz Franz Castelli, österreichischer Dichter und Dramatiker, * 1781, † 1862
In ihn gehüllt scheint grau und trostlos jede Stätte.
Ich wäre tot, wenn ich ihn - umgekehrt - nicht hätte.
Welche zwei Wörter werden gesucht?
Karl Henrici, deutscher Architekt, Stadtplaner und Hochschullehrer, * 1842, † 1927
Antonett' fand ihren Holden
Schlafend unter einem Strauch.
Manche hätte ihn gescholten.
Aber dies war nicht ihr Brauch.
Sanft weckt sie ihn unter Küssen
Mit des Strauches Namen auf.
Wie der hieß, das willst du wissen?
Denke nach, ich half dir drauf!
Samuel Friedrich Sauter, deutscher Dorfschullehrer und Volksdichter, * 1766, † 1846
Es ist der Name einer sehr großen Stadt an der Donau, verwechselt man die zwei mittleren Buchstaben miteinander, so zeigt das Wort ein Getränk an, das für Erwachsene, besonders Alte, stärkend, für junge Personen aber eben nicht gesund ist.
Wie heißt das Getränk?
Jakob Glatz, lutherischer Pfarrer, * 1776, † 1831
Auf meinem Schoße darfst du sitzen,
Doch niemals küssen darfst du mich;
Es würde dir auch wenig nützen.
Denn spröde bin ich gegen dich.
Welcher Gegenstand wird gesucht?
Samuel Friedrich Sauter, deutscher Dorfschullehrer und Volksdichter, * 1766, † 1846
Der Schwan ist mein Herr Vetter
und meine Base die Gans,
nur sind sie größer und fetter,
und ich hab kürzeren Schwanz.
Auch flieg ich mit der Zeitung
als Sage bald hin und her,
und schwimm durch besondere Leitung
sogar oft über das Meer.
Welches Tier wird gesucht?
Friedrich Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
Wer es hat, dem macht es Sorgen,
wer s nicht hat, entbehrt es schwer.
Hat er s nicht, so muss er s borgen,
hat er s, gibt er s wieder her.
Was ist gesucht?
Friedrich Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
Das Erste ist ein armer Wicht,
Dem s an dem besten wohl gebricht.
Das Zweite, bald gemein, bald rar,
Bald ohne Wert, bald unschätzbar.
Die Letzten sind in Feld und Wald
Oft wilder Tiere Aufenthalt.
Das Ganze trägt, ein Wunderbau,
Die Größe der Natur zur Schau.
Welches Naturwunder wird beschrieben?
Agnes Franz, deutsche Schriftstellerin, * 1794, † 1843
Eine Scharade ist ein Wort- und Silbenrätsel, bei dem die einzelnen Silben bzw. Teile des zu erratenden Wortes umschreibend angedeutet werden.
Mit "M" der Deutsche kann's nur sein, der so - humorvoll - zubenannt;
Mit "S" in allen Ländern ist vom Felde her sie uns bekannt.
Welche zwei Begriffe suchen wir?
Viktor Graf von Attems-Heiligenkreuz, * 1864, † 1947
Es ist kein Haus,
doch baut man es,
man isst es nicht,
doch kaut man es,
wenn man's nicht kaut,
verbrennt man es.
Ihr kennt es; sagt:
Wie nennt man es?
Wilhelm Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
Den Reiter schützt, den Reiter ziert,
wodurch das Ross den Wert verliert.
Welches Homonym ist gesucht?
Friedrich Schleiermacher, deutscher Philosoph, * 1768, † 1834
Die Erste windet gleich der Schlange
Sich durch das Gras am Boden hin;
Jedoch kein Tier, - sei nur nicht bange,
Wenn manche Tiere auch darin.
Dir selbst in heißer Tagesstunde
Sie Kühle wohl und Labung bot,
Und dennoch fand in ihrem Grunde
Schon manches Kind den jähen Tod.
Die letzten Zwei sind sehr verschieden
Nach ihrem Nutzen im Gebrauch;
Du siehst sie oft beim Invaliden
Und oft beim Spiel der Kinder auch.
Dort bieten sie ein Bild zum Weinen,
Erinnernd an des Krieges Leid,
Hier machen größer sie die Kleinen
Mit Hilfe der Geschicklichkeit.
Das Ganze zeigt sich stets manierlich,
Und macht dir seinen Bückling schön,
Es ist ein Vöglein gar possierlich
Und bei der Ersten oft zu sehn.
Johann Meyer, deutscher Schriftsteller, * 1829, † 1904
Ein Deutscher benötigte Jahre dazu, Sie machen es in Sekundenschnelle.
Was ist gemeint?
Drei Wörter sind ein S, ein A,
Ein F, ein C, ein L, ein H,
Eins dient zur Ruh und eins zum Kleid,
Und eins ist Unrecht jeder Zeit.
Welche drei Begriffe suchen wir?
Karl Ehrenfried Bertermann, schlesischer Dialektdichter und Schneider, * 1829, † 1860
Lies mich, so wie ich bin: so hat's die Biene,
Die böse Frau, die Armensündermiene,
Die Kirchturmspitz, wie die Karthaus,
Die Sonne, wie die kleine Maus.
Lies mich verkehrt, bin ich gesetzt:
Zum Schild der Unschuld gegen das Verbrechen;
Und wehe dem, der mich verletzt:
Gott selbst weiß mich sodann zu rächen.
Welches Wort ist gesucht?
Sebastian Willibald Schießler, österreichischer Schriftsteller, * 1791, † 1867
Fünf Zeichen, witzig, nicht zu frei,
Pfleg' ich mit Lust zu hören;
Eins weg - kann mir die Polizei
Den Reiseplan nicht stören.
Noch eins davon - bleibt zwar nicht viel,
Wenn wir genau es wiegen;
Doch glückt es oft, damit im Spiel
Den Gegner zu besiegen
Welche drei Begriffe suchen wir?
Ludwig von Wildungen, deutscher Forstmann, * 1754, † 1822
Logogriph werden Buchstaben- oder Worträtsel genannt, bei denen durch Hinzufügen oder Entfernen von Buchstaben bei Worten neue Begriffe mit anderer Bedeutung entstehen.
Keine Früchte trag ich nicht, unter mir steh'n meine Zweige.
Niemals tragen sie ein Blatt. Meine Reinlichkeit ich zeige.
Aller Orten, wo ich bin, nahm ich weg, was bringet Schaden.
Bei den Alten steh ich mehr als bei Kindern in Gnaden.
Welcher Gegenstand ist gesucht?
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, schlesischer Lyriker, † 1679
Vorwärts am Menschenfuß, am Pferdehuf,
rückwärts, dem Schützen, Fährmann gilt der Ruf.
Welches Wort ist gesucht?
Franz Brentano, deutscher Philosoph, * 1838, † 1917
Das Erste ist mächtig und herrlich und groß,
Es birgt viel Schätze im dunklen Schoß;
Das Zweite ist nichtig und ohne Gehalt,
Bald ist es geboren und schwindet auch bald,
Und willst du die Beiden zusammensetzen,
So weiß sie der Raucher gebührend zu schätzen.
Welches Wort wird gesucht?
Stine Andresen, deutsche Schriftstellerin von der Insel Föhr, * 1849, † 1927
Eine Scharade ist ein Wort- und Silbenrätsel, bei dem die einzelnen Silben bzw. Teile des zu erratenden Wortes umschreibend angedeutet werden.
Es wird ein Mal gegessen,
Es wird ein Mal gebaut,
Es wird ein Mal im Antlitz
Des Liebchens gern geschaut;
Was ist s? Ich hab es dreimal
Genannt in einem Laut.
Friedrich Rückert, deutscher Dichter, 1788 - 1866
Ich bin ein scheues Ding und rede
freiwillig auch nicht einen Laut;
doch Antwort steh ich, all und jede,
dem, der sein Fragwort mir vertraut.
Jean Dufresne, deutscher Schachmeister und -autor, * 1829, † 1893
Sagt Jim zu John: "Ich geb Dir 60 Euro in zwei Scheinen. Aber einer davon ist kein 10-Euro-Schein."
Ist das möglich?
Vier Jahr bleibt er aus,
Dann kommt er nach Haus,
Und zeiget sich wieder
Im Kreis seiner Brüder.
Was kann das sein?
August Friedrich Ernst Langbein, ein vielgelesener deutscher Dichter, * 1757, † 1835
Mit A leist ich dem wilden Meere,
Den Stürmen Widerstand.
Mit I bin ich des Bauern Ehre
Und mach ihm fett das Land.
Mit O muss mancher sich begnügen,
Der über Wein nicht kann verfügen.
Welche drei Begriffe suchen wir?
Karl Rudolf Hagenbach, Schweizer Theologe, * 1801, † 1874
Gib mir die Erste, ich geb' dir die Zweite
Und lasse das Ganze für höfliche Leute.
Friedrich Schleiermacher, deutscher Philosoph, * 1768, † 1834
Zwei Schwestern! Gar ein seltsam Zwillingspaar!
Die eine ist' des Fleißes schönstes Bildnis,
Die and're, faul, verträumt das ganze Jahr,
Als zählte sie zu Kindern in der Wildnis.
Die Schwester Rührig hat gelernt auch viel,
Besorgt die Wirtschaft, spielt auf dem Klaviere,
Malt, zeichnet, schreibt; man sagt, dass sie den Kiel
Gleichwie die Nadel meisterhaft regiere.
Die Schwester Faulpelz, linkisch jeder Zoll,
Hat nichts gelernt in ihrem ganzen Leben,
Wird täglich träger, mag den Becher voll
Trotz heißem Durste nicht zum Mund erheben.
Doch kann der Aschenbrödel nicht dafür,
Verdummen ließ sie einzig der Herr Vater;
Doch zu der andern drängten an der Tür
Sich stündlich Meister, Lehrer und Berater.
Wer sind die Schwestern?
Heinrich von Levitschnigg, österreichischer Schriftsteller, * 1810, † 1862
Ich bin ein Haus,
Doch weiß kein Mensch mich zu erbauen;
Will, der drin wohnt, hinaus,
Muss er das Haus in Stücke hauen.
Ich bin ein Fass,
Doch ohne Spund und ohne Bänder,
Zwar ist mein Inhalt nass,
Doch just kein Witz- und Freudenspender.
Ein Ofen bin ich dann,
Der Wärme von sich strömt und Leben,
Doch schürt man mich nicht drinnen an,
Von außen wird mir Glut gegeben.
Und bin noch vielerlei,
Sogar die Zuflucht mancher Frommen,
Zu der allwöchentlich sie kommen.
Nun sagt, was Ofen, Fass und Haus wohl sei?
Franz von Elsholtz, deutscher Dichter und Schriftsteller, * 1791, † 1872
Ich bin zwar sehr beliebt,
Unschuldig, still und rein;
Doch schließt und sperrt man mich
Gleich einem Räuber ein.
Da lieg ich Jahre lang
In einem finstern Loch,
Kein Essen gibt man mir,
Ich mäste mich dennoch.
Zwar weiß ich nicht, ob bald
Mir die Erlösung nah';
Doch endlich ist für mich
Gewiss Erlösung da.
Dann wärst du gern dabei,
Denn es gibt neues Leben;
Vielleicht mag ich wohl gar
Dir viel zu Lachen geben.
Was kann das sein?
Carl Arnold Kortum, Arzt, Schriftsteller, Königlicher Hofrat und Heimatforscher, * 1745, † 1824
Zwei Worte weiß ich, die einander Feind,
das eine sucht das andre zu verderben,
in beiden müssen viel Geschöpfe sterben;
und hast du sie zu einem Wort vereint,
eint sich auch ihre zehrend böse Kraft,
schon manchen Volksstamm hat es hingerafft.
Welches Wort wird gesucht?
Paula Dehmel, deutsche Schriftstellerin, * 1862, † 1918
Eine Scharade ist ein Wort- und Silbenrätsel, bei dem die einzelnen Silben bzw. Teile des zu erratenden Wortes umschreibend angedeutet werden.
Ich kenne einen guten Mann,
im Winter liebt ihn jedermann.
Doch, wenn die Sommerblumen blüh n,
kümmert sich kein Mensch um ihn.
Der Mann in vielen Stuben steht
und niemals von der Stelle geht.
Was ist gesucht?
Ich diene zum Fahren, doch hab' ich nicht Räder,
Und dennoch fährt mich ganz gern ein jeder.
Im Winter, wenn auf die Wiesen, das Feld
Der Schnee in Flocken hernieder fällt,
Dann zieht man mich schnell aus dem Winkel hervor
Und spannt nicht nur Pferde, auch Knaben mir vor.
Was kann das sein?
Therese Antoinette Focking (Psyd. Tante Therese), deutsche Fröbelpädagogin, Kinderbuchautorin * 1828, † 1913
Meine erste Silbe ist
Alt: sogar noch älter,
Als das alles was ihr wisst:
Und die junge Zweite ist
Hoher Schmuck der Wälder.
In dem schönen Hirtenstrauß
Jörgens für sein Lenchen,
Nimmt sie sich vortrefflich aus.
Und das Ganze bringt nach Haus
Manches Muttersöhnchen.
(1+1 Silben)
Isaak Maus, deutscher Schriftsteller, * 1748, † 1833
Mit "an" beweist es Vornehmheit,
Mit "um" macht es dir Schwierigkeit,
Mit "hand" siehst du dich umgekehrt,
Im "unter" bleibst du unversehrt,
mit "ver" ist es ein kluger Sinn,
Mit "auf" Revolutionsbeginn,
mit "bei" wird Hilfe dir gebracht,
Mit "aus" wird kein Geschäft gemacht,
Mit "be" ist es Dauerhaftigkeit,
Mit "ab" gibt es an, wie nah, wie weit,
Mit "vor" ist es, wer die Leitung führt,
Wenn seinem "ver" dies Amt gebührt.
Ein Wort wird gesucht - welches?
- Wer war lange nicht beim Frisör?
- Wer sorgt für "Ski und Rodel gut"?
- Wo entgeht ein pensionierter Pfeifenraucher knapp dem Tod?
- Wo führt Tierquälerei zu einer Ehe?
- Wer macht gute Tauschgeschäfte?
Das Erste.
Dem alten Deutschen Gerstensaft
Verdopple ich Wohlgeschmack und Kraft.
Das Zweite.
Seit Adam bin als Intendant
Der Pflanzenwelt ich anerkannt.
Das Ganze.
Ein großer Arzt und biedrer Freund
Von einem Königreich beweint.
Friedrich von Matthisson, deutscher Lyriker, Bibliothekar und Prosaschriftsteller, * 1761, † 1831
Mein Erstes ist ein Hund,
mein Zweites ist ein Junge,
mein Ganzes ist ein Dieb,
kein Hundejunge!
Paula Dehmel, deutsche Schriftstellerin, * 1862, † 1918
Ich bin im ganzen Wasserreich,
Der einzige, der, Nachtigallen gleich,
Meist Abends seine Stimm' erhebet
Und so die tote Flur belebet.
Ich deute, was nicht jeder kann,
Der Zukunft dunkle Zeiten an.
Sehr vielen bin ich äußerst ekelhaft,
Jedoch, gut zugerichtet, schafft
Ein kleiner ekler Teil von mir,
Den besten Leckerbissen dir.
Jakob Glatz, lutherischer Pfarrer, * 1776, † 1831
Die erste Silbe bedeutet etwas, womit Schiffe befestigt werden, die zweite Silbe ist ein Buchstabe; das ganze Wort ein Vogel.
Jakob Glatz, lutherischer Pfarrer, * 1776, † 1831
Es bedeutet etwas, was man beim Schreiben gewöhnlich nötig hat; verwandelt man den ersten Buchstaben in einen anderen, so drückt das Wort dann etwas aus, was der Schuster nicht entbehren kann.
Jakob Glatz, lutherischer Pfarrer, * 1776, † 1831
Den Bogen ich spann',
Mich China ersann,
Lieb's Unwetter nur
In seid'ner Montur.
Welcher Gegenstand wird gesucht?
Karl von Lützow, deutscher Kunsthistoriker, * 1832, † 1897
Wir tun es bei
Dem Papagei
Und, führen uns die Schritte
An unsers Freundes Haus vorbei,
Auch hier wohl als Visite.
Welches Homonym ist gesucht?
Franz Brentano, deutscher Philosoph und Psychologe, * 1838, † 1917
Mit H: Frauenputz,
Mit L: Sonnenschutz,
Mit R: niedriges Verbrechen,
Mit T: Vögel, die nie sich rächen.
Albertine von Flotow, Konventualin, Schriftstellerin, * 1790, † 1849
Logogriph werden Buchstaben- oder Worträtsel genannt, bei denen durch Hinzufügen oder Entfernen von Buchstaben bei Worten neue Begriffe mit anderer Bedeutung entstehen.
In einer kleinen Hütte saßen
32 Kameraden ruhig und nett.
Sie tranken oft zusammen und aßen,
wurden doch nie betrunken noch fett.
Schneider und Müller waren dabei,
alle saßen reputierlich in doppelter Reih
und hatten einen Redner in der Mitte.
Es war weder Bank noch Tisch noch Hütte,
und sie war gebaut weder von Holz noch Stein,
doch war dran ein Flügeltor, rot und fein.
Welche fünf Wörter sind gesucht?
Carl Arnold Kortum, deutscher praktischer Arzt und Bergarzt, Schriftsteller, Königlicher Hofrat und Heimatforscher, * 1745, † 1824
Der deutsche Philosoph Friedrich Schleiermacher (* 1768, † 1834) war einer der wichtigsten Autoren seiner Zeit. Er übersetzte unter anderem die Werke Platons ins Deutsche und gilt als Begründer der modernen Hermeneutik - also der Theorie der Interpretation von Texten und des Verstehens.
Er hatte aber auch Freude an Rätseln. Hier das Rätsel um den Weltbezwinger und Lebensüberwinder.
In das Herz des größten Weltbezwingers
setze 'du' hinein,
und es wird der größte Leidensüberwinder
bezeichnet sein.
Können Sie es lösen?
Weiterlesen: Das Rätsel um den Weltbezwinger und Lebensüberwinder
Das eine man gegen Grippe tut,
ein "sch" davor, und es gibt böses Blut.
Welche zwei Wörter sind gesucht?
Der deutsche Philosoph und Psychologe Franz Clemens Brentano (* 1838, † 1917) war ein scharfer Denker und feinsinniger Geist. Er hatte Freude am Erstellen von Rätseln für seine Freunde und Bekannten.
Bei diesem Rätsel ist es hilfreich, die Zeit mit ihrer Sprache und den Sitten zu beachten. Können Sie es lösen?
Die Natter
Kennst du die Natter ohne Zahn?
Sie schmiegt sich erst dem Opfer an,
Dann plötzlich gibt sie Pein und Not, -
Ein Zucken noch, - es siegt der Tod.
Und stände gleich ein Arzt daneben,
Umsonst! Er rettet nicht das Leben.
Sie pflegt auf Bäume hoch zu steigen,
Doch birgt sich nicht in Laub und Zweigen;
Man weiß es, wo sie feindlich lauert,
Und Grauen drum das Herz durchschauert;
Man möchte fliehn, man kann nicht ziehn,
Man fühlet sich mit Macht gefesselt
Und gehet dennoch zu ihr hin.
Wohl keiner von den Schlangen allen
Sind so viel Opfer schon gefallen;
Und der sie anrührt unversehrt,
Der ist geschändet und entehrt.
Das Wort ist der Name eines Nagetieres;
setzt man statt des ersten Buchstabens einen anderen,
so bedeutet dann das Wort einen äußeren Teil des menschlichen Körpers.
Jakob Glatz, lutherischer Pfarrer, * 1776, † 1831
Das Gras tut's im Frühling,
Die Sonne tut's dem Grase,
Die Biene tut's dem Menschen,
Ins Meer tut's der Schiffer,
Mit Karten tut's der Spieler,
Der Fleischer tut's dem Kalbe,
In Kupfer tut's der Künstler,
Chirurge in Geschwüren,
Die alten Ritter taten es
Mit Lanzen in Turnieren.
Ignaz Franz Castelli, österreichischer Dichter und Dramatiker, 1781 - 1862
Welches Wort ist gesucht?
Mein Kopf ist klein, mein Hals ist lang
und groß mein Rumpf; zu Sprung und Gang
taugt aber nicht mein dünner Fuß,
weshalb man stets mich tragen muss.
Gestreichelt in die Kreuz und Quer,
schnarch ich und brumm ich wie ein Bär.
Kann dann auch aus dem ff singen,
dass mir die Sehnen fast zerspringen.
Doch zahnlos, kann ich niemand beißen:
Nun rat, wie mich die Leute heißen.
Wilhelm Güll, deutscher Dichter, * 1812, † 1879
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