Rätselgedichte (mit Lösung)
Rätselgedichte sind Aufgaben in Versform. Sprachkünstler und Logikkünstler unter den großen Denkern haben sich zu allen Zeiten einen Spaß daraus gemacht, sich Rätsel in Reimform auszudenken. Wir haben hier auf blueprints.de eine Auswahl besonders interessanter Rätselgedichte zusammengetragen. Viel Spaß beim Lösen!
Ein Beispiel zum Warmwerden:
Ich hab‘ ein Ding im Sinn,
wohl lieben es die Mädchen traut,
es liegt um ihre zarte Haut,
doch stecken Nägel drin.
Was ist gesucht?
von Johann Peter Hebel
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Der Handschuh
1. Rätselgedicht: Es tut der Mond
Es tut der Mond, es tut die Sonne,
Der Teig und auch das Herz voll Wonne,
Die Tür, die Blume und die Naht,
Die Knospe und stets auch die Saat.
Was tun alle?
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Aufgehen
2. Rätselgedicht: Durch Hitze, nicht durch Frost
Durch Hitze, nicht durch Frost vom Norden,
bin ich aus Wasser Schnee geworden.
Johann Peter Hebel (1760 - 1826)
Was ist gesucht?
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Das Salz
3. Rätselgedicht: Jagen und nicht kriegen
Du jagst mich, und ich jage dich,
Du kriegst mich nicht, ich kriege dich nicht:
Unmöglich kann es geschehen,
Dass wir, Bruder und Schwester, uns sehen.
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Tag und Nacht
4. Rätselgedicht: Es geht eine Brücke über den Bach
Es geht eine Brücke über den Bach.
Sie ward gemacht in einer Nacht,
Kein König hatte sie erdacht.
Es kommen zwei, die Brücke zu brechen,
Man hört sie dabei kein Wörtchen sprechen.
Den einen sieht man, doch hört ihn nicht,
Den anderen hört man, doch sieht kein Gesicht.
Wer sind die beiden?
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Die Sonne und der Wind
Die Brücke war aus Eis!
5. Rätselgedicht: Der Regen macht nass
Der Regen macht nass;
Fang' auf ihn im Fass,
So kann er die Wäsche dir bleichen;
Auch ich mache nass,
Doch find' ich schon blass,
Was meine Ströme erreichen.
Der Regen zerrinnt,
Ihn trocknet der Wind,
Und Klarheit erscheint aller Orten.
Mich trocknet kein Wind,
Die Zeit, die verrinnt,
Schließt meinen Quellen die Pforten.
Gustav Theodor Fechner
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Die Träne
6. Rätselgedicht: In ihm versank so mancher Blick
In ihm versank so mancher Blick
und auch so mancher Mann.
An ihm liegt jedes Bündel Glück,
auch nährt man Schlangen dran.
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Der Busen
7. Rätselgedicht: Die Erste heißt lateinisch hinten
Die Erste heißt lateinisch hinten,
Doch deutsch bewegt sie sich nach vorn;
Die andre ist stets vorn zu finden,
Als Schmuck und Waffe für den Zorn;
Das Ganze ist bald vorn, bald hinten,
Schweigt hinten und spektakelt vorn.
Gustav Theodor Fechner
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Posthorn
8. Rätselgedicht: Eine Mutter, die man benennt
Eine Mutter, die man benennt
nicht anders als ihre Söhne;
in einfacher Zahl: ein Instrument,
und in vielfacher: Töne.
Friedrich Rückert
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Die Laute
9. Rätselgedicht: Wer es hat, dem macht es Sorgen
Wer es hat, dem macht es Sorgen,
wer s nicht hat, entbehrt es schwer.
Hat er s nicht, so muss er s borgen,
hat er s, gibt er s wieder her.
Was ist gesucht?
Friedrich Güll (1812 - 1879), deutscher Dichter
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Das Geld
10. Rätselgedicht: Mich ruft die Liebe
Mich ruft die Lieb' ins Leben,
Bisweilen auch die Not:
Doch kaum beginn' ich aufzuschweben,
Bin ich schon wieder tot.
August Friedrich Ernst Langbein (1757 - 1835), ein vielgelesener deutscher Dichter
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Der Seufzer
11. Rätselgedicht: Aus Tiefen komm ich her zu dir
Aus Tiefen komm ich her zu dir,
Des Meeres Welle spielt mit mir,
Doch nimmst du mir den Kopf, alsbald
Wacht' ich im frischen grünen Wald.
Stine Andresen (1849 - 1927), deutsche Schriftstellerin
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Perle - Erle
12. Rätselgedicht: Ich bin ein Futteral
Ich bin ein Futteral,
Gemacht für das Pedal;
Doch bin ich nicht von Leder,
Sonst wüsst' es gleich ein jeder,
Im Winter bin ich jedem wert,
Im Sommer werd ich nicht begehrt.
Samuel Friedrich Sauter (1766 - 1846), deutscher Dorfschullehrer und Volksdichter
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Ein wollener Winterschuh
13. Rätselgedicht: Er wird gedreht
Er wird gedreht, verknüpft, entwirrt,
kohlschwarz und weiß wie Schnee,
doch wenn es Kopf und Schwanz verliert,
dann freilich heißt's ade!
Otto Sutermeister (1832 - 1901), Schweizer Pädagoge
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Der Faden
14. Rätselgedicht: Diene zum Fahren
Ich diene zum Fahren, doch hab' ich nicht Räder,
Und dennoch fährt mich ganz gern ein jeder.
Im Winter, wenn auf die Wiesen, das Feld
Der Schnee in Flocken hernieder fällt,
Dann zieht man mich schnell aus dem Winkel hervor
Und spannt nicht nur Pferde, auch Knaben mir vor.
Was kann das sein?
Therese Antoinette Focking (Psyd. Tante Therese), deutsche Fröbelpädagogin, Kinderbuchautorin, 1828 - 1913
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Der Schlitten
15. Rätselgedicht: vier Jahr bleibt er aus
Vier Jahr bleibt er aus,
Dann kommt er nach Haus,
Und zeiget sich wieder
Im Kreis seiner Brüder.
Was kann das sein?
August Friedrich Ernst Langbein (1757 - 1835 ), ein vielgelesener deutscher Dichter
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Der Schalttag
16. Rätselgedicht: Wenn Du es sagtest
Wenn du es sagtest, wärest du nicht klug,
wenn du es hättest, wär's mehr als genug,
wenn du's entbehrtest, wärst du nicht glücklich,
wenn du es wünschtest, wär's nicht schicklich,
wenn du es glaubtest, wärst du zum Spott,
wenn du es könntest, wärst du ein Gott.
Franz Brentano
Vielen Dank an Britta Ross für die Einsendung!
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ALLES
17. Rätselgedicht: Es eilt und läuft
Es eilt und läuft,
Niemand sieht es laufen,
Mann kann es nicht halten,
Kann es nicht kaufen,
Macht weder Schritt noch Sprünge,
Lehrt viel verborgene Dinge.
Was ist gesucht?
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Die Zeit
18. Rätselgedicht: Wohnt im Wasser
Wohnt im Wasser,
ist aber kein Fisch;
kommt schwarz in die Küche
und rot auf den Tisch.
Was ist das?
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Der Krebs
19. Rätselgedicht: Um Mann und Weib zu zieren
Um Mann und Weib zu zieren,
gab erste die Natur,
jedoch die letzten führen
gewöhnlich Weiber nur.
Das ganze brauchen jedenfalls
die Weiber nur allein,
und stecken's in die erste
befestigend hinein.
Graf Platen ( 1796 - 1835), deutscher Dichter
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Die Haarnadel
20. Rätselgedicht: ich bin ein Haus
Ich bin ein Haus,
Doch weiß kein Mensch mich zu erbauen;
Will, der drin wohnt, hinaus,
Muss er das Haus in Stücke hauen.
Ich bin ein Fass,
Doch ohne Spund und ohne Bänder,
Zwar ist mein Inhalt nass,
Doch just kein Witz- und Freudenspender.
Ein Ofen bin ich dann,
Der Wärme von sich strömt und Leben,
Doch schürt man mich nicht drinnen an,
Von außen wird mir Glut gegeben.
Und bin noch vielerlei,
Sogar die Zuflucht mancher Frommen,
Zu der allwöchentlich sie kommen.
Nun sagt, was Ofen, Fass und Haus wohl sei?
Franz von Elsholtz (1791 - 1872), deutscher Dichter und Schriftsteller
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Das Ei
21. Rätselgedicht: Zwei Schwestern
Zwei Schwestern kenn ich,
kannst du es fassen?
Die ganz zusammen passen,
jed' Werk gemeinsam tun
und nachts zusammen ruhn;
Doch gilts in kleinsten Fragen
Ja oder Nein zu sagen,
wirst jedes Mal du sehn,
dass die zwei Schwestern auseinandergehn.
Franz Brentano (1838 - 1917), deutscher Philosoph
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Die Lippen
22. Rätselgedicht: Es bringt den Reiter um sein Ross
Es bringt den Reiter um sein Ross,
Den Edelmann um sein Schloss;
Den Bauern um seinen Ackerpflug:
Wer das errät, der ist wohl klug.
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Das Würfelspiel (bzw. Glücksspiel)
23. Rätselgedicht: Lieber Freund, oh hör mir zu!
Lieber Freund, oh hör mir zu!
Ich bin ich, und ich bin du,
ich bin er, und ich bin sie,
aber etwas bin ich nie.
Ich bin mein, und ich bin dein,
ich bin ihr, und ich bin sein,
aber niemals allgemein.
Rate nun, was kann ich sein?
Ignaz Franz Castelli (1781 - 1862), österreichischer Dichter und Dramatiker
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Fürwort
24. Rätselgedicht: Rund und klein
Rund und klein
Fünf Schwesterlein
Im engen Haus,
Sie müssen heraus
In Wassers Flut:
Gesotten
Schmecken sie gut.
Was schmeckt da so gut?
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Die Erbsen
25. Rätselgedicht: Wer es besitzt, hat Grund sich zu beklagen
Wer es besitzt, hat Grund sich zu beklagen,
und wem es fehlt, der ist gesund.
Wer es verschweigt, vermag uns viel zu sagen,
und wer es sagt, der hält stets reinen Mund.
Der Geizige vermag es fortzuschenken;
der üppige Verschwender knappt sich's ab.
Wer niemals denkt, wird immer daran denken,
und jeder nimmt es mit sich in das Grab.
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Nichts
26. Rätselgedicht: Die Erste ist das in trocknem Zustande
Die Erste ist das in trocknem Zustande,
Was frisch als die andre wächst in dem Lande.
Weh! wem das Ganze nur steht zu Gebot,
Sich d'ran zu halten, kommt er in Not.
Gustav Theodor Fechner
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Strohhalm
27. Rätselgedicht: die Fahrt
Ein jeder hat's.
Im Grabe ruht's.
Der Herr befiehlt's.
Der Kutscher tut's.
Friedrich Schleiermacher (1768 - 1834), deutscher Philosoph
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Vorfahren!
28. Rätselgedicht: Ich bin ein Komet
Ich bin ein Komet mit Kugel und Schweif,
Nur steig' ich nicht in die Luft;
Der Sommer macht mich zur Wanderung reif,
Und mich verkündet mein Duft;
Auch Glut und Brand bewirkt mein Erscheinen,
Ja, jedes Auge zwing' ich zum Weinen! -
Und dennoch bin ich in Land und Stadt
Ein viel willkommener Gast!
Mit Eifer sucht mich, wer mich nicht hat;
Nur Wen'gen bin ich zur Last,
Und will mit Blütenglanz ich mich schmücken,
Dann sehn selbst diese mich mit Entzücken.
Franz von Elsholtz (1791 - 1872), deutscher Dichter und Schriftsteller
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Die Zwiebel
29. Rätselgedicht: Es ist mehr als Veralten
Es ist mehr als Veralten
und soviel als Verwalten;
es erhält uns die Güter
und zerstört die Gestalten.
Friedrich Rückert
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verwesen
30. Rätselgedicht: Mein Körper
Mein Körper ist von Kreuz- und Sternchen voll;
Nur weiß ich nicht so viel von guten Tagen,
Als meistens wohl die Herrn, die Kreuz' und Sterne tragen,
Man schafft mich bloß, damit ich leiden soll.
Doch dünkt mich nie mein Schicksal bitter;
Ich bin so redlich, treu und echt,
Wie vor Jahrhunderten der biedre, deutsche Ritter,
Der Damen Knecht!
Ich lasse mich zerstechen und zerritzen,
Um sie vor Wunden zu beschützen.
August Friedrich Ernst Langbein (1757 - 1835), ein vielgelesener deutscher Dichter
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Der Fingerhut
31. Rätselgedicht: Die erste Silb, ein Gott
Die erste Silb, ein Gott, beherrscht des Landes Auen,
die zweite und dritte ist ein Name, oft belacht;
das schwache Ganze wird in der Gewalt der Frauen
der Donnerkeil des Zeus und spottet aller Macht.
Theodor Körner
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Der Pantoffel
32. Rätselgedicht: Steh' ich als Riese auf dem Dach
Steh' ich als Riese auf dem Dach,
So ist es wohnlich drinnen;
Steig' ich herab in dein Gemach,
So treib' ich dich von hinnen.
Was ist gesucht?
Gustav Theodor Fechner (1801 - 1887), deutscher Physiker und Philosoph
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Der Rauch
33. Rätselgedicht: In kühler Luft
In kühler Luft,
Durch Morgenduft,
Ging in das Feld der M
Mit seiner lieben S.
Er sprach: Wie steht die Saat so schön!
Sie sprach: Das wird nicht lang so stehen!
Nun, liebe Freunde, ratet es,
Wer ist der M?, wie heißt die S?
Johann Peter Hebel
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Der Michel mit seiner Sichel
34. Rätselgedicht: Wer rät
Wer rät,
wie das Letzte im Glas,
ein Schrei
und eine Soldatenportion dabei
ein Ort zum Essen und Trinken sei?
Welches "veraltete Wort" wird gesucht?
Franz Brentano (1838 - 1917), deutscher Philosoph und Psychologe
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Rest - au - ration
(veraltet für Gastwirtschaft)
35. Rätselgedicht: Die Morgensonne
Die Morgensonne bringt's ans Licht,
Doch lange hält es sich dann nicht.
Verworren ist es so manches Mal
Und hilft dann doch mal übers Tal.
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Der Tau
36. Rätselgedicht: er auf dem Lebensweg
Wer auf dem Lebensweg in allen Dingen
weiß mit der ersten gut zu schalten,
und auch die zweite stets zu halten,
der wird das Trefflichste vollbringen.
Das Ganze nimmt der Dichter wahr,
die zweite aber nimmt der Schneider.
Mehr mach ich heut nicht offenbar,
mit fehlt es an der ersten, leider!
Jean Dufresne (1829 - 1893), deutscher Schachmeister
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Das Zeitmaß
37. Rätselgedicht: ei der Kirche angestellt
Ich bin bei der Kirche angestellt,
Mein Wesen ist ganz erbaulich
Und über den Dingen dieser Welt
Mein Standpunkt hoch und beschaulich.
Mein Wort ist einfach, doch hat es die Macht,
Zur Andacht zu rufen die Frommen;
So dien' ich der Kirche bei Tag' und bei Nacht
Und bin doch hinein nie gekommen.
Gustav Theodor Fechner (1801 - 1887), deutscher Physiker und Philosoph
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Der Kirchturm
38. Rätselgedicht: Bogen
Den Bogen ich spann',
Mich China ersann,
Lieb's Unwetter nur
In seid'ner Montur.
Welcher Gegenstand wird gesucht?
Karl von Lützow (1832 - 1897), deutscher Kunsthistoriker
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Der Regenschirm
39. Rätselgedicht: Auf weißem Feld
Auf weißem Feld
Sind zweie gesellt;
Das Eine zerspält,
Was das andre hält;
Wozu sie bestellt,
D'rum dreht sich die Welt.
Gustav Theodor Fechner
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Messer und Gabel
40. Rätselgedicht: Schmuck des Weisen
Einfach bin ich der Schmuck des Weisen,
Und wo ich bin, wird man mich preisen;
Doch sucht ein Übermüt'ger sich
Mit meiner Mehrzahl stolz zu zieren,
So dürfte er darüber mich
In meiner Einheit leicht verlieren.
Ignaz Franz Castelli (1781 - 1862), österreichischer Dichter und Dramatiker
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Die Würde
41. Rätselgedicht: Nudeldicke Dirn!
Nudeldicke Dirn!
Schädel ohne Hirn!
Dreimal dreien Junggesellen
bietend deine Stirn,
wirst du Stand und Stolz zerschellen!
Friedrich Wagner-Poltrock
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Der Kegel
42. Rätselgedicht: Ein Wesen zwischen Luft und Wasser
Ein Wesen zwischen Luft und Wasser,
Halb Fisch, halb Vogel, sich bemühend,
Stets von sich selbst hinabgezogen,
Wie's aufzustreben sich erkühnt;
In seiner Arbeit kläglich stöhnend
Und unablässig Tränen sprühend,
Es darf in seiner Qual nicht rasten,
Als bis dadurch der Boden grünt.
Friedrich Rückert
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Das Schöpfrad
43. Rätselgedicht: Ich lieg im Turm
Ich lieg im Turm mit manchem Zimmer
und werde drin zum braunen Mohr,
und nie schau ich des Tages Schimmer,
sprengt nicht ein schneidend Schwert das Tor.
War dort mein Kerker klein und enge,
doch wünscht ich noch ein finstrer Haus;
dort grab ich unterirdsche Gänge
und komm als grüner Zwerg heraus.
Bald streckt der Zwerg sich in die Länge,
am Ende wird ein Riese draus.
Johann Friedrich Kind (1768 - 1843), deutscher Schriftsteller
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Der Obstkern
44. Rätselgedicht: Die beiden Ersten sind mehr als gut
Die beiden Ersten sind mehr als gut:
Mit der Dritten wehrt sich die Gassenbrut.
Das Ganze ist die adlige Klasse
Unter einer sonst sehr gemeinen Rasse.
Gustav Theodor Fechner
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Der Edelstein
45. Rätselgedicht: Du gibst es aus
Du gibst es aus, du nimmst es ein
und fristest so dein täglich Leben;
doch nicht im Beutel, nicht im Schrein
gedenkst du es je aufzuheben.
Wie ohne Dank und Denken du
es nimmst, so gibst du auch es wieder;
und doch, gebräch es dir - im Nu
schwebte der Tod auf dich hernieder.
Jean Dufresne (1829 - 1893), deutscher Schachmeister und -autor
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Der Atem
46. Rätselgedicht: In mir findest du Soldaten
Im ersten Teil schafft mich die Biene,
der Kerzenzieher liebt mich sehr.
Im zweiten Teil braucht mich die Tine,
dann hat sie gar kein Zahnweh mehr.
Zusammen solltest du mich raten,
denn in mir findest du Soldaten!
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Wachs - Tube - Wachstube
47. Rätselgedicht: Ein Weib mit seltener Macht
Ich nenne dir ein Weib mit seltener Macht,
Das überall nur Unheil stets vollbracht,
Das auch das beste Ding, woran sich's klammert,
So böse macht, dass es der Mensch bejammert.
Was ist das?
Ignaz Franz Castelli
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Miss - Missgunst, Missgeschick, Missmut, Missernte ...
48. Rätselgedicht: In Silber kleidet sich's
In Silber kleidet sich's, in Gold,
in Perl' und Diamant, wenn ihr wollt;
es geht, doch geht es nicht auf Füßen,
und wenn es steht, wird dich's verdrießen;
es spricht nicht leicht, doch deutet's fein,
es hat zwei goldene Fingerlein,
und wenn es auf Verlangen dir
laut, was es weiß, allzeit bekennt,
so ist schon vornehm Tier,
es ist gleichsam ein Repetent.
Kurz, wer's erfand, der hat ein Tüchtiges
in dieses Ding hinein
geheimnisset und ließ Wichtiges
der Menschheit angedeihen.
Was ist das?
Eduard Mörike (1804 - 1875), deutscher Lyriker
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Die Uhr
49. Rätselgedicht: Sie steht im Wald
Sie steht im Wald und zittert stets
und weiß doch nicht, warum und wie;
kommt nun ein W gar über sie,
dann an ein Taumeln, Schwirren geht's
und an ein Stechen, an ein Naschen
an reifen Früchten, süßen Flaschen,
so ungestüm und unerhört,
dass man sich kaum der eignen Haut erwehrt.
Otto Sutermeister (1832 - 1901), Schweizer Pädagoge
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Espe, Wespe
Die Espe (Zitterpappel) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pappeln.
50. Rätselgedicht: Ich habe Flügel
Ich habe Flügel, rate Kind,
Doch flieg ich nur im Kreise,
Und singen tu ich, wenn der Wind
Mir vorpfeift, laut und leise;
Was ihr den Feldern abgewinnt,
Kau ich auf meine Weise,
Doch - was mir durch die Kehle rinnt,
Das mundet euch als Speise.
Paula Dehmel (1862 - 1918), deutsche Schriftstellerin
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Die Windmühle
51. Rätselgedicht: Mein Kopf ist klein
Mein Kopf ist klein, mein Hals ist lang
und groß mein Rumpf; zu Sprung und Gang
taugt aber nicht mein dünner Fuß,
weshalb man stets mich tragen muss.
Gestreichelt in die Kreuz und Quer,
schnarch ich und brumm ich wie ein Bär.
Kann dann auch aus dem ff singen,
dass mir die Sehnen fast zerspringen.
Doch zahnlos, kann ich niemand beißen:
Nun rat, wie mich die Leute heißen.
Wilhelm Güll (1812 - 1879), deutscher Dichter
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Die Bassgeige
52. Rätselgedicht: Mein Kopf ist klein
Mein Kopf ist klein, mein Hals ist lang
und groß mein Rumpf; zu Sprung und Gang
taugt aber nicht mein dünner Fuß,
weshalb man stets mich tragen muss.
Gestreichelt in die Kreuz und Quer,
schnarch ich und brumm ich wie ein Bär.
Kann dann auch aus dem ff singen,
dass mir die Sehnen fast zerspringen.
Doch zahnlos, kann ich niemand beißen:
Nun rat, wie mich die Leute heißen.
Wilhelm Güll (1812 - 1879), deutscher Dichter
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Die Bassgeige
53. Rätselgedicht: Kleine Hütte
In einer kleinen Hütte saßen
32 Kameraden ruhig und nett.
Sie tranken oft zusammen und aßen,
wurden doch nie betrunken noch fett.
Schneider und Müller waren dabei,
alle saßen reputierlich in doppelter Reih
und hatten einen Redner in der Mitte.
Es war weder Bank noch Tisch noch Hütte,
und sie war gebaut weder von Holz noch Stein,
doch war dran ein Flügeltor, rot und fein.
Welche fünf Wörter sind gesucht?
Carl Arnold Kortum (1745 - 1824), deutscher praktischer Arzt und Bergarzt, Schriftsteller, Königlicher Hofrat und Heimatforscher
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Die Zähne
Die Schneide- und Mahlzähne
Die Zunge
Die Lippen
54. Rätselgedicht: Bin sehr beliebt
Ich bin zwar sehr beliebt,
Unschuldig, still und rein;
Doch schließt und sperrt man mich
Gleich einem Räuber ein.
Da lieg ich Jahre lang
In einem finstern Loch,
Kein Essen gibt man mir,
Ich mäste mich dennoch.
Zwar weiß ich nicht, ob bald
Mir die Erlösung nah';
Doch endlich ist für mich
Gewiss Erlösung da.
Dann wärst du gern dabei,
Denn es gibt neues Leben;
Vielleicht mag ich wohl gar
Dir viel zu Lachen geben.
Was kann das sein?
Carl Arnold Kortum (1745 - 1824), deutscher praktischer Arzt und Bergarzt, Schriftsteller, Königlicher Hofrat und Heimatforscher
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Wein im Fass
55. Rätselgedicht: Kein Kluger hält mich für gering
Kein Kluger hält mich für gering:
Ich bin ein unerträglich Ding!
Drum bringt mich nicht in eure Taschen,
wollt ihr noch etwas drin erhaschen!
Sonst fress' ich's weg und werde doch nicht satt:
Ich fresse immer mehr, je länger man mich hat.
Johann Peter Hebel
Vielen Dank an Britta Ross für die Einsendung!
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Ein Loch in der Tasche
56. Rätselgedicht: Wasserreich
Ich bin im ganzen Wasserreich,
Der einzige, der, Nachtigallen gleich,
Meist Abends seine Stimm' erhebet
Und so die tote Flur belebet.
Ich deute, was nicht jeder kann,
Der Zukunft dunkle Zeiten an.
Sehr vielen bin ich äußerst ekelhaft,
Jedoch, gut zugerichtet, schafft
Ein kleiner ekler Teil von mir,
Den besten Leckerbissen dir.
Jakob Glatz (1776 - 1831), lutherischer Pfarrer
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Der Frosch
57. Rätselgedicht: Gar ein seltsam Zwillingspaar
Zwei Schwestern! Gar ein seltsam Zwillingspaar!
Die eine ist' des Fleißes schönstes Bildnis,
Die and're, faul, verträumt das ganze Jahr,
Als zählte sie zu Kindern in der Wildnis.
Die Schwester Rührig hat gelernt auch viel,
Besorgt die Wirtschaft, spielt auf dem Klaviere,
Malt, zeichnet, schreibt; man sagt, dass sie den Kiel
Gleichwie die Nadel meisterhaft regiere.
Die Schwester Faulpelz, linkisch jeder Zoll,
Hat nichts gelernt in ihrem ganzen Leben,
Wird täglich träger, mag den Becher voll
Trotz heißem Durste nicht zum Mund erheben.
Doch kann der Aschenbrödel nicht dafür,
Verdummen ließ sie einzig der Herr Vater;
Doch zu der andern drängten an der Tür
Sich stündlich Meister, Lehrer und Berater.
Wer sind die Schwestern?
Heinrich von Levitschnigg (1810 - 1862 ), österreichischer Schriftsteller
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Die beiden Hände
58. Rätselgedicht: Der ist überall willkommen
Der ist überall willkommen
darf zur sprödsten Schönen kommen.
Die kann durch ein leises Drücken
zarte Liebe hoch beglücken.
Das zu finden ist oft schwer,
mancher trifft's von ungefähr.
Friedrich Schleiermacher (1768 - 1834), deutscher Philosoph
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Der, die und das Rechte!
59. Rätselgedicht: Breche mir den Schlaf
Ich breche mir den Schlaf
Um Nahrung euch zu schaffen,
Fürst, König, Herzog, Graf,
Beamte, Hofleut, Pfaffen,
Die alle brauchen mich
Mehr als der Bauernstand,
Denn meistens ist der selbst
Mit meiner Kunst bekannt.
Um welchen Künstler handelt es sich?
Samuel Friedrich Sauter (1766 - 1846), deutscher Dorfschullehrer und Volksdichter
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Der Bäcker
60. Rätselgedicht: Wickelkind
Es ist ein kleines Wickelkind,
Liegt da erst kalt und starr und blind,
Dann ist ein kurzes Leben
Auf einmal ihm gegeben.
Da wird es warm, da blickt es hell,
Fängt an zu atmen, wird ein Quell
Von Lust, ein kleiner Segen
Für den, der sein will pflegen.
Doch lange bringt's ihm nicht Gewinn,
Denn statt zu wachsen, schwindet's hin;
Der Geist entweicht nach oben,
Der Leib ist bald zerstoben.
Gustav Theodor Fechner
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Die Zigarre
61. Rätselgedicht: Weder Zunge noch Lunge
Es schnaubt und heult die Straß' herauf
Und hat doch keine Lunge;
Es leckt den Schnee wie Butter auf
Und hat doch keine Zunge.
Friedrich Rückert (1788 - 1866), deutscher Dichter
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Der Tauwind
62. Rätselgedicht: Musik und Tanz
An deines Mundes doppeltem Zaune
mich hin und her zu treiben ist meine Laune,
und fehlen Geigen und Pfeifen, mach ich die ganze
Musik allein zum lustigen, ländlichen Tanze.
Welches Musikinstrument wird gesucht?
Friedrich Güll (1812 - 1879), deutscher Dichter
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Die Mundharmonika
63. Rätselgedicht: Die Ersten sind des Fleißes Muster
Die Ersten sind des Fleißes Muster,
Die Dritte dient, ihn einzubläu’n,
Das Ganze ist inwendig duster,
Doch Quell von lichtem Kerzenschein.
Was ist gesucht?
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Der Bienenstock
64. Rätselgedicht: Die Erste teilst du mit den Affen
Die Erste teilst du mit den Affen,
Die andre stockt, wenn du willst gaffen.
Das Ganze nenn' ich ehrenwert,
Wenn's vielen dient und einen nährt.
Gustav Theodor Fechner (1801 - 1887), deutscher Physiker und Philosoph
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Das Handwerk
65. Rätselgedicht: Ich sitze oft in mir
Ich sitze oft in mir,
um meiner selbst zu pflegen,
und bin dann um mich selbst
recht herzlich oft verlegen.
Friedrich Schleiermacher (1768 - 1834), deutscher Philosoph
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Rat
66. Rätselgedicht: Sie läuft die langen Straßen aus
Sie läuft die langen Straßen aus,
Schleicht unverschämt in jedes Haus,
Verratet Alles, was sie kann,
Lügt Alle, die ihr glauben, an,
Und ziert sich noch mit Fürstenschmuck die Stirne;
Wie heißt die freche Gassendirne?
Johann Peter Hebel (1760 - 1826), deutschsprachiger Dichter
aus dem alemannischen Sprachraum Südbadens, evangelischer Theologe und Pädagoge
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Die Zeitung
67. Rätselgedicht: Ein groß geräumig Haus
Es steht ein groß geräumig Haus
Auf unsichtbaren Säulen;
Es misst's und geht's kein Wandrer aus,
Und keiner darf drin weilen.
Nach einem unbegriffnen Plan
Ist es mit Kunst gezimmert;
Es steckt sich selbst die Lampe an,
Die es mit Pracht durchschimmert.
Es hat ein Dach, kristallen rein,
Von einem einz'gen Edelstein;
Doch noch kein Auge schaute
Den Meister, der es baute.
Was ist gesucht?
Friedrich von Schiller (1759 - 1805)
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Das Himmelszelt
68. Leserergänzungen bzw. -korrekturen
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