
Der Lockvogel - eine Fabel darüber, wie uns Verlockungen in die Falle locken
Ein Vogelsteller* bereitete eines Tages ein Festmahl aus Körnern, Beeren und Samen vor und platzierte einen singenden Lockvogel daneben.
Der Gesang des Vogels lockte die Vögel aus der Nachbarschaft herbei, die sich über die scheinbare Großzügigkeit freuten. Doch kaum begannen sie zu fressen, schnappte das Netz zu, und sie verloren ihre Freiheit.
Ein kleiner Vogel mit rotem Bauch hatte sich als einziger fern gehalten. Der Lockvogel rief ihm zu: "Wer hat dich allein so klug gemacht, dass du nicht näher kommst?"
Der kleine Vogel mit dem roten Bauch erwiderte: "Mein Vater lehrte mich: Wenn etwas zu gut scheint, um wahr zu sein, steckt oft eine Falle dahinter."
Eine Fabel von August Gottlieb Meißner (1753 - 1807), deutscher Universitätsprofessor, Schriftsteller - sprachlich angepasst von Michael Behn, blueprints Team
* Ein Vogelsteller ist eine Person, die Vögel mit speziellen Fallen, Netzen oder Lockvögeln einfängt, oft für den Verkauf, die Jagd oder zur Nutzung als Haustiere.
Gedanken zur Fabel "Der Lockvogel"
Die Rolle des Lockvogels in der Realität
Lockvögel wurden tatsächlich in der Vogeljagd verwendet. Meist waren es domestizierte oder trainierte Vögel, die andere Tiere durch ihren Gesang oder ihr Verhalten anlockten. Diese Praxis war in Europa im 18. Jahrhundert weit verbreitet.
August Gottlieb Meißner und die Aufklärung
Meißner lebte in der Zeit der Aufklärung, als Fabeln ein beliebtes Mittel waren, um moralische Lektionen zu vermitteln. Seine Geschichten sollten die Leser zu kritischem Denken und Selbstreflexion anregen.
Fabeln in der Wissensvermittlung
Fabeln wie diese wurden ursprünglich mündlich überliefert und dienten dazu, Kindern und Erwachsenen wichtige Lebensweisheiten zu vermitteln. Sie wurden oft mit Tieren als Protagonisten erzählt, weil Menschen sich leichter mit deren Verhalten identifizieren konnten.
Die Psychologie hinter Verlockungen
Die Fabel illustriert eine psychologische Tendenz, die heute als "Heuristik der Verfügbarkeit" bekannt ist: Menschen bewerten Chancen oft nur nach ihrer unmittelbaren Attraktivität und ignorieren mögliche Risiken.
Gier und Wunsch nach Leichtigkeit
Menschen werden oft von Angeboten angezogen, die scheinbar ohne großen Aufwand oder Risiko große Belohnungen versprechen.
Die Macht der Gruppendynamik
Die Vögel in der Fabel lassen sich auch durch das Verhalten der anderen beeinflussen. Dieses Prinzip spiegelt sich in der Psychologie der Massen wider - wenn alle es tun, muss es sicher sein, oder?
FOMO (Fear of Missing Out)
Die Angst, eine gute Gelegenheit zu verpassen, kann dazu führen, dass wir unkluge Entscheidungen treffen.
Die Verbindung zur modernen Welt
Der Lockvogel kann auch als Metapher für "Clickbait" in der digitalen Welt gesehen werden: Verlockende Überschriften ziehen Aufmerksamkeit auf sich, doch oft steckt nichts Substanzielles dahinter.
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Der Lockvogel
Ein Vogelsteller hatte viele Köstlichkeiten geschickt auf seinem Herd ausgebreitet und einen Lockvogel dazugesetzt, der vortrefflich singen konnte.
Die Vögel in der Nachbarschaft hörten diesen Gesang, flogen herbei und sprachen: "Was hier für ein Überfluss von Speisen daliegt! Und wie freundlich uns unser Geselle, dem selbst so wohl ist, dazu einlädt! Wir wollen diese Gelegenheit benützen!"
Kaum hatten sie zu fressen angefangen, so fiel das Garn, und sie verloren Freiheit und Leben.
Ein Vogel nur hatte sich entfernt gehalten, und der Lockvogel rief ihm zu: "Wer hat dich allein so klug gemacht, dass du nicht näher kommst?"
"Eine einfache Lehre meines Vaters! - Sohn, sagte er oft, wenn man dir einen Vorteil zeigt, gar so groß und gar so leicht zu erlangen, so hüte dich, denn gemeiniglich liegt Betrug im Hinterhalte."
August Gottlieb Meißner (1753 - 1807), deutscher Universitätsprofessor, Schriftsteller
Video "Der Lockvogel"
Video: Der Lockvogel - Krimi Hörspiel
Länge: 39:46 Minuten
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