Eines Abends zog sich Mönch Martin zum Nachtgebet zurück. Nach kurzer Zeit schwebte sein Geist in freudiger Verzückung. Da setzte draußen ein unüberhörbares Froschkonzert ein. Mönch Martin versuchte zunächst tapfer, das Lärmen nicht in seinen Geist dringen zu lassen. Irgendwann sprang er verärgert auf und schrie aus dem Fenster: "Ruhe, lärmendes Froschvolk. Ich bete!"
Und siehe da, die Worte des heiligen Mönches bewirkten sofortige Stille am Teich.
Zufrieden kehrte Mönch Martin auf sein Gebetsbänkchen zurück. Manchmal hatte es doch sein Gutes, einen direkten Draht nach oben zu haben.
Doch die innere Stimme wollte nicht schweigen. "Was glaubst du, warum Gott diesen Klang geschaffen hat?", erklang es in seinem Geist.
Mönch Martin musste dem auf den Grund gehen. Er trat ans Fenster und rief: "Singt wieder!" Die Frösche machten nahtlos da weiter, wo sie vorhin aufgehört hatten. Auch die Tiere der Nachbarteiche fielen nun ein und die Nacht war erfüllt von vielstimmigem Gequake.
Mönch Martin setzte sich nieder und ließ die Klänge auf sich wirken. Mit einem Mal erkannte er einen Rhythmus in den Gesängen und meinte unterschiedliche Stimmungen unterscheiden zu können. Er empfand sie nicht mehr als lärmend, sondern sie versüßten ihm die nächtliche Ruhe. Mit seligem Lächeln schloss er erneut die Augen für sein Gebet.
Mönch Martin hatte schon oft in den mystischen Texten vom Schlagen eines Herzens "im Einklang mit der Welt" gehört. In dieser Nacht durfte er es erleben.
Nacherzählt von Peter Bödeker