Ein Mönch fragte einmal Meister Joshu:
"Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?"
Joshu sagte:
"Mu!"
Dieser Koan sei zur Übung ein wenig erläutert (aus "Ewig üben - Die Pädagogik des Zenmeisters"):
- Mu bedeutet "Nein" oder "Nichts".
- Ein Zen-Schüler wird sofort stutzen. Laut der Lehre hat jedes Lebewesen Buddha-Natur (die universelle, immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, zu Buddhas - erleuchtet und vom Rad der Wiedergeburten befreit - zu werden). Warum antwortet Joshu dann "Mu"?
- Ein Zen-Schüler weiß auch: Koans haben immer eine widersprüchliche oder paradoxe Struktur. Die Überwindung des Widerspruchs ist das Ziel der Übung.
- Obwohl der Koan als "falsch" klingt, wird der Schüler bei der Arbeit mit dem Koan von der Richtigkeit der Antwort ausgehen.
- "U" bedeutet "Sein".
Ansätze zur Arbeit mit dem Koan bzw. zu dessen Lösung
- Zunächst bearbeitet der Schüler Joshus Antwort mit dem normalen Denkvermögen: Stellt Joshu den Hund niedriger als den Menschen? Wohl kaum, denn dies widerspräche der Lehre Buddhas.
- Ist die Antwort Joshus falsch? Nein - dann wäre der Koan nämlich nutzlos.
- Nun wird er die einzelnen Wörter durchgehen. Was wäre z.B., wenn Joshu "U" geantwortet hätte?
- Könnte mit "Mu" - also "Nichts" - auch "Nicht-Sein" gemeint sein?
- Meint Buddha-Natur "Nicht-Sein"?
- Jetzt denkt der Schüler über Sprache selbst nach und muss sich den wahren Objekten hinter der Wahrheit zuwenden. Was ist ein Hund? Wo sind seine Grenzen? Was ist Buddha-Natur? Kann ein Objekt eine Buddha-Natur "haben"?
- Jetzt der Bezug auf sich: Könnte der Hund für das eigene Ich stehen? Bin ich dann oder bin ich "Mu" - "Nicht(s)".
- Nun nimmt der Schüler das Koan in die Meditation und meditiert z.B. über "Mu": Bin ich oder bin ich nicht? Habe ich einen Körper? Was an mir hat "Buddha-Natur"?
Das Koan gilt als gelöst, wenn die Dualität (hier Sein-Nichtsein) vom Schüler überwunden ist.
Siehe auch: