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hund blick 564

 

Ein Mönch fragte einmal Meister Joshu:

"Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?"

Joshu sagte:

"Mu!"

 

Dieser Koan sei zur Übung ein wenig erläutert (aus "Ewig üben - Die Pädagogik des Zenmeisters"):

  • Mu bedeutet "Nein" oder "Nichts".
  • Ein Zen-Schüler wird sofort stutzen. Laut der Lehre hat jedes Lebewesen Buddha-Natur (die universelle, immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, zu Buddhas - erleuchtet und vom Rad der Wiedergeburten befreit - zu werden). Warum antwortet Joshu dann "Mu"?
  • Ein Zen-Schüler weiß auch: Koans haben immer eine widersprüchliche oder paradoxe Struktur. Die Überwindung des Widerspruchs ist das Ziel der Übung.
  • Obwohl der Koan als "falsch" klingt, wird der Schüler bei der Arbeit mit dem Koan von der Richtigkeit der Antwort ausgehen. 
  • "U" bedeutet "Sein".

Ansätze zur Arbeit mit dem Koan bzw. zu dessen Lösung

  1. Zunächst bearbeitet der Schüler Joshus Antwort mit dem normalen Denkvermögen: Stellt Joshu den Hund niedriger als den Menschen? Wohl kaum, denn dies widerspräche der Lehre Buddhas.
  2. Ist die Antwort Joshus falsch? Nein - dann wäre der Koan nämlich nutzlos.
  3. Nun wird er die einzelnen Wörter durchgehen. Was wäre z.B., wenn Joshu "U" geantwortet hätte?
  4. Könnte mit "Mu" - also "Nichts" - auch "Nicht-Sein" gemeint sein?
  5. Meint Buddha-Natur "Nicht-Sein"?
  6. Jetzt denkt der Schüler über Sprache selbst nach und muss sich den wahren Objekten hinter der Wahrheit zuwenden. Was ist ein Hund? Wo sind seine Grenzen? Was ist Buddha-Natur? Kann ein Objekt eine Buddha-Natur "haben"?
  7. Jetzt der Bezug auf sich: Könnte der Hund für das eigene Ich stehen? Bin ich dann oder bin ich "Mu" - "Nicht(s)".
  8. Nun nimmt der Schüler das Koan in die Meditation und meditiert z.B. über "Mu": Bin ich oder bin ich nicht? Habe ich einen Körper? Was an mir hat "Buddha-Natur"?

Das Koan gilt als gelöst, wenn die Dualität (hier Sein-Nichtsein) vom Schüler überwunden ist.

Siehe auch:

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach.

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