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hund blick 564

Ein Mönch fragte einmal Meister Joshu:

"Hat ein Hund die Buddha-Natur oder nicht?"

Joshu sagte:

"Mu!"

Das Koan "Das Mu von Joshu" ist eines der bekanntesten und wird oft als erstes Koan gegeben, das ein Zen-Schüler in der Rinzai-Tradition studieren muss. Es soll nicht unbedingt gelöst werden, stattdessen soll schon die geistige Arbeit damit tiefe Einblicke und Erhellungen fördern.

Inhalt: Das Mu von Joshu

1. Einführung: Die Praxis des Koan-Studiums

Das Studium des Koans ist eine zentrale Praxis in vielen Schulen des Zen-Buddhismus. Es geht nicht darum, eine logische oder intellektuelle Lösung für das Koan zu finden. Stattdessen soll das Koan den Geist dazu bringen, über seine gewohnten Denkmuster hinauszugehen und eine direkte, nicht-konzeptuelle Erfahrung der Wirklichkeit zu haben.

  1. Die Ursprünge der Koans: Koans entstanden in China während der Tang-Dynastie (618 - 907 n. Chr.) und wurden in der Song-Dynastie (960 - 1279 n. Chr.) weiterentwickelt. Sie wurden ursprünglich direkt bei Begegnungen und Dialogen zwischen Zen-Meistern und ihren Schülern gegeben. Frage, Antwort und andere Reaktionen finden meist vor den Augen anderer Schüler statt, die daraus selbst lernen können.
  2. Die Rolle der Koans in der Zen-Ausbildung: In der Rinzai-Schule des Zen werden Koans als Mittel zur spirituellen Praxis und Erleuchtung verwendet. Ein Schüler arbeitet mit einem Koan unter der Anleitung eines Meisters, bis er oder sie eine tiefe und persönliche Einsicht in die Wahrheit des Koans hat.
  3. Die Vielfalt der Koans: Es gibt Hunderte von Koans in verschiedenen Sammlungen. Einige sind kurze Aussagen oder Fragen, andere sind längere Geschichten oder Dialoge. Jedes Koan hat seine eigene einzigartige Lehre und Herausforderung.

2. Ansätze zur Arbeit mit dem Koan "Mu von Joshu"

Dieser Koan sei zur Übung ein wenig erläutert:

2.1. Die Bedeutung von "Mu"

In der westlichen Welt wird "Mu" oft als "nichts" oder "nichtsness" übersetzt, aber diese Übersetzungen erfassen nicht die volle Bedeutung des Zeichens in seinem kulturellen und philosophischen Kontext. In der Zen-Tradition ist "Mu" mehr als nur die Abwesenheit von etwas. Es ist ein Ausdruck der Leerheit, der Unbestimmtheit und der Möglichkeit. Es ist ein Zustand, der jenseits der Dualität von Sein und Nichtsein liegt.

2.2. Tipps aus "Ewig üben"

(aus "Ewig üben – Die Pädagogik des Zenmeisters"):

  • Ein Zen-Schüler wird sofort stutzen. Laut der Lehre hat jedes Lebewesen Buddha-Natur (die universelle, immanente Fähigkeit und Potenz von Lebewesen, zu Buddhas – erleuchtet und vom Rad der Wiedergeburten befreit – zu werden). Warum antwortet Joshu dann "Mu"?
  • Ein Zen-Schüler weiß auch: Koans haben immer eine widersprüchliche oder paradoxe Struktur. Die Überwindung des Widerspruchs ist das Ziel der Übung.
  • Obwohl der Koan als "falsch" klingt, wird der Schüler bei der Arbeit mit dem Koan von der Richtigkeit der Antwort ausgehen. 
  • "U" bedeutet "Sein".

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2.3. Weitere Aspekte zum Koan bzw. dessen Lösung

  1. Zunächst bearbeitet der Schüler Joshus Antwort mit dem normalen Denkvermögen: Stellt Joshu den Hund niedriger als den Menschen? Wohl kaum, denn dies widerspräche der Lehre Buddhas.
  2. Ist die Antwort Joshus falsch? Nein - dann wäre der Koan nämlich nutzlos.
  3. Nun wird er die einzelnen Wörter durchgehen. Was wäre z. B., wenn Joshu "U" geantwortet hätte?
  4. Könnte mit "Mu" – also "Nichts" – auch "Nicht-Sein" gemeint sein?
  5. Meint Buddha-Natur "Nicht-Sein"?
  6. Jetzt denkt der Schüler über Sprache selbst nach und muss sich den wahren Objekten hinter der Wahrheit zuwenden. Was ist ein Hund? Wo sind seine Grenzen? Was ist Buddha-Natur? Kann ein Objekt eine Buddha-Natur "haben"?
  7. Jetzt der Bezug auf sich: Könnte der Hund für das eigene Ich stehen? Bin ich dann oder bin ich "Mu" - "Nicht(s)".
  8. Nun nimmt der Schüler das Koan in die Meditation und meditiert z. B. über "Mu": Bin ich oder bin ich nicht? Habe ich einen Körper? Was an mir hat "Buddha-Natur"?

Das Koan gilt als "gelöst", wenn die Dualität (hier Sein-Nichtsein) vom Schüler überwunden ist.

3. Anregungen von Leser:innen

Hast du einen weiteren Tipp zur Arbeit mit dem Koan?

Vielen Dank für jede Anregung:

 

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Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach.

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