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Fabel "Das hohe Ross und der Zwerg" von Johann Heinrich Pestalozzi
Ein Zwerg wollte hoch scheinen; dafür setzte er sich auf das höchste Ross, das im Lande war. Ein Bauer, der ihn antraf, glaubte, es sitze ein Kind auf diesem Rosse und sagte zu ihm: "Du hast gewiss keinen Vater daheim, dass man dich auf das höchste Ross setzt. Komm, ich will dir herunterhelfen; du könntest sonst zu Tode fallen."Man denke sich jetzt die Augen des Zwergs, aber auch das Lachen des Bauers, da er sah und erkannte, wen er vor sich hatte.
Johann Heinrich Pestalozzi (1746 - 1827), schweizer Pädagoge und Sozialreformer
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Fabel "Das kranke Bäumchen" von Johann Heinrich Pestalozzi
Fabel "Das kranke Bäumchen" von Johann Heinrich Pestalozzi
Sein Vater hatte es gepflanzt, es wuchs mit ihm auf, er liebte es wie eine Schwester und wartete seiner wie seiner Kaninchen und seiner Schäfchen.
Aber das Bäumchen war krank; täglich welkten seine Blätter. Das gute Kind jammerte; riss ihm täglich die welkenden Blätter von seinen Zweigen und goss dann auch täglich gutes, nährendes Wasser auf seine Wurzeln.
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Fabel "Ein alter Elefant" von Johann Heinrich Pestalozzi
Fabel "Ein alter Elefant" von Johann Heinrich Pestalozzi
Er war nicht der Klügste seiner Art. Er bekam aber wegen des Ansehens, das er unter den Tieren seines kleinen Bezirks hatte, einen so guten Namen, dass ihn die Tiere des großen Landes baten: "Werde unser König!"
Er wollte anfangs nicht und sagte: "Ich will bei meinen Tieren leben und sterben." Aber auch diese baten ihn: "Nimm die Ehre an und werde ein König."
Endlich war er bereit und tat es, aber die Folgen waren fatal.
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Fabel "Was ist der Mensch Blatt oder Stamm?" von Johann Heinrich Pestalozzi
Missmutig über den Tod seiner Erschlagenen, neigte ein siegender König sein Haupt gegen den Boden. Ein Schmeichler, der merkte, was den Fürsten drückte, zeigte ihm zahllose am Boden liegende Blätter unter einer Linde und fragte den König: "Werden diese nicht wieder wachsen?"