Es gibt eine feine Sammlung von Schreibtipps, deren Beachtung die eigenen Texte auf ein ansprechendes Niveau verbessern. Ohne dass hierfür das Talent eines Spitzenautors notwendig wäre.
Die folgenden Schreibempfehlungen eignen sich für E-Mails, Artikel oder ganze Geschichten. Zudem gilt: Sie müssen nicht immer alle Schreibtipps berücksichtigen. Nur einen sollten Sie stets und ständig beherzigen:
Seien Sie aufmerksam - bei jedem Wort!
Kommen wir damit gleich zum wichtigsten Punkt: Gute Schreiber achten auf die Wirkung jeder Ebene ihres Artikels: Konzept/Idee, Absatz, Satz und Wort.
Die Grundhaltung guten Schreibens
Ab jetzt lautet Ihr wichtigster Schreib-Grundsatz für die Zukunft: Lassen Sie jeden Satz Wort für Wort auf sich wirken und fragen Sie sich:
- Kann ich es klarer ausdrücken?
- Kann ich es kürzer ausdrücken?
- Nur wenn Sie mögen: Kann ich es schöner ausdrücken?
Bereits Punkt 1 und 2 sorgen dafür, dass Ihre Texte verstanden werden und angenehm zu lesen sind. Ihre Formulierungen werden automatisch als wertig angesehen.
Kommen wir zu den spezifischen Tipps:
Wort-Ebene
Nutzen Sie einfachere Worte.
Meiden Sie unnötige Fremdwörter, auch wenn Ihr Geltungsdrang danach verlangt.
Ersetzen Sie Adjektive und Adverbien durch bessere Substantive und Verben
Beispiel: Statt "... sagte sie leise ..." klarer "... flüsterte sie ...". Generell empfiehlt es sich, dem präzisen Wort (flüsterte) den Vorzug vor dem allgemeinen (sagte) zu geben.
Nutzen Sie Synonyme statt immer dieselben Wörter
Aber nur, wenn der Text trotz der unterschiedlichen Ausdrücke verständlich bleibt. Quelle für Synonyme: OpenThesaurus
Blähwörter und Abschwächer streichen bzw. durch neue Worte ersetzen
"Ungefähr, etwa, wahrscheinlich, einige, ziemlich, sehr ..." können fast immer gestrichen werden. Oftmals wird Ihr Text dadurch stärker, präziser und kraftvoller. Selbstbewusster.
Schreiben Sie lieber "Du/Sie" oder "ich" statt "wir", "man" oder "uns"
Dies bringt das Gesagte (oder Sie) dem Leser näher.
Sätze
Ein Leser darf einen Satz nie zweimal lesen müssen!
Verständlichkeit geht über Bildungssprache.
Beginnen Sie mit Substantiv und Prädikat:
Der Bauer pflügte am Sonntag ...
Nutzen Sie erläuternde Satzverbindungen:
Worte wie "deshalb, darum, aber ..." werden von Schreibratgebern oft abgelehnt. Neuere Studien zeigen jedoch, dass diese die Verständlichkeit von Texten erhöhen.
Schreiben Sie aktiv:
Meiden Sie Passivkonstruktionen. Meist kann ein Passivsatz auch aktiv formuliert werden und hört sich danach lebendiger an.
Teilen Sie lange Sätze auf:
Wenn der Text dabei nichts verliert, teilen Sie Satzungetüme immer in mehrere Sätze auf.
Wechseln Sie zwischen längeren und kürzeren Sätzen:
Dies liest sich flüssiger und interessanter.
Vermeiden Sie Phrasen und Klischees:
"Grinste wie ein Honigkuchenpferd" weckt beim Leser schon lange kein Bild mehr, "Grinste wie ein Bär vor dem Honigtopf" lässt die Phantasie anspringen. Statt: "Ich harrte seit einer Ewigkeit" frische Bilder ausdenken wie: "Mein linker Fußnagel wuchs derweil um 2 Zentimeter".
Der wichtigste Satz
... ist der Titel. Manche verwenden darauf annähernd so viel Zeit wie auf den restlichen Text. Die Überschrift muss Interesse und freudige Erwartung auf das Folgende wecken.
Profitipps für mehr Resonanz beim Leser
Wiederholungen um der Wirkung willen einbauen:
Kaninchen? Wieso Kaninchen? Woher soll ich jetzt ein Kaninchen nehmen ...
Kontrast zum Ereignis:
Baby löst Großfeuer aus ...
Zusätzliche Handlungen oder Ereignisse, welche die Dramaturgie Ihrer Schilderung erhöhen:
Statt: "Es brannte lichterloh." vielleicht: "Das linke Fenster war von der Hitze zerplatzt, selbst aus dem Kamin schossen Flammen hervor ..."
Fakten so umformulieren, dass diese neugierig machen:
Aus "Familie X zog um" wird "Familie X brauchte 15 Jahre, um 3 Häuser weiter zu ziehen.
Bildhafte Elemente suchen:
In aufrechter Haltung nahm Sportler XY ...
Fessele die Leser mit Substantiven
"Ich träume viel" und "Ich bin ein Träumer" sagen dasselbe aus, Satz 2 wirkt aber länger beim Leser nach, da der Leser (in der Regel) mehr mit dem Substantiv verbindet.
Das akustische Element betonen:
" ... donnernder Applaus"
Gegensätze verstärken Wirkung:
"Eine alltägliche Krankheit führte zu Niedergeschlagenheit ohne Horizont."
Absätze
Halten Sie (insbesondere online) Absätze möglichst kurz
Kurze Absätze locken zum Lesen, verringern optisch die Leseanstrengung.
Online: Fetten Sie wichtige Worte, um ein Scannen des Textes zu ermöglichen.
Nutzen Sie alle Arten von Auflockerungen, um Texte für das Auge leichter und interessanter zu gestalten:
Dies wären zum Beispiel: Aufzählungen, kursive oder gefettete Worte, GROßSCHREIBUNG, abgesetzte Zitate, farbliche Hinterlegungen (wie hier unsere grauen Boxen), großzügiger Weißraum oder Bilder. Ihnen stehen aber auch alle Arten von Zeichen zur Verfügung, um einen Text lesefreundlicher und klarer zu gestalten: – - . , ; : " () [ ] ' ! ? usw.
Unterteilen Sie den Text mit Zwischenüberschriften:
Auch diese sollten neugierig auf den Text dazwischen machen.
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Konzept/Idee
Einstieg: Umreißen Sie das Problem und machen Sie auf den kommenden Text neugierig:
Auch zwischendurch weckt ein kleiner Cliffhanger die Motivation zum Lesen des restlichen Textes.
Weiter geht es mit Erfahrungen und Erlebnissen rund ums Thema, am Ende lösen Sie dann das Problem:
Dies wäre ein bewährter Textaufbau. Es gibt natürlich unzählige weitere Möglichkeiten.
Fasse dich kurz:
Schreiben Sie so kurz wie möglich. Für nicht wenige Schreibprofis besteht die größte Kunst des Schreibens darin, möglichst viele Worte wegzulassen.
Recherchieren Sie das Detail:
Wie hieß die Frau an der Tankstelle, was für ein Auto ...? Konkrete Details lassen Bilder beim Leser entstehen.
Sprechen Sie die Sinne an: Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Geschmack.
Dann glauben Ihnen Ihre Leser.
(Gute) Journalisten und Autoren machen es immer:
Lesen Sie den Text am Ende laut.
Hierbei hören Sie am deutlichsten verbliebene Schwachpunkte.
Nutzen Sie Bilder, Anekdoten, Charakterisierungen und eine spitze Feder (provokantes Schreiben).
Diese Elemente verwandeln einen nüchternen Infotext in ein lebendiges Leseerlebnis.
Show - don't tell
Eine uralte Schreibregel. Ziel ist es, beim Leser ein Bild und/oder ein Gefühl für das Geschilderte hervorzurufen. Nicht schreiben: "Die Sonne schien stark", sondern den Leser schwitzen und verbrennen lassen: "Die Schweißperlen füllten meinen Nacken ... ich verbrannte mich beim Anfassen des Schlägers ..."
Fertig? Nein! 10 % weniger gehen immer ...
Nach dem Schreiben sollte der Text immer gekürzt werden. Hängen Sie nicht an Ihren Worten, machen Sie es stattdessen dem Leser so einfach wie möglich. Streichen Sie konsequent alles Unnötige.
Der Turbo für die eigene Schreibe: Große Schreib-Vorbilder imitieren.
Fazit
Übung macht den Meister. Schreiben Sie jeden Tag, beherzigen Sie obige Regeln. Dann wird Ihnen das Schreiben guter Texte immer leichter fallen.
Kleine Schreibhilfen
Oben schon erwähnt: OpenThesaurus. Ich nutze gerne ein Büchlein für Synonyme: "Sag es treffender" von A.M. Textor, allerdings in der Fassung von 1982. Die von 1988 soll auch noch zu empfehlen sein.
Sol Stein "Über das Schreiben" - mein Lieblings-Schreibratgeber
Deutsch für junge Profis: Wie man gut und lebendig schreibt. Mai 2011
von Wolf Schneider
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Sie können sich die blueprints-Schreibtipps in gekürzter Form im 1-Seiten-Ausdruck herunterladen:
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