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Körpersprache deuten – sich und andere besser verstehen - eine Übung und ein Analyseleitfaden

Körpersprache hilft das Verhalten anderer Menschen zu deuten und besser zu verstehen.

Menschen sagen nicht immer, was sie wirklich meinen, denn Prozesse der Sozialisierung, der Abgewöhnung und der Unterdrückung haben zur Versagung natürlicher Empfindungen geführt. Häufig werden wahre Gedanken und Empfindungen verschwiegen

Hier eine Übung und ein Leitfaden, die dabei helfen können, die Körpersprache besser zu verstehen und die eigene Kommunikation zu verbessern. 

Körpersprache beobachten

Inhalt: Körpersprache deuten

  1. Bedeutung und Relevanz der Körpersprache
  2. Grundlagen der Körpersprache
    1. Definition und Geschichte
    2. Die Rolle des Unbewussten
    3. Wichtige Forscher und Theorien
  3. Elemente der Körpersprache
    1. Gesichtsausdrücke
    2. Gestik
    3. Haltung und Körperbewegungen
    4. Blickkontakt
    5. Proxemik (Raumverhalten)
    6. Berührungen
  4. Körpersprache deuten
    1. Positive und negative Signale
  5. Widersprüche und Kongruenz
  6. Techniken zur Analyse der Körpersprache
  7. Beispiele und Fallstudien
    1. Fallstudie 1: Analyse eines politischen Debattierens
    2. Fallstudie 2: Körpersprache im Kundenservice
  8. Körpersprache deuten: Übung
  9. Leitfaden zur Analyse der Körpersprache
  10. Videoanalyse von Körpersprache auf Youtube
  11. Videos zum Thema "Körpersprache deuten"
    1. Video: Bosbach verlässt sehr wütend Studio! Maischberger
  12. Praktische Anwendung der Körpersprache
    1. Körpersprache im Vorstellungsgespräch
    2. Körpersprache in Verhandlungen
    3. Körpersprache in sozialen Interaktionen
  13. Fehlinterpretationen vermeiden
    1. Kontext berücksichtigen
    2. Individuelle Unterschiede erkennen
    3. Multiple Signale suchen
  14. Mythen über Körpersprache
    1. Mythos: Verschränkte Arme bedeuten immer Abwehrhaltung
    2. Mythos: Wer den Blickkontakt meidet, lügt
    3. Mythos: Schnelles Blinzeln ist ein Zeichen für Lügen
    4. Mythos: Überschlagene Beine zeigen Abwehrhaltung
    5. Mythos: Menschen, die sich viel berühren, sind unsicher
  15. blueprints-Pareto-Tipp: Körpersprache deuten
  16. Weitere Beiträge zum Thema "Körpersprache"
    1. Wie man Lügen erkennt – übliche Anzeichen, 4 Typen und ein ganz einfacher Tipp
    2. Körpersprache im Alltag: 9 Aspekte, die uns sympathisch machen
    3. Präsentation Auftreten: 10 Förderer und 10 Hemmer für Präsentationen
    4. Charlie Chaplin über nonverbale Kommunikation
  17. Weitere Beiträge zum Thema "Kommunikation"

Kurze Frage vorab:

Wie sieht es bei dir aus – achtest du bewusst auf die Körpersprache bei einer Unterhaltung?

Achtest du im Gespräch auf Körpersprache, Mimik und Augen der/des anderen?

 

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1. Bedeutung und Relevanz der Körpersprache

Ein Großteil unserer Kommunikation findet nonverbal statt. Studien haben gezeigt, dass über 50% unserer zwischenmenschlichen Interaktionen durch Körpersprache vermittelt werden. Von der subtilen Bewegung der Augenbrauen bis zur bewussten Gestik unserer Hände - jede Bewegung trägt eine Botschaft - es gibt keine zufälligen Bewegungen.

Nach den Prinzipien der Physik gibt es keine Ruhe in der Energie. Jeder Gedanke ist bestrebt, sich zu verwirklichen. In der Bewegung drückt sich sowohl Erlaubtes als auch Unerlaubtes symbolisch aus.

Oder wie es der österreichische Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawik ausdrückte:

„In einer sozialen Situation kann man nicht nicht kommunizieren.“

Körpersprache geht weit über das hinaus, was wir sagen. Sie ist ein Spiegel unserer Emotionen, Gefühle, Gedanken und Haltung. Mitunter verrät sie mehr über uns, als uns lieb ist.

Denken wir an das letzte Gespräch, bei dem wir das Gefühl hatten, dass unser Gegenüber nicht ganz ehrlich war. Wahrscheinlich waren es nicht die Worte, sondern die Körpersprache, die diesen Eindruck vermittelt hat. Ein unsteter Blick, vermehrte Hand-Gesichts-Bewegungen oder ein unnatürliches Lächeln, sagen mehr als tausend Worte.

Wir haben durch Körpersprache einen besseren Zugang zu anderen, aber auch zu uns. Deshalb ist es wichtig, Körpersprache zu beobachten und lernen, sie zu deuten.

 

Körpersprache ist

  • die älteste Form der Kommunikation
  • der Ausdruck seelischer Energie in Haltung, Bewegung und Symptomen
  • eine symbolische Sprache
  • eine nur von wenigen bewusst wahrgenommene Sprache
  • ein wahrhafter Spiegel unserer Einstellung und unserer Wirkung
  • ein wertvoller Hinweis für die Weiterführung von Gesprächen
  • im wörtlichen Sinn: "An der Stellung, die jemand einnimmt, zeigt sich seine Einstellung"

Spricht jemand über die kalte Schulter mit dir oder wendet er sich dir zu? Körpersprache wirkt und der Gesamteindruck entsteht aus einer Vielzahl von Einzelsignalen. Sich hierfür zu sensibilisieren ist wertvoll, wenn wir auch manches Mal etwas erfahren, was nicht angenehm ist. Aber lieber es vorher wissen, um nicht später eine böse Überraschung zu erleben. 

2. Grundlagen der Körpersprache

2.1. Definition und Geschichte

Körpersprache umfasst alle bewussten und unbewussten Signale, die durch Bewegungen und Haltungen des Körpers vermittelt werden. Dies schließt Gesichtsausdrücke, Gestik, Mimik, Betonung, Körperhaltung, Blickkontakt und sogar räumliches Verhalten (Proxemik) ein.

Die Geschichte der Körpersprache reicht weit zurück. Bereits in der Antike beschäftigten sich Philosophen und Gelehrte wie Aristoteles und Cicero mit der Bedeutung von Gesten und Mimik. In der modernen Zeit gewann das Studium der Körpersprache durch die Arbeit von Wissenschaftlern wie Charles Darwin an Bedeutung, der in seinem Werk "Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren" (1872) die Grundlagen für die systematische Erforschung der nonverbalen Kommunikation legte.

2.2. Die Rolle des Unbewussten

Ein Großteil der Körpersprache ist uns nicht bewusst. Wir senden also Signale, ohne es zu merken, und empfangen und interpretieren gleichzeitig die Signale anderer, ohne bewusst darüber nachzudenken. Diese unbewusste Ebene der Kommunikation ist tief in unserem evolutionären Erbe verwurzelt. Sie hilft uns, Emotionen, Gefühle und Absichten zu erkennen, was in sozialen Interaktionen von entscheidender Bedeutung ist.

Beispielsweise kann ein unbewusstes Kratzen am Nacken oder Kopf auf Unsicherheit oder Nervosität hinweisen, während ein echtes Lächeln (Duchenne-Lächeln) und eine zugewandte Haltung Vertrauen und Offenheit signalisieren.

2.3. Wichtige Forscher und Theorien

Paul Ekman, ein US-amerikanischer Psychologe, ist einer der bekanntesten Forscher auf dem Gebiet der Körpersprache. Er ist vor allem für seine Arbeit zur Mimik und den sogenannten Mikroausdrücken bekannt. Mikroausdrücke sind extrem kurze, unwillkürliche Gesichtsausdrücke, die Emotionen wie Freude, Trauer, Wut oder Überraschung offenbaren, oft bevor eine Person bewusst darüber nachdenken kann, wie sie sich fühlt. Ekman hat gezeigt, dass diese Ausdrücke universell sind und unabhängig von Kultur oder Herkunft auftreten. Dies bedeutet, dass bestimmte Grundemotionen überall auf der Welt gleich ausgedrückt und erkannt werden.

Ekmans Forschung hat bedeutende Anwendungen gefunden, beispielsweise in der Kriminalistik, wo die Analyse von Mikroausdrücken helfen kann, die Wahrhaftigkeit von Aussagen zu beurteilen. Auch im Bereich der Psychotherapie und der zwischenmenschlichen Kommunikation bietet seine Arbeit wertvolle Einsichten.

Ein weiterer einflussreicher Forscher ist Albert Mehrabian, bekannt für seine Arbeiten zur Bedeutung nonverbaler Kommunikation. Mehrabian hat das berühmte 7-38-55-Modell entwickelt, das besagt, dass in der Kommunikation nur 7 % der Botschaft durch die Worte, während 38 % durch den Tonfall und 55 % durch die Körpersprache übermittelt werden. Obwohl dieses Modell oft vereinfacht und missverstanden wird, unterstreicht es die immense Bedeutung der nonverbalen Signale in unserer täglichen Kommunikation.

Mehrabians Forschung zeigt, dass bei Widersprüchen zwischen gesprochener und nonverbaler Kommunikation, Menschen dazu neigen, den nonverbalen Hinweisen mehr Glauben zu schenken. Dies macht es besonders wichtig, dass unsere Körpersprache mit unseren Worten übereinstimmt, um Missverständnisse zu vermeiden.

Horst Rückle, ein weiterer bedeutender Name in der Erforschung der Körpersprache, hat umfangreiche Studien zur nonverbalen Kommunikation im beruflichen Kontext durchgeführt. Seine Arbeiten konzentrieren sich auf die Bedeutung der Körpersprache in Verhandlungen, Führung und Teamdynamiken. Rückle betont, dass das Erkennen und Deuten der Körpersprache und das entsprechende Reagieren wichtige Aspekte für den Erfolg in Gesprächen und Verhandlungen sind. Körpersprache drückt die Einstellungen und auch die Konflikte des Agierenden aus. Das heißt im wörtlichen Sinn: Die eingenommene Stellung zeigt die "Einstellung".

Desmond Morris, ein britischer Zoologe und Ethologe (vergleichende Verhaltensforschung), hat ebenfalls bedeutende Beiträge zum Verständnis der Körpersprache geleistet. In seinem Buch "Der nackte Affe" und weiteren Werken untersucht er das Verhalten von Menschen aus einer biologischen Perspektive und zieht Vergleiche zwischen menschlichem und tierischem Verhalten. Morris argumentiert, dass viele unserer nonverbalen Signale tief in unserem evolutionären Erbe verwurzelt sind und Parallelen im Tierreich finden.

Morris' Arbeit hat das Verständnis der Körpersprache erweitert, indem sie die biologischen und evolutionären Wurzeln unseres Verhaltens beleuchtet. Seine Beobachtungen zeigen, dass viele unserer nonverbalen Signale universell und kulturübergreifend sind, was die Bedeutung der Körpersprache als ein grundlegendes Kommunikationsmittel unterstreicht.

 

Körpersprache wirkt

Wer wirkt hier aggressiv, obwohl wir die Worte nicht hören? (Handreichgeste versus überstreckter Zeigefinger = Waffensysmbol)die älteste Form der Kommunikation

symbolische Sprache

 

 

„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“

 Christian Morgenstern (1871 - 1914)deutscher Schriftsteller

3. Elemente der Körpersprache

3.1. Gesichtsausdrücke

Mikromimik und ihre Bedeutung

Gesichtsausdrücke (Mimik) sind ein wesentlicher Bestandteil der nonverbalen Kommunikation und können eine Vielzahl von Emotionen und Gedanken ausdrücken. Sie reichen von offensichtlichen Signalen wie einem breiten Lächeln bis hin zu subtilen Veränderungen, die nur Sekundenbruchteile andauern - der sogenannten Mikromimik. Diese Signale sind unbewusst und geben Einblicke in die wahren Gefühlswelt einer Person.

Paul Ekman, ein Pionier auf diesem Gebiet, hat gezeigt, dass Mikroausdrücke universell sind. Das bedeutet, dass, unabhängig von kulturellem Hintergrund oder sozialem Umfeld, Menschen auf der ganzen Welt ähnliche Mikroausdrücke verwenden, um grundlegende Emotionen wie Freude, Trauer, Wut, Überraschung, Ekel, Angst und Verachtung auszudrücken. Diese winzigen, flüchtigen Ausdrücke können in weniger als einer halben Sekunde auftreten und verschwinden, aber sie sind oft sehr aufschlussreich.

Ein praktisches Beispiel: Stell dir vor, du fragst deinen Kollegen, ob er mit einem neuen Projekt zufrieden ist. Er lächelt und sagt "Ja", aber für einen winzigen Moment siehst du einen Ausdruck von Zweifel oder Unbehagen über sein Gesicht huschen. Diese Mikroexpression kann dir signalisieren, dass er möglicherweise nicht ganz ehrlich ist oder Bedenken hat, die er nicht offen äußern möchte.

3.2. Gestik

Bewusste und unbewusste Gesten

Gesten sind Bewegungen der Hände, Arme oder des gesamten Körpers, die zur Kommunikation genutzt werden. Sie können bewusst eingesetzt werden, um das Gesagte zu unterstützen oder zu betonen, oder unbewusst erfolgen und Hinweise auf die wahren Gefühle und Gedanken einer Person geben.

Bewusste Gesten: Diese werden eingesetzt, um die verbale Kommunikation zu unterstützen. Ein Redner könnte seine Hände benutzen, um wichtige Punkte zu unterstreichen oder um eine Vorstellungskraft zu wecken. Ein klassisches Beispiel ist das Händeschütteln, das als Begrüßung und Ausdruck des gegenseitigen Respekts dient.

Unbewusste Gesten: Diese Gesten erfolgen unbeabsichtigt. Zum Beispiel kann das Greifen an die Nase ("Etwas stinkt jemandem") oder der Griff an ein Auge ("Etwas ging ins Auge") darauf hinweisen, dass jemand mit etwas unzufrieden ist oder etwas Unlust erzeugt. Jemand, der die betenden Hände vor das Gesicht hält und sich selber leicht wiegt, könnte sich selber trösten oder sich beruhigen wollen.

 

Körpersprache zeigt sich in Aktion und Reaktion

Körpersprache als Aktion
  Beispiel
ersetzt verbale Aussage   Kopfnicken
verdeutlicht eine Aussage   Länge mit Händen anzeigen/Wendeltreppe
widerspricht einer verbalen Aussage   Abwinken bei einer positiven Aussage
     
Körpersprache als Reaktion
  Beispiel
auf einen verbalen Reiz   Hochziehen der Augenbrauen - verschließen der Arme bei der Aussage: "Berater sind faul."
auf einen nonverbalen Reiz   Zurückweichen auf "Fingerzeig"
auf Revierverletzung   Zurückweichen - Verschlusshaltung, wenn jemand zu nah kommt (z. B. Lift)
durch Bewegungsansteckung       Gesprächsrunde - ein Teilnehmer verschränkt die Arme, der nächste auch usw.
 

3.3. Haltung und Körperbewegungen

Bedeutung von Körperhaltung und -spannung

Die Körperhaltung ist ein weiterer wesentlicher Aspekt der Körpersprache, die viel über den emotionalen und mentalen Zustand einer Person verraten kann. Eine aufrechte Haltung kann Selbstbewusstsein und Offenheit signalisieren, während eine gebückte oder zusammengesackte Haltung eher Unsicherheit oder Unbehagen zeigt.

Körperhaltung: Die Art und Weise, wie wir stehen oder sitzen, zeigt, wie wir uns fühlen oder welche Einstellung (Haltung) wir zu jemandem oder etwas haben.

Jemand, der aufrecht steht, mit leicht gespreizten Beinen und den Händen an den Seiten, wirkt selbstsicher und bereit, sich Herausforderungen zu stellen. Im Gegensatz dazu kann eine zusammengekauerte Haltung mit Blick nach unten auf Ängstlichkeit oder Unterwürfigkeit hinweisen.

Körperspannung: Auch die Spannung im Körper kann viel aussagen. Eine entspannte Haltung zeigt Wohlbefinden und Komfort, während ein steifer oder angespannter Körper eher auf Stress oder Nervosität hinweist. Ein lockerer, federnder Gang signalisiert Selbstvertrauen, während verkrampfte Bewegungen Unsicherheit und Anspannung ausdrücken können.

3.4. Blickkontakt

Dauer und Intensität des Blicks

Der Blickkontakt ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, das eine Vielzahl von Bedeutungen haben kann. Er kann Intimität, Interesse, Dominanz, Respekt oder Aggression signalisieren, je nach Kontext und Dauer.

Dauer des Blickkontakts: Ein längerer, direkter Blick kann Interesse und Aufmerksamkeit zeigen, aber auch als aufdringlich oder aggressiv empfunden werden, wenn er zu intensiv ist (Starren). Im Gegensatz dazu kann das Vermeiden von Blickkontakt Schüchternheit, Unsicherheit oder Desinteresse signalisieren (Schneiden). 

Intensität des Blicks: Die Intensität des Blicks spielt ebenfalls eine große Rolle. Ein sanfter, entspannter Blick wirkt freundlich und offen, während ein harter, stechender Blick aggressiv und bedrohlich wirken kann.

„Deine Miene spricht aus, was auch immer Du verheimlichst.“

Lucius Annaeus Seneca (etwa 4 v. Chr. bis 65 n. Chr.), römischer Philosoph 

3.5. Proxemik (Raumverhalten)

Persönlicher Raum und seine Bedeutung

Proxemik bezieht sich auf die Nutzung und Wahrnehmung des Raumes in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Der persönliche Raum ist der unsichtbare Bereich um uns herum, in dem wir uns wohlfühlen, und seine Größe kann je nach kulturellem Hintergrund, sozialem Status und individueller Präferenz variieren.

Persönlicher Raum: In der westlichen Kultur beträgt der persönliche Raum in der Regel etwa einen halben bis einen Meter um eine Person herum. Das Eindringen in diesen Raum kann als aufdringlich oder bedrohlich empfunden werden. In anderen Kulturen, wie in vielen asiatischen Ländern, kann der akzeptierte persönliche Raum enger oder weiter sein.

Raumverhalten in sozialen Interaktionen: Das Verständnis und die Beachtung des persönlichen Raums sind in vielen sozialen und beruflichen Situationen wichtig. Zum Beispiel sollte man in einem Gespräch darauf achten, den persönlichen Raum des Gegenübers nicht zu verletzen, um ein Gefühl von Komfort und Respekt zu wahren. In überfüllten Umgebungen, wie in öffentlichen Verkehrsmitteln, müssen wir unseren persönlichen Raum oft anpassen und eine gewisse Flexibilität zeigen.

3.6. Berührungen

Arten und Kontexte von Berührungen

Berührungen sind eine kraftvolle Form der nonverbalen Kommunikation und können eine breite Palette von Emotionen und Bedeutungen ausdrücken. Die Art und der Kontext der Berührung spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie sie interpretiert wird.

Arten von Berührungen: Berührungen können freundschaftlich, tröstend, unterstützend, romantisch oder sogar aggressiv sein. Ein sanftes Streicheln über den Arm kann Trost spenden, während ein kräftiger Händedruck Stärke und Entschlossenheit zeigt. Die Bedeutung einer Berührung hängt stark von der Beziehung zwischen den beteiligten Personen und dem Kontext ab, in dem sie stattfindet.

Kontexte von Berührungen: In formellen Umgebungen, wie im Geschäftsleben, sind Berührungen oft auf einen Händedruck beschränkt. Dieser kann je nach Stärke und Dauer verschiedene Botschaften übermitteln. In informelleren oder persönlicheren Kontexten können Berührungen häufiger und vielfältiger sein, wie zum Beispiel Umarmungen unter Freunden oder liebevolle Gesten zwischen Partnern.

Ein Beispiel aus der Praxis: Bei einem Vorstellungsgespräch kann ein fester, aber nicht zu starker Händedruck ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Entschlossenheit sein. Ein zu schwacher Händedruck könnte hingegen Unsicherheit signalisieren, während ein zu starker Händedruck (Schraubstock) als aggressiv oder unangemessen empfunden werden könnte.

„Die spezifischen Ausdrücke bestimmter Emotionen, wie sie auf den Gesichtern der Menschen und der niederen Tiere zu beobachten sind, scheinen uns zu sagen, dass dies nicht nur einfache und zufällige Bewegungen sind, sondern die Mittel zur Mitteilung.“

Charles Darwin (1809 - 1882), englischer Naturforscher

4. Körpersprache deuten

4.1. Positive und negative Signale

Positive Signale

Positive Körpersprache umfasst Signale, die Offenheit, Wohlwollen und Vertrauen ausstrahlen. Zu diesen Signalen gehören:

  • Offene Körperhaltung: Ein Zeichen der Offenheit und Bereitschaft zur Interaktion. Dazu gehört, dass die Arme nicht verschränkt sind und wir uns dem Gesprächspartner zuwenden (nicht über die "kalte Schulter"). 
  • Blickkontakt: Blickkontakt ist ein Zeichen von Interesse, Sicherheit und Aufmerksamkeit. Es zeigt dem Gesprächspartner Wertschätzung bzw. Aufmerksamkeit.
  • Zugewandte Körperposition: Dies zeigt, dass man voll und ganz auf die Interaktion eingestellt ist und fördert eine positive Verbindung.
  • Nicken und Lächeln: Diese Gesten können Zustimmung und positive Aufmerksamkeit signalisieren im Sinne von "Ich verstehe" oder "Ich höre dir zu". 
  • Echtes Lachen: Das echte Lachen erkennt man an den Lachfalten an den Augen (Duchenne-Marker).

Negative Signale

Negative Körpersprache hingegen kann Unsicherheit, Desinteresse oder Ablehnung widerspiegeln. Beispiele hierfür sind:

  • Verschränkte Arme: Oft ein Zeichen der Abwehr, des Unbehagens oder der Unsicherheit.
  • Meidung von Blickkontakt: Kann Unsicherheit oder Desinteresse suggerieren.
  • Zurückweichen: Wenn jemand physisch den Abstand vergrößert, kann das ein Zeichen dafür sein, dass er sich unwohl fühlt. Auch möglich, dass er sich von der Meinung des anderen "distanziert".
  • Stirnrunzeln oder zusammengezogene Augenbrauen: Diese können Missbilligung oder Verwirrung anzeigen. Es könnte aber auch ein Zeichen der Konzentration sein.
  • Waffengesten: Häufige Waffengeste mit dem gestreckten Zeigefinger.
  • Kopf leicht nach hinten: Der Hals wird etwas mehr entblößt - wir reden von "oben herab" mit dem anderen (hochnäsig).

Wichtig ist, nicht nur ein Signal der Körpersprache zu deuten, sondern die Gesamtkonstellation bzw. Kombination von Signalen zu beachten. Ansonsten besteht die Gefahr der Über- oder Fehlinterpretation. 

5. Widersprüche und Kongruenz

Die Körpersprache wird besonders aufschlussreich, wenn sie mit verbalen Aussagen in Konflikt steht. Widersprüche zwischen dem, was gesagt wird, und der Körpersprache können auf Täuschung oder innere Konflikte hinweisen.

Kongruenz tritt auf, wenn die Körpersprache die verbalen Botschaften unterstützt. Diese Übereinstimmung stärkt die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in das, was kommuniziert wird. Zum Beispiel verstärkt ein Lächeln zusammen mit einer positiven Aussage die wahrgenommene Aufrichtigkeit und Freundlichkeit.

Widersprüche können Misstrauen und Verwirrung stiften. Wenn jemand beispielsweise verbal Zustimmung ausdrückt, dabei aber die Stirn runzelt oder den Körper abwendet, könnte dies Zweifel an der Ehrlichkeit der Zustimmung wecken.

Ein weiteres Beispiel: Ein Manager sagt: "Wir können uns dem Thema E-Mobilität nicht verschließen." Während er das sagt, macht er mit den Händen eine abwehrende Bewegung und die Stimme klingt monoton.

„Die Bewegungen des Körpers zeigen die Zustände der Seele.“

Leonardo da Vinci (1452 - 1519), italienischer Maler, Bildhauer, Architekt und Erfinder

6. Techniken zur Analyse der Körpersprache

Die Analyse der Körpersprache erfordert sorgfältige Beobachtung und das Verständnis dafür, wie verschiedene nonverbale Signale zusammenhängen. Einige effektive Techniken sind:

  • Beobachtung der Baseline: Verstehen, wie jemand normalerweise in entspannten Situationen agiert, um Abweichungen zu erkennen.
  • Kontextualisierung: Berücksichtigung des sozialen und kulturellen Kontextes, da Körpersprache je nach Situation und Kultur unterschiedlich interpretiert werden kann.
  • Cluster-Analyse: Bewertung von Signalgruppen statt isolierter Gesten, um genauere Schlüsse zu ziehen.

7. Beispiele und Fallstudien

7.1. Fallstudie 1: Analyse eines politischen Debattierens

In politischen Debatten wird die Körpersprache oft strategisch eingesetzt, um Autorität zu demonstrieren oder Empathie zu zeigen. Ein Politiker, der während einer Debatte ruhig bleibt, direkten Blickkontakt hält und offene Gesten verwendet, kann als vertrauenswürdiger und überzeugender wahrgenommen werden als einer, der nervös wirkt, wenig betont spricht und wenig Blickkontakt hat.

7.2. Fallstudie 2: Körpersprache im Kundenservice

Im Kundenservice ist die Körpersprache entscheidend für die Kundenzufriedenheit. Ein Servicemitarbeiter, der Interesse und Freundlichkeit durch Körperhaltung und Mimik zeigt, kann die Kundenerfahrung erheblich verbessern.

Negative Körpersprache wie das Meiden von Blickkontakt oder geschlossene Körperhaltung kann hingegen dazu führen, dass Kunden sich unwohl und schlecht behandelt fühlen.

8. Körpersprache deuten: Übung

Achte bitte in den nächsten Tagen auf einige häufig vorkommende körpersprachliche Signale.

  1. Waffensignale (der Zeigefinger, der Stift, siehe Bild oben)
  2. Beinhaltung und -bewegungen (Barriere oder keine)
  3. Zuneigung, Abneigung (Oberkörper)
  4. Süß-Sauer Reaktionen (heruntergezogene Mundwinkel oder Mundwinkel nach oben) 
  5. "Wegwischen" mit der Hand - z. B. auf dem Tisch (symbolische Wegwischen eines Gedanken, eines Argumentes)
  6. Griff an die Nase (mir "stinkt etwas", achte mal darauf, wenn ein Fußballspieler ausgewechselt wird)
  7. Zeigefinger geht ans Auge (das ging ins Auge!, ein Argument, eine Entscheidung, eine Aussage)
  8. Zuhalten des Mundes (zurückhalten, will etwas lieber nicht sagen)

Achte darauf, was (z. B. Aussage, Geste etc.) der körpersprachlichen Reaktion vorausgegangen ist. Bitte beobachte dich und andere.

Dabei ist es bei Gesprächen, die du beobachtest, hilfreich, nicht den zu betrachten, der spricht, sondern den, der angesprochen wird. In manchen Talkshows kannst du deine Beobachtungsgabe gut trainieren. Bitte unbedingt ausprobieren! Es ist eine spannende und hilfreiche Übung, um sich für Körpersprache zu sensibilisieren.

„Achte nicht nur auf das, was die Leute dir sagen, sondern auch darauf, wie sie es sagen. Wenn du einigen Scharfsinn hast, wirst du mehr Wahrheit durch die Augen entdecken als durch die Ohren. Die Leute können sagen was sie wollen, können sich aber nicht genau eine Miene nach ihrem Willen geben.“

Lord Philip Dormer Stanhope Chesterfeld (1694 - 1773), britischer Staatsmann und Schriftsteller

9. Leitfaden zur Analyse der Körpersprache

10. Videoanalyse von Körpersprache auf Youtube

Die Talkshows der heutigen Zeit eigenen sich gut, um sich mit der Analyse von Körpersprache zu beschäftigen. Das liegt zum einen daran, dass in den Shows sehr kontroverse Standpunkte vertreten werden sollen, die Moderatoren sich trotz Regelverletzung stark zurückhalten und die Kameras mitunter die Körpersprache einfangen - zum Beispiel die der Hände bzw. Finger.

In emotionalen Situationen verlieren selbst geschulte Politiker oder Medienprofis ihre Gelassenheit. Achte einmal darauf, was die Emotion wohl auslöste. War es die verbale Sprache, die nonverbale oder gar die Kombination?

Achte nicht nur auf den der spricht, sondern vor allem auf den, der angesprochen wird. Welche körpersprachlichen Reaktionen kannst du erkennen?

Hier einige interessante Videos, die sich für die Analyse besonders gut eignen.

11. Videos zum Thema "Körpersprache deuten"

11.1. Video: Bosbach verlässt sehr wütend Studio! Maischberger

Länge: 15:33 Minuten

Youtube-Video

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Video: Mario Basler redet Klartext bei Markus Lanz

Länge: 8:50 Minuten

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Video: Philosoph Richard David Precht bei Maischberger

Länge: 16:45 Minuten

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Video: Kevin Kühnert im Konflikt mit Paul Ziemiak

Länge: 1:55 Minuten

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Video: Friedrich Merz empört über Ricarda Lang

Länge: 2:12 Minuten

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12. Praktische Anwendung der Körpersprache

Körpersprache ist nicht nur ein faszinierendes Studienfeld, sondern auch ein mächtiges Instrument in praktischen Situationen. Ob im Vorstellungsgespräch, bei Verhandlungen oder in sozialen Interaktionen, die Fähigkeit, Körpersprache gezielt einzusetzen und zu interpretieren, kann entscheidend sein.

12.1. Körpersprache im Vorstellungsgespräch

Ein Vorstellungsgespräch kann eine stressige Erfahrung sein, bei der deine Körpersprache fast so viel aussagt wie dein Lebenslauf.

Hier sind einige Anregungen, wie du mit deiner Körpersprache positiv wirken kannst:

  • Fester Händedruck: Beginne das Interview mit einem festen, aber nicht zu starkem Händedruck. Ein guter Händedruck vermittelt Selbstbewusstsein und Offenheit.
  • Blickkontakt: Halte während des Gesprächs angemessenen Blickkontakt. Dies zeigt, dass du aufmerksam bist und dem Gesprächspartner Respekt entgegenbringst.
  • Offene Haltung: Vermeide es, deine Arme zu verschränken, da dies als defensive oder verschlossene Haltung wahrgenommen werden kann. Stattdessen halte deine Hände locker oder nutze sie, um zu gestikulieren, was Engagement und Interesse signalisiert.
  • Hände überhalb des Tisches: Hände, die unter dem Tisch "versteckt" werden, können Mißtrauen wecken. Deswegen - Hände immer oberhalb der Tischplatte.
  • Nicken: Zeige durch gelegentliches Nicken, dass du den Ausführungen des Interviewers folgst. Dies fördert die Kommunikation und baut eine Verbindung auf.
  • Lächeln: Ein echtes Lächeln kann Wunder wirken. Es macht uns sympathischer und zugänglicher, was in einem Vorstellungsgespräch zumeist von Vorteil ist.

12.2. Körpersprache in Verhandlungen

In Verhandlungen ist es entscheidend, nicht nur auf das zu achten, was gesagt wird, sondern auch darauf, wie es gesagt wird. Körpersprache zu lesen und entsprechend zu reagieren, kann einen strategischen Vorteil verschaffen:

  • Raum wahrnehmen: Achte darauf, wie dein Gegenüber den Raum nutzt. Jemand, der sich ausbreitet, könnte Dominanz demonstrieren wollen. Nutze dies zu deinem Vorteil, indem du ebenfalls eine offene, aber respektvolle Körperhaltung einnimmst.
  • Bei einander sitzen: In Gesprächen "setzen wir uns zusammen" und in Verhandlungen "setzen wir uns auseinander". Das heißt, dass auch die Sitzposition unsere innere Haltung verändern kann. Deswegen der Tipp: Möglichst wenig Barriere zwischen sich und dem Gesprächspartner, um gute Lösungen zu finden. 
  • Spiegeln: Durch das Spiegeln der Körperhaltung deines Verhandlungspartners kannst du dem Unterbewusstsein Vertrautheit und Verständnis signalisieren, was oft zu besseren Verhandlungsergebnissen führt. Hierbei ist zu beachten: Wird zu offensichtlich "gespiegelt", könnte der Gesprächspartner sich manipuliert fühlen. So würden wir Vertrauen abbauen. 
  • Stimme und Tonfall: Der Tonfall kann Aufschluss darüber geben, wie sicher oder unsicher sich eine Person in Bezug auf das Gesagte fühlt. Eine zitternde Stimme könnte Unsicherheit bedeuten, während eine feste Stimme Sicherheit und Selbstvertrauen ausstrahlt.
  • Minik beobachten: Achte auf deine Körpersprache, die Emotionen verraten könnte, besonders in kritischen Momenten der Verhandlung.
    Beispiele sind:
    • Griff an die Nase - etwas "stinkt" bzw. missfällt dem Gesprächspartner (GP)
    • Griff ins Auge - etwas "ging ins Auge"
    • Ziehen am Ohrläppchen - Akt der Selbstbestrafung, findet mitunter beim Lügen statt ("du sollst nicht lügen")
    • Platzierung von Gegenständen zwischen sich und dem GP  - Abgrenzung, Grenze ziehen
    • usw.

12.3. Körpersprache in sozialen Interaktionen

Körpersprache spielt eine zentrale Rolle in der Art und Weise, wie wir mit Freunden, Familie und Kollegen interagieren. Ein bewusster Umgang mit unserer eigenen Körpersprache kann die sozialen Beziehungen verbessern:

  • Blickkontakt: Blickkontakt kann Vertrauen schaffen und zeigt, dass du dem anderen deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst. Doch ist es wichtig, eine Balance zu finden, um nicht einschüchternd zu wirken.
  • Gesten: Gesten können deine Worte unterstützen und Emotionen verstärken. Sie machen Erzählungen lebendiger und interessanter.
  • Zuwendung zum GP: Sich physisch jemandem zuzuwenden zeigt, dass du in das Gespräch involviert bist. Dies fördert die Nähe und das gegenseitige Verständnis.
  • Berührungen: Im richtigen Kontext können freundliche Berührungen, wie ein Klaps auf die Schulter oder eine kurze Berührung am Arm, Wärme und Zustimmung ausdrücken und sind mächtige Werkzeuge, um Solidarität und Unterstützung zu zeigen.

Körpersprache ist dann am authentischsten, wenn sie mit unserer inneren Haltung übereinstimmt. Wir haben als zwei Möglichkeiten an uns zu arbeiten:

  1. Wir ändern unsere Einstellung, dann ändert sich unsere Körpersprache. 
  2. Wir machen uns unsere Körpersprache bewusst und verändern diese ein wenig. Zum Beispiel: Versuchen wir uns zu öffnen (die verschränkten Arme öffnen), so verändern wir unsere Wirkung und erhalten eine andere Resonanz vom GP, was wiederum unsere Einstellung verändern kann. 

13. Fehlinterpretationen vermeiden

Die Interpretation von Körpersprache kann schwierig sein, da viele nonverbale Signale von kulturellen, kontextuellen und individuellen Faktoren beeinflusst werden.

13.1. Kontext berücksichtigen

Körpersprachliche Signale sollten nie isoliert betrachtet werden. Der Kontext, in dem eine Geste oder Haltung auftritt, ist entscheidend für ihre Bedeutung. Zum Beispiel kann das Kreuzen der Arme in einer kühlen Umgebung einfach eine Methode sein, um warm zu bleiben und nicht notwendigerweise ein Zeichen von Verschlossenheit oder Abwehr.

13.2. Individuelle Unterschiede erkennen

Was bei einer Person auf Nervosität hinweist, kann bei einer anderen normales Verhalten sein. Einige Menschen sind von Natur aus "zappeliger" oder expressiver in ihrer Körpersprache. Es ist wichtig, eine Baseline des normalen Verhaltens einer Person zu erkennen, bevor Schlüsse gezogen werden.

13.3. Multiple Signale suchen

Eine einzelne Geste oder Mimik sollte nicht überinterpretiert werden. Es ist ratsam, nach Clustern von Verhaltensweisen zu suchen, die zusammen ein stimmiges Bild ergeben. Diese Herangehensweise erhöht die Genauigkeit bei der Deutung der Körpersprache.

14. Mythen über Körpersprache

Viele Mythen über Körpersprache halten sich hartnäckig in der Populärkultur. Hier werden einige verbreitete Irrtümer aufgeklärt:

14.1. Mythos: Verschränkte Arme bedeuten immer Abwehrhaltung

Obwohl verschränkte Arme oft als Zeichen der Abwehr oder Verschlossenheit interpretiert werden, können sie auch Komfort, Selbstberuhigung oder einfach eine bequeme Position für die Arme signalisieren.

14.2. Mythos: Wer den Blickkontakt meidet, lügt

Blickkontakt kann kulturell sehr unterschiedlich sein. In einigen Kulturen gilt direkter Blickkontakt als unhöflich oder bedrohlich, während er in anderen als Zeichen von Aufrichtigkeit und Vertrauen gesehen wird. Außerdem können persönliche Eigenschaften wie Schüchternheit den Blickkontakt beeinflussen.

14.3. Mythos: Schnelles Blinzeln ist ein Zeichen für Lügen

Die Idee, dass Menschen beim Lügen schneller blinzeln, ist populär, aber die Realität ist komplexer. Schnelles Blinzeln kann auch auf Nervosität, Stress oder einfach nur trockene Augen hinweisen.

14.4. Mythos: Überschlagene Beine zeigen Abwehrhaltung

Ähnlich wie das Kreuzen der Arme wird auch das Überschlagen der Beine oft fälschlicherweise als Zeichen der Abwehr oder Verschlossenheit gedeutet. Während dies manchmal zutreffen kann, ist es oft einfach eine bequeme Sitzposition.

14.5. Mythos: Menschen, die sich viel berühren, sind unsicher

Selbstberührungen wie das Berühren des Nackens oder des Gesichts werden oft als Zeichen von Unsicherheit oder Stress interpretiert. Obwohl dies manchmal zutreffen kann, sind solche Gesten auch häufig einfach beruhigende Mechanismen oder Gewohnheiten, die nicht unbedingt auf tiefer liegende psychologische Probleme hinweisen.

15. blueprints-Pareto-Tipp: Körpersprache deuten

Ein blueprints-Pareto-Tipp fasst kurz und knapp zusammen, was die wichtigsten Anregungen zum Thema sind. Es ist eine Art Merksatz, an den wir bei verschiedenen Gelegenheiten in der Guten-Morgen-Gazette erinnern.

„Körpersprache ist ein sehr facettenreiches Kommunikationsmittel, das sowohl bewusste als auch unbewusste Signale umfasst, die tiefe Einblicke in die Emotionen, Einstellungen und Absichten einer Person geben können. Ihre korrekte Interpretation erfordert ein Verständnis des Kontextes, individueller Unterschiede und kultureller Einflüsse, um Fehldeutungen zu vermeiden.“

16. Weitere Beiträge zum Thema "Körpersprache"

Hier findest du weitere Beiträge zum Thema "Körpersprache" auf blueprints.

16.1. Wie man Lügen erkennt – übliche Anzeichen, 4 Typen und ein ganz einfacher Tipp

Unser menschliches Zusammenleben wäre manchmal einfacher zu handhaben, wenn niemand lügen würde. Nicht immer angenehmer, schließlich würden wir dann Dinge hören, die uns schmerzen, aber es wäre eines mit deutlich weniger Missverständnissen.

Doch Menschen lügen. Manchmal. Der eine mehr, der andere weniger. Viele Lügen uns gegenüber können wir vernachlässigen, aber in manchen Momenten hätten wir schon gerne Klarheit über den Wahrheitsgehalt der Aussage unseres Gegenübers.

Wir nennen typische Anzeichen einer Lüge, deren kluge Anwendung und beobachtbare Charaktereigenschaften eines typischen Lügners. Am Ende kannst du bei Bedarf einen 15-minütige Lehrgang zur Lügenerkennung absolvieren.

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16.2. Körpersprache im Alltag: 9 Aspekte, die uns sympathisch machen

Wenn wir uns mit einem Menschen unterhalten oder in einer Gruppe kommunizieren, achten wir fast ausschließlich darauf, WAS wir sagen. Die meisten beschränken ihre Achtsamkeit darauf, was sie sagen. Dabei senden wir auf vielen Wegen, gerade wenn wir nichts verbal sagen, pausenlos Signale an unsere Umwelt: mit unserem Körper.

Die folgenden 9 Körpersprache-Signale sind Aspekte, die uns sympathischer wirken lassen. Es wäre ungerecht, sie als psychologische Tricks zu verurteilen, nur weil wir damit Menschen manipulieren könnten. Vielmehr sollten wir sie als Unterstützung von positiven Anliegen verstehen (und auch nur dafür einsetzen).

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16.3. Präsentation Auftreten: 10 Förderer und 10 Hemmer für Präsentationen

Ob beruflich oder manchmal auch privat, Präsentieren ist eine Herausforderung, um die die wenigsten herumkommen. Es gibt einige Prinzipien und Tipps für das Auftreten in der Präsentation, die du unbedingt berücksichtigen solltest, um bei den Zuhörerinnen und Zuhörern das gewollte Ergebnis zu erreichen.

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„Achte nicht nur auf das, was die Leute dir sagen, sondern auch darauf, wie sie es sagen. Wenn du einigen Scharfsinn hast, wirst du mehr Wahrheit durch die Augen entdecken als durch die Ohren. Die Leute können sagen was sie wollen, können sich aber nicht genau eine Miene nach ihrem Willen geben.“

Philip Dormer Stanhope, 4. Earl of Chesterfield (1694 - 1773),
britischer Staatsmann und Schriftsteller

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16.4. Charlie Chaplin über nonverbale Kommunikation

„Handlung wird allgemein besser verstanden als Worte. Das Zucken einer Augenbraue, und sei es noch so unscheinbar, kann mehr ausdrücken als hundert Worte.“

Charlie Chaplin (1889 - 1977), britischer Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Schnittmeister, Komponist, Filmproduzent und Komiker

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17. Weitere Beiträge zum Thema "Kommunikation"

Hier findest du weitere Beiträge zum Thema "Kommunikation" auf blueprints.

kommunikation

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Geschrieben von

Michael Behn
Michael Behn

Michael arbeitet als Trainer und Coach im Bereich Kommunikationstraining und Selbstmanagement. Er arbeitet bundesweit für kleine und mittelständische Unternehmen. Schwerpunkt sind Führungstrainings, Verkaufstrainings und das Thema Zeit- und Selbstmanagement. Er ist Gründer von blueprints, was seit dem Jahr 2000 eine Leidenschaft von ihm ist.

https://www.blueprints.de

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