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Lern-Spar-Tipps von blueprints

Unnützes Wissen meint Fakten- oder Methodenwissen, das wir nicht im Gedächtnis speichern müssen, teilweise sogar nicht sollten. Neuere Studien legen nahe, dass unser Gehirn Wissen nicht kostenlos aufnimmt. Bei Taxifahrern in London vergrößerten sich Hirnregionen für das räumliche Erfassen, dafür verkleinerten sich andere Areale.

Unser Gehirn scheint also teilweise eine Fähigkeit nur auf Kosten einer anderen auszubauen. Die Forschung befindet sich bei diesem Problem am Anfang. Trotzdem wollen wir schon jetzt Bereiche aufzeigen, mit denen wir uns nicht unnötig abquälen brauchen.

Was man schnell herausfinden kann, muss man sich nicht merken

Vor den Zeiten des Internets gestaltete es sich oft mühsam, spezielle Fragen zu klären. Zu Beginn jeden Studiums wurde den jungen Studenten eine Einführung in die Konzeption der Bibliotheken geliefert. Ein großes Faktenwissen sparte oftmals viel Recherchezeit, sodass ein Auswendiglernen viel Zeitersparnis versprach. Wenn Sie zum Beispiel früher eine Programmiersprache erlernten, sparte es viel Nachschlagezeit, wenn man die korrekte Syntax und Parameterreihenfolge eines jeden Befehls im Kopf hatte. Die Zeit für das Lernen war rasch wieder hereingeholt. Heutzutage dauert es nur wenige Sekunden, diesen Befehl per Google nachzuschlagen - das Zeitblatt wendet sich zugunsten der "Check on Demand" - Vorgehensweise.

Es gibt auch schlechtes Wissen. Kenntnisse, die Sie besser nicht haben sollten. Welche könnten dies sein?

Veraltetes Wissen

Theorien oder Vorgehensweisen, die man einmal erlernt hat und darum ein gewisses Beharrungsvermögen besitzen, obwohl es wesentlich sinnvollere Methoden gibt. Beispielsweise eine veraltete Produktionstechnik oder die überholte Erste-Hilfe-Vorgehensweise. Auch das Lernen verstorbener Sprachen reihen einige in dieses obsolete Wissen ein.  Damit speichere ich Wissen, was mich behindert, da Neulernen Aufwand bedeutete, man aber Abneigung verspürt, sein altes Wissen als wertlos aufzugeben. Wüsste ich das Alte nicht, wäre die Hürde für das Neuerlernen geringer.

Wissen, das das Gefühl erzeugt, man wüsste etwas

Man kennt ein Detail und meint, das Ganze zu überblicken. Und darum fragt man nicht weiter nach. Dies gilt zum Beispiel für Bezeichnungen - wenn ich den Namen von einem Tier, einer Pflanze oder einer Hauptstadt kenne, erzeugt das in mir ein Gefühl, dass ich etwas darüber wüsste. Dann schaue ich nicht mehr genauer hin, schlage nicht mehr nach etc.
Analoges beobachten wir bei Jahreszahlen - wenn ich weiß, in welchem Jahr ein Ereignis stattgefunden hat, scheint das ausreichend. Dabei sind andere Details viel interessanter.

Wissen, was einen abhält, etwas zu machen

Wenn mir bekannt wird, dass meine Überlebenschance nach der schmerzhaften und langwierigen Chemotherapie nur wenige Prozent höher liegt, verliere ich womöglich die Hoffnung, verzichte auf die Therapie und werde noch kränker. Wüsste ich nichts von den spärlichen Heilungserfolgen, würde ich mich der Behandlung unterziehen und eventuell gesunden.

Ein weiteres Beispiel: Wenn ich im Vorhinein ermittle, wie viel Zeit und Nerven mich ein Neubau am Ende kostet, büße ich Mut und Tatkraft ein.

Notwendiges Wissen

Wir wollen noch erwähnen, dass es natürlich auch Wissen gibt, dass Sie parat haben sollten. Dabei handelt es sich zum einen um Sachkenntnis über Vorgänge, die man niemals verkehrt machen darf. Hierzu gehören die Bedienung von Produktionsanlagen, der Umgang mit Elektrizität, Gefahr von wilden Tieren, Baderisiken, giftige Pilze, Überdosierung von Medikamenten, Notfallhilfe usw. Oder wenn keine Möglichkeit zu Suchen besteht, wenn es peinlich werden würde - Prüfungswissen, der Arzt vor dem Patienten, der Fachmann vor der Kamera.

Ebenfalls als sehr segensreich erweisen sich Erkenntnisse, die Ihnen Ihr Leben erleichtern oder schöner gestalten - ein Anspruch, den wir zum Beispiel an jeden blueprints-Artikeln stellen: Selbsterkenntnis, zwischenmenschliche Abläufe, Gesundheits- oder Glückserkenntnisse gehören für uns dazu.

Sinnvoll ist darüber hinaus das Metawissen, also Kenntnisse über den Wissenserwerb, Lernstrategien. Hilfreich auch die Listen potenzieller menschlicher Irrungen (Englisch) und Wirrungen (Englisch).

Kleine Fallen

Mit unnützem Wissen lässt sich ab und zu vorzüglich angeben. Wer die Sprache der Elben (Herr der Ringe) beherrscht, hat hin und wieder die Aufmerksamkeit einiger Partygäste sicher. Auf jede Frage mit einer Antwort aus Raumschiff Enterprise glänzen zu können bringt auch den einen oder anderen Lacher ein. In aller Regel sind solche Gelegenheiten aber rar gesät. Der Aufwand dürfte den Ertrag bei Weitem überschreiten.

Aber ...

Dieser Artikel soll keine Rechtfertigung für Denkfaulheit oder Vernachlässigung unserer geistigen Leistungsfähigkeit sein. Regelmäßige Forderung des Gehirns wirkt sich in verschiedenen Bereichen förderlich aus. Aber wir können Zeit sicherlich sinnvoller verwenden, als unnützes Wissen auswendig zu lernen.

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach.

https://www.blueprints.de

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