Blätterfall - das traurig-schöne Gedicht von Christian Morgenstern
Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichten Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Kontext: Christian Morgenstern und seine Welt
Ein paar Hintergründe, die helfen, das Gedicht in einen Kontext zu bringen:
- Biografisch: Morgenstern lebte 1871 - 1914. Er war Dichter, Übersetzer, Satiriker.
- Sein Werk ist oft eine Mischung aus Humor, Spiel, aber auch philosophischer Tiefe. Besonders bekannt sind die Galgenlieder (eine Sammlung skurriler Sprachspiele).
- Dieses Gedicht gehört nicht zu den spielerischen, "wilden" Gedichten; es gehört zu den leisen, ruhigen, meditativen.
- In seiner Zeit war der Übergang zum 20. Jahrhundert auch literarisch geprägt von Symbolismus, von neuen Ausdrucksformen, vom Hinterfragen von Gewissheiten.
- Morgenstern selbst war zu dieser Zeit oft krank (Tuberkulose), wusste also, was "Vergänglichkeit" bedeutet - bei ihm war das kein bloßes Motiv, sondern gelebte Erfahrung.
Das bedeutet: Obwohl das Gedicht alte, bekannte Themen wie Vergänglichkeit aufgreift, tut es das auf eine moderne Art. Es klingt nicht belehrend oder moralisch, sondern offen, bildhaft und zum Nachdenken anregend.
Deine Interpretation oder Gedanken zum Gedicht von Morgenstern
Wie interpretierst du das Gedicht bzw. was sind deine Gedanken zu Morgensterns Zeilen?
- Sabine schreibt: Wenn man "Blätterfall" liest, spürt man, dass es Trost spenden will, aber ohne ihn zu versprechen. Es sagt nicht: Alles wird gut - sondern: Lerne, es anzunehmen.
Weitere nachdenkenswerte Zitate zum Thema "Vergänglichkeit"
„Leben heißt, sich von Dingen zu trennen, die man liebt.“
Honoré de Balzac (1799 - 1850), französischer Schriftsteller
„Es gibt eine Zeit für das Weinen und eine Zeit für das Lachen, eine Zeit zum Klagen und eine Zeit zum Tanzen.“
Kohelet 3,4 - Buch Prediger, Altes Testament
„So fallen Blätter im Herbst, wenn der Sturm kommt, und tragen doch den Frühling in sich.“
Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), deutscher Lyriker
„In jedem Ende liegt ein neuer Anfang.“
Hermann Hesse (1877 - 1962), deutscher Schriftsteller und Dichter
Artikel zu den Themen "Gedichte" und "Lernen" auf blueprints
Gedichte sind ein Stück Kulturgut, das unseren Geist erfrischen und bereichern kann. Hier findest du Gedichte und Beiträge auf blueprints.de.
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Goethes Empfehlung über das tägliche Lernen
„Man soll alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832 ), deutscher Dichter
Hier weiterlesen: Goethe Zitat – täglich lernen
Gedichte leichter lernen – oder sie einfach nur lesend genießen
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Bevor du weiterliest, präge dir bitte den folgenden Reim ein. Stoppe die benötigte Zeit.
Falls du keine Gedichte auswendig lernen möchtest, dann lass dich einfach von den schönen, bewegenden Gedichten im Beitrag berühren.
Das Gedicht "Frühling" von Eduard Mörike
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
Hier weiterlesen: Gedichte leichter lernen
Bücher über Gedichte
