Finanzexperten raten dazu, dass die Rente mindestens 60 % (besser 80 %) des letzten Netto-Gehalts betragen sollte. Mit der gesetzlichen Rentenversicherung ist dies schon lange nicht mehr möglich. Erbschaft hin, Ersparnisse her - eine Rentenlücke hat wohl jeder zu stopfen.
Doch damit die 3. Säule der Altersvorsorge - die private Vorsorge - rentabel und sicher gestaltet wird, gilt es, einige Anlageregeln zu beherzigen. Die noch jungen Robo-Advisor versprechen:
Einmal anlegen, einrichten und dann zurücklehnen und alles den Maschinen überlassen.
Inwiefern dürfen wir dem trauen?
Gesetzliche Rente im Sinkflug
Das Netto-Rentenniveau sinkt seit Jahren: von 55 % (1990) auf 47,7 % (2015). 2030 soll es noch eine "Niveausicherung" von 43 % geben. Quelle
Im Alter ist noch soooo viiiieeeellll zu tun
Die 4 Regeln der Altersvorsorge
Dem Anlegen für das Alter sollte eine besondere Sensibilität zukommen. Wir dürfen dabei nicht zu viel riskieren. Aber: Der lange Anlagehorizont ermöglicht, verantwortungsbewusst profitable Wege der Geldanlage einzuschlagen.
Wir wandern sicher auf diesen Geldanlagepfaden, wenn dabei die folgenden 4 Regeln eingehalten werden:
Früh beginnen
Gesegnet sind alle, die früh mit dem Sparen für den Ruhestand starten. Dank Zinseszinseffekt erwächst aus kleinen Sparsummen unaufhaltsam der Berg an, der im Alter das so angenehme Plus an Lebensqualität ermöglicht.
Konkret: Das Sparen für die Rente kann problemlos schon in Kindertagen beginnen.
Und wie viel soll ich zusätzlich sparen?
Als Faustregel gilt: Mindestens (ergänzend zu gesetzlicher Rente und Betriebsrente) 5 %, besser 10 % des Bruttoeinkommens für das Alter zurücklegen. Sie können mit 5 % starten und bei Gehaltszuwächsen immer deren Hälfte der Altersansparung hinzufügen, bis Sie auf die 10 % kommen.
Staatliche Förderung nutzen
Hiermit sind die Riester-Rente und die betriebliche Altersvorsorge gemeint. Für Selbständige steht mit Abstrichen Rürup zur Verfügung. Diese Anlageformen besitzen zwar auch Nachteile, erzielen in der Regel aber durch die Förderung eine ansehnliche Rendite. Sie ergänzen im ersten Schritt die Basis-Rentenvorsorge (meist die gesetzliche Rentenversicherung).
Zudem "zwingen" diese Verträge nach dem Abschluss zum Zwangssparen und lassen so dem inneren Spar-Schweinehund keine Chance.
Einfach halten
Noch ein genereller Tipp: Verzetteln Sie sich nicht bei Ihrer Altersvorsorge. Weniger ist mehr, beschränken Sie sich auf wenige Altersvorsorgebausteine.
Solide anlegen
Verzichten Sie bei der Altersvorsorge auf riskante Geschäfte wie die Geldanlage in spekulative und stark schwankende Werte. Also beispielsweise keine Einzelaktien oder Gold in den Rentenanspartopf!
Zudem sollte die Privatanlage mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Verlust einfahren. Wenn Sie Ihr Geld in Fonds anlegen wollen (was momentan die höchste Rendite verspricht), sollte Ihr Anlagehorizont mindestens fünf Jahre, besser zehn und darüber hinaus betragen.
Also:
Keine Fondsanlagen mehr in den letzten Jahren vor der Rente.
Wer früh beginnt, sich kräftig freut!
Verteilen Sie Ihre Ersparnisse
Diversifikation des Anlageportfolios führt zu höheren Renditen und senkt das Risiko. Viele Menschen verteilen die ersten Bausteine Ihrer Altersvorsorge auf
- die gesetzliche Rentenversicherung,
- einen Riester-Banksparplan,
- eine betriebliche Altersvorsorge und
- dem Abzahlen einer Immobilie.
Das ist schon eine schöne Streuung.
Wenn die Basis der Rentenvorsorge so solide wie bei dieser Aufzählung erfolgt, dann darf die restliche Komponente zur Stopfung der Rentenlücke ein klein wenig "chancenreicher" erfolgen. Momentan raten hierfür viele Experten zur Anlage in breit streuende ETF. Und da kommen die Robos ins Spiel ...
Was sind "ETF"?
ETF steht für Exchange Traded Funds und bezeichnet einen Fonds, der in seiner Aufteilung der Anlegergelder stur einen Index nachbildet. Beliebt sind z. B. der Dax oder der MSCI-World.
Durch die einfache Geldaufteilung wird kaum Management benötigt, was die Kosten der Fonds erfreulich niedrig hält und deren Rendite zugutekommt. Gleichzeitig wird das Anlegergeld breit gestreut und der Anleger nimmt die Chancen des Aktienmarktes wahr.
Künstliche Intelligenzen bieten ihre Geldanlage-Dienste im Internet an
Altersvorsorge per Robo-Advisor
Robo-Advisor sind im Grunde genommen (meist) nur mittels einer Software gemanagte und überwachte Depots bei einer (Online-)Bank.
Bei Abschluss des Vertrages mit dem Robo-Anbieter erfolgt anhand einiger Fragen eine Risikoeinstufung des Anlegers. Darauf basierend macht der Robo Anlagevorschläge oder führt diese - je nach Anbieter - gleich selbständig aus.
Geld muss natürlich vorher vom Anleger überwiesen sein :-)
Zwei Punkte stehen dabei für den Robo ganz oben auf der Wichtigkeits-Skala:
- Streue das Geld des Anlegers
- Erziele bei den vorgegebenen Risikopräferenzen eine möglichst hohe Rendite
Robos gründen ihre Empfehlungen auf regelbasierten Finanz-Modellen oder den "fixen" Voreinstellungen ihrer Programmierer.
Wisse
Die Robo-Advisor beantworten keine individuellen Fragen. Wer hierauf Wert legt, wähle einen Anbieter, der zusätzlich eine persönliche Beratung anbietet.
Robo-Advisor-Anbieter
Der Markt der Robo-Advisor startet erst in Deutschland und ist in steter Bewegung. Geschäftsmodelle, Portfolio-Vorschläge und Kosten schwanken beträchtlich. Momentan finden sich die folgenden Anbieter:
Weitere Anbieter
- 1822 direkt*
- Cashboard (seit Mai 2017 insolvent)
- Neu: Cominvest
- .comdirect
- DAB Bank
- Diversifikator
- Easyfolio
- Fintego*
- Ginmon*
- Growney*
- Liquid
- JustETF
- Maxblue
- moneyFilter
- Quirion
- Scalable Capital*
- Sutor Bank
- TargoBank
- United Signals
- Vaamo
- Visualvest
- Whitebox
Ich will mit der Geldanlage möglichst wenig zu tun haben ...
Eigentlich geeignet für die Altersvorsorge ...
Punkt 4 der obigen Regeln zur Altersvorsorge fordert die Streuung der Geldanlage. Und dies ist eines Robos wichtigste Aufgabe. Passt also (eigentlich ...) ideal!
Zudem setzen die meisten Robos ihre Portfoliovorschläge ausschließlich aus kostengünstigen ETF zusammen. Damit befolgen sie wie oben beschrieben den gängigen Empfehlungen unabhängiger Finanzexperten.
... aber der Robo-Advisor will für seine Dienste bezahlt werden.
... wenn da die Kosten nicht wären
Die meisten Robo-Advisor-Anbieter verlangen eine Gebühr für ihren Geld-Verwaltungs- und Aufteilungs-Service.
Die laufenden Jahresgebühren beginnen bei 0,15 Prozent des Anlagebetrages, können aber auch über 1 Prozent (pro Jahr!) betragen.
Experte Niklas Vogt von der Internetseite Robo-Advisor.de hat die Konsequenzen dieser Kosten einmal durchgerechnet. Er erklärt: "In unserer Beispielrechnung gehen wir davon aus, dass ein Anleger 100.000 € für einen Zeitraum von 30 Jahren anlegt. Die langfristige Marktrendite schätzen wir konservativ auf 5,5 % pro Jahr. Ein deutscher Robo-Advisor mit durchschnittlich 0,61 % Gebühren (bzw. 0,86 % inklusive ETF-Gebühren) würde das Vermögen nach 30 Jahren auf 372.593 € steigern.
Amerikanische Anleger müssen durchschnittlich nur 0,25 % Gebühren (bzw. 0,5 % inklusive ETF-Gebühren) bezahlen. Das führt dazu, dass ihnen am Ende 411.614 € zur Verfügung stehen - also 39.020 € mehr als den Anlegern mit höheren Gebühren.
Ein beachtlicher Unterschied, der allein auf die Gebühren und den Zinseszinseffekt zurückzuführen ist".
Geht es kostengünstiger?
Die risikooptimierte Geldaufteilung in ETF ist kein Hexenwerk. Sie gelingt laut Stiftung Warentest schon mit zwei breit streuenden ETF, z. B. einmal auf den MSCI-World und einen Fonds auf europäische (=> kein Währungsrisiko) Rentenpapiere. Finanztipp empfiehlt aufgrund der "Gefahr" ansteigender Zinsen statt Rentenfonds lieber Festgeld als "Risikoausgleich". Mehr dazu hier.
Fazit
Laut den Experten von Robo-Advisor.de müsse man bei der Beurteilung der Robo-Advisor für die eigene Geldanlage eine ehrliche Selbsteinschätzung vornehmen.
Man werde sich im ersten Schritt bewusst, welcher Anlegertyp man sei:
- Typ A: Ich möchte mein Geld einmal anlegen und danach will ich meine Ruhe.
- Typ B: Ich bevorzuge die Variante, etwas Zeit in mein Portfolio zu investieren, wenn ich mir davon eine höhere Rendite versprechen darf.
Die Empfehlung lautet:
A-Typen sind mit Robo-Advisor gut bedient, Typ B soll sich lieber sein (ETF-)Portfolio selbst zusammen stellen.
Siehe auch: Über die Funktionsweise der Robo-Advisor.