Ein junger Bauer wollte einst seine Liebste treffen. Er war - ganz aufgeregt - viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt. Das Warten war nicht seins. Er hatte keinen Blick für den Sonnenschein, für den Frühling oder die Vielfalt der Blumen. Voller Ungeduld knallte er sich unter einen Baum. Er haderte - mit sich und der Welt dort draußen.
Mit einen Mal stand ein graues Männlein vor ihm und fragte: "Ich weiß, wo dein Problem liegt ...
Nimm diesen Knopf und nähe ihn an deine Jacke. Wenn du dann in Zukunft auf etwas wartest und du es nicht abwarten magst, dann brauchst du nur diesen Knopf ein wenig nach rechts zu drehen, und du überspringst die Wartezeit bis dahin, wohin du willst."
Der Bauer griff sofort zu und drehte den Zauberknopf. Schon stand seine Liebste vor ihm. Sie lachte. Der Bauer drehte abermals und ruckzuck saßen sie an der Hochzeitstafel. Er sah seiner Frau in die Augen, sagte: "Wenn wir doch bereits alleine wären ..." und dreht wieder am Knopf.
"Wenn unser Haus doch schon fertig gebaut wäre ..." Er drehte. "Wenn die Kinder da wären ..." Er drehte. Immer wieder kam ihm etwas Neues in den Sinn und er drehte und drehte. Er konnte es nicht erwarten.
Drehend sprang das Leben an ihm vorbei. Ehe er sich versah, war der junge Bauer ein alter Mann auf dem Sterbebett. Da merkte er, dass er mit seiner Zeit schlecht gewirtschaftet hatte.
Er erkannte schmerzerfüllt, dass das Warten im Leben von großem Wert ist. Und er wünschte sich die Zeit zurück.
Nach einer Geschichte von Heinrich Spoerl, sprachlich angepasst