Im Jahr 1927 gab der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin in Berlin ein Gastspiel. Zur gleichen Zeit gastierte der Zirkus Sarrasani mal wieder in der Stadt. Zu den Attraktionen gehörte der Seiltänzer Herera, dessen Vorführungen am Turmseil ohne Netz die Zuschauer mit atemloser Spannung verfolgten.
Zuerst spazierte er auf dem Seil hin und her. Mit Stange. Dann ohne Stange.
Er ließ sich die Augen verbinden und lief auf dem Seil hin und her. Mit Stange. Dann ohne Stange.
Nun reichte man ihm ein Fahrrad hinauf, mit dem er das Seil abfuhr. Mit Stange. Dann ohne Stange.
Dann kam der Höhepunkt. Herera fuhr mit verbundenen Augen auf dem Rad und spielte dazu auf einer Geige das Ave Maria von Bach/Gounod. Da flüsterte ein Zuschauer seiner Frau zu: "Also, ein Menuhin ist er nicht."