„Tod, Verbannung und alles andere,
was als furchtbar gilt,
halte dir täglich vor Augen,
besonders aber den Tod,
und du wirst niemals kleinliche Gedanken haben
oder etwas übermäßig begehren.“
Epiktet, griechischer Philosoph
Gilt dieser Rat uneingeschränkt oder kann er sogar negative Folgen nach sich ziehen? Wie kann ich die Empfehlung konkret umsetzen? Lesen Sie hierzu die Kommentare von Michael und Peter.
Michaels Kommentar
Es geht um die Einstellung zu dem, was uns widerfährt und was wir denken. Wenn ich mir das Leid anderer vor Augen halte wie Bürgerkrieg, traumatisierte Kinder, Vertreibung, Eltern verloren …, dann schätze ich eher, wie gut es mir geht und was ich habe. Ich lebe in Wohlstand und Sicherheit. Mein Auto hat einen teuren Getriebeschaden, ich bekomme eine Grippe oder ich verliere einen meiner Kunden. Das ist dann vielleicht noch ein wenig ärgerlich, aber mehr auch nicht.
Meiner Meinung nach sollte es aber nicht dazu führen, dass wir uns mit allem zufrieden geben und alles rosarot sehen, weil es anderen schlechter geht. Das würde dazu führen, dass wir bequem werden, immer eine Ausrede haben und uns dem Schicksal fügen. Wer unzufrieden ist, sollte ändern, was ihn unzufrieden macht. Kann er es nicht ändern, gilt es eine hilfreiche Einstellung dazu aufzubauen. Dabei kann dann wieder der Rat von Epiktet helfen.
Peters Kommentar
Meine erste Eingebung war: Vorsicht! Die tägliche Beschäftigung mit dem Elend der Welt kann bei sensiblen Gemütern leicht zu Angst und Schlimmerem führen. Flüchtlingsströme, Ost-West-Spannungen, Hungerkatastrophen ... der Tod. All dies ständig im geistigen Fokus herumzuwälzen - wie soll dies zu lebensfrohen Gedanken leiten, gar den Lebensmut erhöhen?
Es kann. Und ich halte Epiktet's Rat für äußerst wertvoll und nachahmenswert. Zumindest, wenn diese Bewusstmachung der persönlichen Endlichkeit eine innere Haltung der Dankbarkeit zur Folge hat. So wirkt sich jedenfalls die Besinnung auf die Zeitlichkeit des Lebens bei mir aus.
Wie klein werden die allermeisten Schwierigkeiten bei einer langfristigen Perspektive. Angesichts der Größe des Lebens an sich. Unweigerlich kommt dabei die Dankbarkeit auf: Uns wird das Leben geschenkt, so viel Gutes und Spannendes um uns herum steht uns (umsonst) zur Verfügung. Wer will bei der Vorstellung des eigenen Todes wirklich Mephistoles zustimmen, wenn er zu Faust meint: "Drum besser wär's, wenn nichts entstünde." Sollte jemand zu diesem Fazit kommen, würde ich eine depressive Verstimmung vermuten. Für an der Seele schwer erkrankte Menschen gelten Ratschläge wie die von Epiktet oftmals nicht.
Ich denke, bei hinlänglich normalen Persönlichkeiten tritt, wie geschildert, der gegenteilige, lebensbejahende Effekt ein. Im Yoga gibt es sogar eine Übungsrichtung, die zur Mediation über den Tod animiert. Auf Amazon berichten Leser nach Anwendung dieser Meditationen über die eigene Endlichkeit von einer befreienden Wirkung auf das eigene Leben. Einen weiteren Hinweis auf die Wirksamkeit von Epiktet's Zitat findet man in den Aussagen von Menschen mit Nahtoderfahrung. Diese beinhalten oftmals eine erneuerte, positivere Sichtweise über das Leben nach ihrem einschneidenden Erlebnis.
Nahtoderfahrungen weisen folgende religions- und kulturunabhängigen Eigenschaften mystischer Erfahrungen auf: Einheits-Erleben, Transzendenz von Zeit und Raum, tief empfundene positive Stimmung, Gefühl der Heiligkeit, der Objektivität und Realität, Unaussprechlichkeit, Paradoxie und Flüchtigkeit des Erlebens sowie anhaltende positive Veränderung in Einstellung und Verhalten. (Zitat Wikipedia)
Wie immer gilt: Nur wer es ausprobiert, wird wissen, wie Epiktet's Rat bei ihm wirkt. Ich kann es - in dankbarer Geisteshaltung ausgeführt - von meiner Seite aus empfehlen.
Umfrage zum Thema: Gedanken über den eigenen Tod
Was löst der Gedanke an den eigenen Tod bei dir aus?
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Die bisherigen Stimmen:
Ich widme mich stärker den wichtigen Dingen im Leben. | 82 Stimmen |
Gelassenheit. | 79 Stimmen |
Unbehagen. | 47 Stimmen |
Dankbarkeit. | 46 Stimmen |
Ich erhalte Motivation für meine Ziele. | 29 Stimmen |
Vor allem Angst. | 20 Stimmen |
Verzweiflung. | 17 Stimmen |
Ich arbeite konzentrierter. | 10 Stimmen |
Mehr zum Philosophen Epiktet
Epiktet – von Lebensmut und der Freiheit von Furcht
Epiktet vorgelesen
Handbüchlein der Moral – eigenwillig vorgelesen von Redaer. Video auf Youtube:
Epiktet wurde um 50 in Hierapolis in Phrygien geboren. Als Philosoph der Antike zählt zu den bekanntesten Vertretern des Stoismus. Ihm war ein außergewöhnlicher Lebenslauf beschieden. Er kam als Sklave nach Rom und traf dort auf die stoischen Lehren. Nachdem er aus Rom vertrieben wurde, gründete er in Nikopolis eine Philosophenschule. Bis zu seinem Tod lehrte er an diesem Ort.
Leider sind uns von ihm keine Werke erhalten, seine Philosophie wird uns nur in den Schriften seines Schülers Arrian überliefert, der seine Vorlesungen aufzeichnete.
Epiktet starb 138 ebendort in Nikopolis, Epirus. Mehr zu seinem Leben auf Wikipedia.
Beiträge von Epiktet auf blueprints
Stolz: auf was könnten wir stolz sein? Philosophische Anregungen
Epiktet, der griechische Philosoph (er lebte ca. 55 n. Chr. - ca. 138 n. Chr. ), schrieb damals in seinem "Handbüchlein der Moral":
"Sei nicht stolz auf einen Vorzug, der nicht dein eigen ist. Wenn ein Pferd in stolzer Selbsterhebung sagen würde: "Ich bin schön", so wäre dies erträglich; wenn du aber mit Stolz sprächest: "Ich habe ein schönes Pferd", so bist du stolz auf des Pferdes Vorzug. Was gehört dir dabei?
Die Denkungsart. Mit Recht wirst du dann stolz sein können, wenn du darin richtig handelst, denn dann bist du auf eine gute Eigenschaft stolz, die wirklich dir angehört."
Wir haben weitere Anregungen zum Thema "Stolz – auf was?" gesammelt (mit Leserumfrage).
Wenn dir jemand mitteilt, dir sage jemand Böses nach, dann rechtfertige dich nicht, sondern antworte: „Er kannte wohl meine anderen Fehler nicht, denn sonst würde er nicht nur diese hier erwähnen.“
Epiktet (um 50 - 138 n. Chr.), griechischer Philosoph
Kurzübung zu "Maß halten"
Hier eine kurze Übung, die wir empfehlen für eine Woche durchzuführen.
Kurzübung für die kommende Woche
Reflektiere in der kommenden Woche, wo du oder andere das Maß verloren haben. Gibt es etwas, wo du wieder dein richtiges Maß finden solltest, um entspannter und glücklicher zu leben?
Epiktets Empfehlung: So sollst du sein
Epiktets Empfehlung: So sollst du sein
Im "Handbüchlein der Moral" werden Empfehlungen des bekanntesten Stoikers, Epiktet, vorgestellt. Das Buch ist ein echter Klassiker der antiken Philosophie und ist trotz seiner Kürze ein Werk voller Weisheit, Inspiration und Motivation.
Die Gedanken erscheinen teils zusammenhanglos. Was auch daran liegen mag, dass es von einem seiner Schüler, Arrian, verfasst wurden, der Epiktets Gedanken und Philosophien aufschrieb, wie er sie verstand.
Auch wenn das Büchlein vor fast 2000 Jahren geschrieben wurde, sind die Ideen und Lehren immer noch aktuell und relevant. Es erinnert uns daran, dass wir uns auf das konzentrieren sollten, was wirklich wichtig ist, und dass Glück von innen kommt, nicht von äußeren Umständen.
Eine klare Leseempfehlung des blueprints Teams. Hier nun die Empfehlung von Epiktet: "So sollst du sein":
Ein Rat von Epiktet für mehr Gelassenheit
Wenn dir jemand Böses tut oder nachredet, so denke: Er handelt und spricht so, weil er meint, er habe recht. Er folgt eben nicht deinen Begriffen, sondern seinen, und wenn diese falsch sind, so hat er den Schaden davon, indem er sich täuscht.
Denn wenn jemand einen richtigen Schlusssatz für falsch hält, so schadet dies nicht dem Objekt des Satzes, sondern ihm, der sich irrt.
Bücher von Epiktet
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