Ich denke meine Welt
Von Zeit zu Zeit kann es wertvoll sein, das eigene Denken auf den Prüfstand zu stellen. Vorurteile, Glaubenssätze und Denkmuster helfen uns oder hemmen uns auf unseren Wegen.
- "Alle Menschen suchen nur ihren Vorteil."
- "Politiker sind 'falsch'."
- "In dieser Firma wird man nur etwas, wenn man dem Chef nach dem Munde redet."
- "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr."
- "Osteuropäer sind ..."
- "Beamte sind ..."
- etc.
Mit solchen "Bildern" von der Welt, nicht verifizierten Urteilen (Kennen Sie alle Osteuropäer?) und anderen kaum belegbaren Denkfallen (Haben Sie Ihrem Chef schon einmal gesagt, dass Sie etwas anders sehen?) wird unser Wirken in dieser Welt nicht leichter. Wir erzeugen nämlich bewusst oder unbewusst immer wieder Konflikte und Situationen, die unsere Meinung bestätigt.
Eine Geschichte aus Indien erzählt sehr schön, wie die Einstellung das Verhalten prägt.
Es gab in Indien den Tempel der tausend Spiegel. Er lag hoch oben auf einem Berg und sein Anblick war gewaltig.
Eines Tages kam ein Hund und erklomm den Berg. Er stieg die Stufen des Tempels hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel. Als er in den Saal der tausend Spiegel kam, sah er tausend Hunde. Er bekam Angst, sträubte das Nackenfell, klemmte den Schwanz zwischen die Beine, knurrte furchtbar und fletschte die Zähne. Und tausend Hunde sträubten das Nackenfell, klemmten die Schwänze zwischen die Beine, knurrten furchtbar und fletschten die Zähne.
Voller Panik rannte der Hund aus dem Tempel und glaubte von nun an, dass die ganze Welt aus knurrenden, gefährlichen und bedrohlichen Hunden bestehe.
Einige Zeit später stieg ein anderer Hund den Berg hinauf und betrat den Tempel der tausend Spiegel. Als er in den Saal mit den tausend Spiegeln kam, sah auch er tausend andere Hunde. Er aber freute sich. Er wedelte mit dem Schwanz, sprang fröhlich hin und her und forderte die Hunde zum Spielen auf.
Dieser Hund verließ den Tempel mit der Überzeugung, dass die ganze Welt aus netten, freundlichen Hunden bestehe, die ihm wohl gesonnen sind.
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- Geschrieben von Michael Behn
- Zuletzt aktualisiert: 06. Januar 2014
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