Ora et labora von Lafontaine
Ein Fuhrmann saß im Schlamme fest mit seiner Fracht.
Das nächste Nest fünf Meilen fern.
Kein Mensch ringsum.
Der Abend nah, der Tag bald um.
Voll Wut verflucht er fürchterlich
Pferd, Straße, Wagen, Welt und sich.
Zuletzt fleht leise er zu Gott:
"Hilf! Mach den Karren wieder flott!"
Da hört er eines Engels Stimme:
"Gott mag nicht, dass man rasch ergrimme.
Selbst ist der Mann! Sei rührig, rege!
Wo liegt das Hindernis im Wege?
Schau nach! Die Achsen sind voll Dreck.
Schaff erst den Schlamm von ihnen weg!
Schütt Steine in das Loch! Getan?"
"Ja." - "Nun die Peitsche!" - "Ja." - "Treib an!"
Hauruck! Hü hott! Und was passiert?
Der Karren läuft wie frisch geschmiert.
"Nun", ruft es, "merkst du was, du Lümmel?
Hilf dir selbst, dann hilft dir auch der Himmel!“
August Lafontaine, deutscher Schriftsteller, * 1758, † 1831
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- Geschrieben von Michael Behn
- Zuletzt aktualisiert: 19. Juni 2022
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