Morgenstern und Tiere - das Weltgericht
„Weh dem Menschen, wenn nur ein einziges Tier im Weltgericht sitzt.“
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Interpretation des Zitats
Tiere wurden im Laufe der Menschheitsgeschichte oft ausgebeutet, misshandelt, zum "Spielzeug von Menschen" oder zu Testzwecken missbraucht.
Für mich symbolisiert das Weltgericht eine universelle Gerechtigkeit, bei der alle Lebewesen - nicht nur Menschen - ein Recht auf Gehör haben. Die Vorstellung, dass Tiere über die Menschheit richten könnten, verdeutlicht die Verantwortung, die der Mensch für die Natur und ihre Bewohner trägt.
Das Zitat fordert uns auf, uns selbstkritisch zu hinterfragen:
- Wie würde ich vor einem solchen Gericht bestehen?
- Wie würdest du vor einem solchen Gericht bestehen?
Interpretation von blueprints-Leser:innen
Wie interpretierst du das Zitat von Christion Morgenstern bzw. was löst es in dir aus?
- Franziska schreibt: "Die Bedeutung dieses Zitats ist heute relevanter denn je. Tierarten sterben aus, Massentierhaltung, der Schutz der Umwelt ... es gibt einiges zu tun."
Umfrage zum Thema
Glaubst du, dass Tiere das Recht haben sollten, über das Verhalten der Menschheit zu urteilen, wenn das möglich wäre?
Ähnliche Zitate zum Thema
„Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt.“
Mahatma Gandhi
„Solange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.“
Leo Tolstoi
„Man kann erkennen, wie groß das Herz eines Menschen ist, indem man sieht, wie er mit Tieren umgeht.“
Immanuel Kant
Wer war Christian Morgenstern?
Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren und war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Dichter. Bekannt wurde er vor allem durch seine humoristischen und oft surrealistischen Gedichte, die in ihrer Schlichtheit tiefgründige Botschaften tragen.
Eines seiner bekanntesten Werke, die "Galgenlieder", ist eine Sammlung von Gedichten, die mit Sprachspielen und ironischen Kommentaren das Absurde des Lebens hervorheben. Morgenstern starb 1914 im Alter von 42 Jahren, doch sein literarisches Erbe lebt bis heute weiter und inspiriert Leser auf der ganzen Welt.
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Blätterfall - Gedicht von Christian Morgenstern
Der Herbstwald raschelt um mich her.
Ein unabsehbar Blättermeer
Entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
Mitklagen will den großen Schmerz:
Sei stark, sei stark und schweige!Du lerne lächeln, wenn das Laub
Dem leichten Wind ein leichter Raub
Hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
Das Schwert, womit der Geist der Zeit
Sich selber überwindet.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Christian Morgenstern - mein Herz in Ruh - Zitat
Christian Morgenstern - mein Herz in Ruh
„Mag dir dies und das geschehn, lerne still darüber stehn, sieh dir selber schweigend zu, bis das wilde Herz in Ruh.“
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Dieses kurze Gedicht von Christian Morgenstern steht in seiner Forderung nach einem gelassenen Geist in einer langen Tradition von Philosophen und Religionstexten. Der Lohn solch eines ruhigen Geistes soll vielfältig ausfallen und jede Mühe wert sein.
In China heißt es dazu:
Der Schnupfen (von Christian Morgenstern)
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse -
und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: "Pitschü!"
Und hat ihn drauf bis Montag früh.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Christian Morgenstern über Ziele
Wer vom Ziel nicht weiß,
kann den Weg nicht haben,
wird im selben Kreis
all sein Leben traben;
kommt am Ende hin,
wo er hergerückt,
hat der Menge Sinn
nur noch mehr zerstückt.
Wer vom Ziel nichts kennt,
kann's doch heut erfahren;
wenn es ihn nur brennt
nach dem Göttlich-Wahren;
wenn in Eitelkeit
er nicht ganz versunken
und vom Wein der Zeit
nicht bis oben trunken.
Denn zu fragen ist
nach den stillen Dingen,
und zu wagen ist,
will man Licht erringen;
wer nicht suchen kann,
wie nur je ein Freier,
bleibt im Trugesbann
siebenfacher Schleier.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller
Der Werwolf (von Christian Morgenstern)
Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: "Bitte, beuge mich!"Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:"Der Werwolf", sprach der gute Mann,
des Werwolfs, Genetiv sodann,
dem Wemwolf, Dativ wie mans nennt.
den Wenwolf, - damit hats ein End."Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
"Indessen", bat er, "füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!"Der Dorfschulmeister aber musste
gestehn, dass er von ihr nichts wusste.
Zwar Wölfe gäbe es in großer Schar,
doch "Wer" gäbe es nur im Singular.Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja noch Weib und Kind!
Doch da er kein Gelehrter eben,
schied er dankend und ergeben.
Christian Morgenstern (1871 - 1914), deutscher Schriftsteller