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ImageDer Mensch ist, was er isst.
Ludwig Feuerbach, deutscher Philosoph,  1804 - 1872
 
"Was für eine dumme Frage - natürlich kann ich eine Weintraube essen, sogar ein ganzes Pfund!"
 
Nach dem Karneval und diesem nicht enden wollenden Winter kommt bei vielen eines Morgens der Blick in den Spiegel: "Wer ist denn dieser dicke, schlaffe Typ da?"
 
Und dann geht es los mit hunderten von Diättipps in allen Medien, dem todsicheren Tipp in der Sauna ("in drei Tagen 15 kg!") und natürlich den passenden Fitnessprogrammen.
 
Ich möchte Ihnen einen Rat geben, der in eine etwas andere Richtung geht:

Ein Zen-Mönch antwortete auf die Frage, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen so konzentriert arbeiten könne: "Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich." Der Fragesteller unterbrach den Mönch und sagte: "Das machen wir ja auch, was machst Du darüber hinaus?" Der Mönch sagte nochmals: "Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich." Wieder entgegnete der Fragesteller: "Das tun wir ebenfalls!" "Nein", antwortete der Mönch: "Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, seid ihr schon am Ziel." Fazit: Konzentriere Dich nur auf etwas - auf das, was Du im Augenblick tust.
 
Lernen Sie, wieder zu essen - essen Sie eine Weintraube!
 
Sie sollten vor dieser Übung wirklich hungrig sein, vielleicht nach einem halben Fastentag. Ziehen Sie sich an einen ruhigen Ort zurück, wo sie für ca. 15 Minuten ungestört sind. Schalten sie jegliche Störungen aus. Keine Ablenkung durch Fernsehen, Lesen, Radio, Telefon (!) usw.
 
Nehmen Sie sich eine Weintraube (alternativ geht jedes Stück Obst oder Käse oder sonst etwas - aber immer nur ein kleines Stück!).
 
Legen Sie die Traube zunächst nur auf einen Teller und betrachten Sie sie. Nehmen sie die Form, die Größe, die Farbe in sich auf. Ablenkende Gedanken lassen Sie einfach vorbeiziehen, wie Wolken am Himmel, ohne sie zu beachten. Nun stellen Sie sich im Geist vor, wie es schmecken wird, wenn Sie die Traube jetzt essen.
 
Nehmen Sie die Traube, riechen Sie daran und erst jetzt stecken Sie sie in den Mund. Schließen Sie die Augen. Bewegen Sie die Traube noch eine Weile im Munde hin und her. Und jetzt: Beißen Sie hinein!
 
Hören Sie auf das leise Knacken der Schale, spüren Sie, wie der Saft sich im Mund verteilt, schmecken Sie den süß-sauren Saft. Spüren Sie, wie die Schale sich vom weichen Inneren der Traube löst.
 
Essen Sie ganz langsam weiter. Genießen Sie. - Noch nicht hinunterschlucken, sondern kauen, bis auch die Schale ganz zerkleinert ist. - Jetzt dürfen Sie schlucken.
 
Nun öffnen Sie die Augen wieder. Spüren Sie dem Genuss noch eine Weile nach. Stellen Sie sich vor, sie essen noch eine zweite Weintraube (aber tun sie es nicht). Und dabei versuchen Sie, sich den ganzen Vorgang noch einmal in Erinnerung zu rufen.
 
Wiederholen sie dieses "Experiment" mehrfach in den nächsten Tagen.
 
Nach etlichen Wiederholungen übertragen Sie diese Erfahrung auf Ihre "normalen" Essensgewohnheiten:
Führen Sie in der Familie alte Essensrituale wieder ein. Essen Sie zu festgelegten Zeiten, mit der ganzen Familie. Planen Sie das Essen, beratschlagen Sie mit der Familie ein besonderes Essen.
 
Klammern Sie alles aus, was nicht zum Essen gehört. Medien, Gedanken über die Arbeit, Hin-und-Her-Laufen der Kinder, Telefonate (allenfalls Rückruf versprechen, besser aber ausschalten).
 
Ein Tischgebet oder "Guten Appetit" vorweg eröffnet das Essen. Gespräche sind erlaubt, aber bitte keine Probleme diskutieren oder gar Streitgespräche führen. Niemand verlässt den Tisch, bis das Essen beendet ist. Man kann nach dem Essen auch für die Mahlzeit danken.
 
Und nun werfen Sie alle Diätprogramme in den Müll und ergänzen Sie Ihre neuen Essgewohnheiten durch ein lockeres Fitnessprogramm, dass Ihnen Freude bereitet. (Auch das geht am besten mit der Familie!)
 
Ich wünsche Ihnen einen Guten Appetit!
 
Ihr Peter Milz
peterm@blueprints.de

PS: Natürlich können Sie dieses Experiment auch als Paar oder als Single durchführen!

(NL 15.02.2010)

Geschrieben von

blueprints
Susanne Behn

Autorin.

https://www.blueprints.de

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