
Aufgabe bzw. Rätsel:
Das Logik-Paradoxon – Wie würdest du entscheiden?
Dem vor kurzem ernannten Königsberater Orman Allando wurde seine Stellung von den Mentoren (Beratern und Lehrern) des betagten Königs geneidet. Schon am ersten Tag seiner Amtszeit stellten die Mentoren den neuen Königsberater darum auf die Probe und legten ihm einen Fall zur Entscheidung vor.
Ein weißbärtiger Mentor in wallendem Gewand trug das rätselhafte Geschehen vor:
Dem jungen Eugen wurde von seinem Onkel Antropulos die Ausbildung zum Anwalt finanziert. Ihre Vereinbarung lautete: Eugen sollte Antropulos die monatlichen Zuwendungen zurückzahlen, sobald er seinen ersten Fall gewonnen hätte.
Zwistigkeit schien vorprogrammiert: Sehr zum Ärger von Antropulos entschied sich Eugen nach seiner Anwaltsausbildung zunächst für den Beruf des fahrenden Musikers und verweigerte unter Bezugnahme auf die getroffene Vereinbarung die Rückzahlung der Studienunterstützung. Er habe ja noch keinen Prozess gewonnen.
Antropulos hat daraufhin diesbezüglich einen Prozess gegen Eugen angestrebt. Er sieht es so, dass Eugen zahlen muss, wenn er diesen Prozess über die Rückzahlung verliert. Doch auch wenn Eugen gewinnen würde, so müsste dieser, aufgrund des Wortlauts der Vereinbarung, wegen des ersten gewonnenen Falles die Ausbildungsunterstützung zurückzahlen.
Eugen hingegen sieht es genau entgegengesetzt. Wenn er den Fall verliert, muss er aufgrund der Vereinbarung gerade nicht zahlen, da er erst nach einem gewonnenen Fall zahlen muss. Und wenn er den Prozess gewinnt, müsse er ebenfalls nicht zahlen, schließlich verneint damit das Gericht die Rückzahlungsverpflichtung.
"Verehrter Allando", fragte der weißbärtige Alte scheinheilig lächelnd, "beide können ja nun nicht richtig liegen. Wer von den Streitenden ist denn nun im Recht?"
Welche Empfehlung wird Allando wohl aussprechen?
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Lösung: Das Logik-Paradoxon
Rätsel in dieser Art waren bei den alten Griechen besonders beliebt. Denn beide Argumentationsketten stimmen logisch und es ist bisher keinem gelungen, mit einem Trick der einen oder anderen Seite einen Fehler nachzuweisen. Das Paradoxe also:
Beide Argumentationsketten scheinen zu stimmen und kommen doch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Ergo kommt hier die Logik an ihre Grenzen, dabei bestimmt sie doch einen Großteil unseres Denkens. Darum waren diese Rätsel bei den frühen Philosophen so gerne gesehen.
Allando erkannte die Falle und verwies die Entscheidungsfindung clever zurück: "Seht, hier handelt es sich um eine interne Familienangelegenheit. Einem Außenstehenden ist es unmöglich, die Verstrickungen der Familienbande zu entwirren. Von daher kann ich Euch leider nicht helfen."
Kann etwas gleichzeitig Apfel und Birne sein?
Hast du einen (weiteren) Lösungsvorschlag für das Logik-Paradoxon?
Vielen Dank für jede Anregung:
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Antwort 1
Der Fehler liegt beim Onkel, der keinen Prozess anstrengen sollte.
Antwort 2
Dem Neffen, der ja nicht zahlen will, kann man nur raten bis zum Tode des Onkels Musik zu betreiben, und dann Rechtsanwalt zu werden.
Antwort 3
Der verantwortliche Richter sollte die Klage ablehnen.
Antwort 4
Bei der Vereinbarung zum "ersten Fall" dürfte stillschweigend davon ausgegangen worden sein, dass das Geld aus dem als Anwalt bearbeiteten Fall stammt. Aber das wäre bei diesem Gerichtsverfahren nicht der Fall. Es handelt sich nicht um die bei der Vereinbarung (wenn auch nicht explizit formuliert) angenommene Situation. Daher muss er nicht zahlen.
Antwort 5
Bei der Vereinbarung zum "ersten Fall" dürfte stillschweigend davon ausgegangen worden sein, dass das Geld aus dem als Anwalt bearbeiteten Fall stammt. Aber das wäre bei diesem Gerichtsverfahren nicht der Fall. Es handelt sich nicht um die bei der Vereinbarung (wenn auch nicht explizit formuliert) angenommene Situation. Daher muss er nicht zahlen.
Antwort 6
Er muss nicht zahlen, es ist nicht "sein" Fall.
Antwort 7
Der Prozess kann nicht statt gegeben werden, da der Kläger seine Objektivität genommen hat.
Antwort 8
Eine Lösung habe ich nicht, aber die Argumentation beider Parteien ist inkonsistent.
Wenn man jede der vier Argumentationen anschaut, sind sie zwar konsistent, aber die jeweils zwei Argumentationen zusammen nicht. Wir haben zwei ,,Wahrmacher": Einmal das Gericht und einmal die Abmachung. Wenn der Onkel gewinnt, setzt er die ,,Wahrnachung" des Gerichts voraus. Er kann dann aber nicht gleichzeitig in der Niederlage genau diese ,,Wahrnachung" für falsch erklären. Genauso ist es beim Neffen nur andersherum.
Antwort 9
Um einen Widerspruch wie er sich hier aufdrängt zu vermeiden, ist es nötig die beiden Sachverhalte getrennt zu betrachten. Folglich gilt einerseits der Sachverhalt, dass die Abmachung klar lautet, dass die Rückzahlung bei erstem gewonnenen Verfahren zu leisten ist. Dabei ist dies explizit der Inhalt der Vereinbarung allein. Andererseits besteht der Sachverhalt des Gerichtsverfahrens um die Erzwingung der Rückzahlung.
Wenn Eugen das Verfahren gewinnt, gewinnt er bloß das Ausweichen vor dem Gerichtszwang. Indem er aber gewinnt vor Gericht, muss er seine Vereinbarung einhalten. Will er das dann immernoch nicht, kann Antropulos vor Gericht ziehen, wo er entweder gewinnen oder verlieren wird, aber aller Voraussicht nach gewinnen wird, da die Vereinbarung klar ist. In der Tat ist der Gerichtsprozess der zu Anfang gegenübergestellt wird erst im Nachhinein sinnig und tatkräftig, während er anfangs unsinnig und vergeblich ist, da keine Grundlage für eine Entscheidung besteht. Das hat wenig mit Familienangelegenheiten zu tun.
Wenn Eugen nähmlich verliert vor Gericht, also vom Gericht doch irgendwie schon gezwungen wird, hat er eben verloren und muss die Zahlung leisten, unabhängig der Vereinbarung.
Denn das Gericht, wie gesagt, entscheidet zu Anfang bloß darüber ob gezahlt werden muss, obwohl die Vereinbarung noch garnicht in Kraft treten konnte, weswegen bloß allein in der Hinsicht zu erwarten wäre, dass Eugen gewinnt. Da es aber so ist, wirkt es auch nicht weiter als dass, und die Vereinbarung tritt daraufhin umgehend in Kraft.
Der Fehler besteht nähmlich darin das eine mit dem anderen Begründen und bedingen zu wollen, was natürlich so nicht geht. Trennt man sie aber sachgemäß, ergibt sich meines Erachtens und hoffentlich auch in eurer Wahrnehmung kein Problem mehr, sondern die Sache ist klar. Verliert Eugen, zahlt er. Gewinnt er, zahlt er. So oder so, Eugen kann nicht entkommen, so gern er es hätte, was dem Charakter einer Vereinbarung ironischerweise passend entspricht.
Videos zu "Logik-Paradoxon"
Video: Geburtstagsproblem / Geburtstagsparadoxon ?!
Länge: 5:26 Minuten
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Video: 10 unglaubliche Paradoxe!
Länge: 8:14 Minuten
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