Canossagang – Bedeutung, Herkunft und die heutige Verwendung vom "Gang nach Canossa"
Canossagang Bedeutung: Warum heißt es "Gang nach Canossa"? Der Canossagang, auch "Canossa-Gang" oder "Gang nach Canossa", geht von seiner Herkunft her zurück auf Kaiser Heinrich IV. Auf der Felsenburg Canossa in der italienischen Provinz Reggio (Emilia) ließ er sich 1077 vor Papst Gregor VII. drei Tage demütigen, um von einem Bann losgesprochen zu werden.
Die "Bannung" Heinrich IV. bestand in seiner Exkommunizierung auf Befehl des Papstes. Zugleich löste Gregor VII. auch alle Treueide, die Heinrichs Untertanen an den König banden. Dies setze Heinrich quasi als König ab. Durch diese Bannung wurde seine Macht zwar nicht sofort, aber doch Stück für Stück und als Folge innerstaatlicher Unruhen vermindert. Ihm blieb am Ende nur der Canossagang.
Auch wenn man heute von einem Sieg Heinrich des IV. redet, so bewirkte der "Gang nach Canossa" in der damaligen Zeit einen großen Ansehensverlust für das Kaisertum.
Heutige Verwendung der Redewendung
Bedeutung: Heute bezeichnen wir ein erniedrigendes und entwürdigendes Nachgeben bzw. eine Unterwerfung als "Gang nach Canossa" bzw. "Canossagang".

Canossa-Säule, Zeichnung vom 8. September 1877
Historische Demütigung
Seit jener Zeit gilt Canossa als Symbol für die schlimmste Demütigung eines deutschen Staatsoberhauptes. Auch Kanzler Otto von Bismarck stritt heftig mit der katholischen Zentrumspartei im Reichstag. Am 14. Mai 1872 rief er deren Abgeordneten zu: "Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht, weder körperlich noch geistig."
Für diese provokanten und selbstbewussten Worte Bismarcks wurde in Bad Harzburg (hier stand eine Festung Heinrichs) fünf Jahre später eine 19 Meter hohe "Canossa-Säule" errichtet, siehe Bild. Darin findet sich noch heute der Ausspruch Bismarcks eingemeißelt.
Beispiele für die heutige Verwendung von "Canossagang"
- Einen Canossagang antreten.
- Ich habe einen Fehler gemacht, da muss ich wohl den Gang nach Canossa beim Chef antreten.
- Es war für sie ein schwerer Gang nach Canossa.
- Doch es gab kein Entrinnen. Und so atmete der 29-Jährige tief durch und trat den Gang nach Canossa mit möglichst coolem Blick an. (Sportschau)
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Ja, regelmäßig. | 2 Stimmen |
Wo liegt Canossa?
Canossa war eine Burg in Oberitalien und Hauptsitz des Markgrafengeschlechts derer von Canossa. Sie war Wohnstätte der Markgräfin Mathilde von Canossa (1046 - 1115). Die Burg lag an einer strategisch günstigen Position am Rand des Apennins zwischen Bologna und Parma in einer Höhe von 576 Metern über dem Meeresspiegel.
Wer ging nach Canossa?
Wie gesagt: Kaiser Heinrich IV. Er lebte vom 11. November 1050 bis zum 7. August 1106 und stammte aus der Familie der Salier. Heinrich IV. war der älteste Sohn des Kaisers Heinrich III. und der Kaiserin Agnes.
Ab dem Jahr 1053 war er Mitkönig, ab 1056 römisch-deutscher König und von 1084 bis 31. Dezember 1105 Kaiser. Sein Sohn Heinrich V. hatte ihn zur Abdankung gezwungen.
Heinrich IV. war der letzte König des römisch-deutschen Mittelalters, der als Minderjähriger den Thron bestieg. Die Berechtigung seiner Herrschaft sah er, wie sein Vater, vornehmlich im sogenannten Gottesgnadentum konstituiert.
Worum ging es in dem Streit?
König Heinrich IV. und Papst Gregor der Siebte stritten. Es ging um das Vorrecht, Bischöfe zu ernennen (Investiturstreit).
Video: Investiturstreit
Länge: 5 Minuten
König Heinrich verlor durch diesen Streit viele Gefolgsleute, er musste um seinen Thron bangen. Da blieb ihm nur ein Ausweg: Er musste Abbitte leisten und sich auf den Weg zu seinem Widersacher machen: Zu Papst Gregor, der sich zu der Zeit auf der Burg in Canossa aufhielt.
Seitdem spricht man von einem "Gang nach Canossa", wenn man auf dem Weg zu einer Person ist, bei der man Abbitte leisten oder sich in irgendeiner anderen Form erniedrigen muss.
Was bedeutet "Canossagang" auf Englisch und in anderen Sprachen?
Der Gang nach Canossa in anderen Sprachen:
- Englisch: The Walk to Canossa
- Spanisch: Humillación de Canossa
- Französisch: Pénitence de Canossa
- Italienisch: Umiliazione di Canossa
Synonyme für Canossagang
- Unterwerfung
- Beugung
- Fußfall
- Kniefall
- sich demütigen
- sich erniedrigen
- sich unterwerfen
- zu Kreuze kriechen
- Reue zeigen
- sich entschuldigen
- um Vergebung bitten
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