Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht – Bedeutung, Herkunft und Varianten
"Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht" ist eine Redensart, die vermutlich mehrere tausend Jahre zurückreicht und noch heute, wenn auch oft in leicht veränderter Form, Verwendung findet. Doch was meinen die Menschen, wenn sie diese Worte aussprechen? Wo haben sie ihren Ursprung? Und welche Varianten dieser Redensart gibt es? Wir beginnen mit der westlichen Bedeutung der Redensart, zeigen Parallelen in asiatischen Philosophien auf und runden das Thema mit passenden blueprints-Beiträgen ab.
1. Bedeutung
Der Ausspruch "Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht" weist darauf hin, dass auch vorerst unentdeckte und ungestrafte Taten irgendwann doch gesühnt werden. Die Gerechtigkeit würde sich schlussendlich durchsetzen.
Häufig wird der Satz dabei in einem religiösen Kontext verwendet, z. B. im Sinne von "Vor Gottes Richterstuhl kann sich keiner drücken" oder "Am Ende des Tages wird man von Gott für seine bösen Taten bestraft".
Die Redensart kann im erweiterten Sinne aber auch schlicht dafür stehen, dass es oft lange dauert, bis eine Sache zu Ende gebracht oder entschieden wird.
2. Herkunft
Bekannt wurde die geflügelte Redensart unter anderem durch den Arzt und Philosophen Sextus Empiricus, der im 2. Jahrhundert n. Chr. in Adversus mathematicos schrieb:
„Lange zwar mahlen die Mühlen der Götter, doch mahlen sie Feinmehl."
Der Spruch kommt aber vermutlich aus einer noch früheren Zeit und wird dem antiken griechischen Schriftsteller Plutarch zugeschrieben.
In vielen Varianten finden wir den Ausspruch bei europäischen Autoren. In Deutschland zum Beispiel im Epigramm "Strafe" von Friedrich von Logaus:
„Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein. Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf' er alles ein."
Daraus abgeleitet wurde vermutlich die knappe Version der Redensart: "Langsam, aber sicher".
In der Umgangssprache sind im Laufe der Zeit weitere Varianten des Ausspruches entstanden:
- Gottes Mühlen mahlen langsam, aber stetig.
- Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein.
- Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich klein.
- Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sicher.
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Die bisherigen Stimmen:
Ja, regelmäßig. | 132 Stimmen |
Ja, aber selten. | 94 Stimmen |
Nein, noch nie. | 40 Stimmen |
3. Was bedeutet "Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht" auf Englisch und in anderen Sprachen?
- Englisch: the mills of God/the Lord grind slowly [, but they grind exceeding small]
alternativ: God's mills grind slowly but justly - Spanisch: Dios tarda pero no olvida
- Italienisch: I mulini di Dio macinano lentamente. / I mulini di Dio macinano lentamente, ma finemente.
- Französisch: Les moulins de Dieu broient lentement mais justement
- Griechisch: Οι μύλοι του Θεού αλέθουν αργά αλλά δίκαια
4. Parallelen zur Karma-Lehre
Auch in den asiatischen Philosophien und Religionen (Buddhismus, Yoga, Hinduismus) gibt es die Vorstellung und den Glauben, dass alle Taten (und sogar Absichten) eine Wirkung haben, auch wenn diese sich oftmals erst im nächsten Leben zeigt.
Im Dhammapada (Worte des Buddha) finden wir folgende Verse:
Selbst der Böse erlebt Gutes,
solang' das Böse noch nicht reift,
sobald das Böse aber reift,
Der Böse Böses dann erlebt.
Selbst der Gute erlebt Böses,
solang' das Gute noch nicht reift,
sobald das Gute aber reift,
Der Gute Gutes dann erlebt.
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Auch große Denker wie Tolstoi und Pythagoras ermahnen uns, geduldig die Abläufe der Zeit abzuwarten:
Die goldenen Verse des Pythagoras
Die goldenen Verse des Pythagoras oder das Genie und die Wiedergeburt (mit PDF)
Er gilt als Erfinder des Begriffs "Philosophie", der Liebe zur Wahrheit. Zwei Jahrtausende vor der Erdumrundung von Francis Drake (Start: 1577) postulierte er als Zeitgenosse Buddhas die Kugelform unserer Welt. Seine Reisen führten ihn von Ägypten bis in keltische Gebiete.
Heraklit - ebenfalls im gleichen Zeitraum lebend - schrieb, er habe mehr Studien betrieben als irgendein anderer Mensch zuvor. Damit nicht genug: Aristoteles sah ihn als Begründer der modernen Mathematik, noch heute lernt jeder/e Schulgänger/in seinen berühmten Satz zum Thema ebene rechtwinklige Dreiecke. Arzt soll er auch noch gewesen sein. Da wundert es nicht, dass seine Anhänger ihn irgendwo zwischen Erdenkind und Gott ansiedelten.
Wir sprechen von Pythagoras.
Und dieser Pythagoras war nun überzeugt davon, dass die Seele des Menschen unsterblich sei ...
Was folgerte er daraus? Das wird erkennbar an den berühmten goldenen Versen:
Tolstoi über Schicksalsschläge
„Wenn uns etwas aus dem gewöhnlichen Gleise wirft, bilden wir uns ein, alles sei verloren. Dabei fängt nur etwas Neues, Gutes an. Solange Leben da ist, gibt es auch Glück.“
Leo Nikolajewitsch Tolstoi (1828 - 1910), russischer Schriftsteller
Siehe auch:
- Kraftvolle Worte über das Leben - von Mutter Theresa
- Desiderata - Empfehlungen für ein glückliches Leben
- Was Menschen bereuen, wenn sie sterben
- 5 Prioritäten der Jesuiten
- Das Geheimnis des Lernens - Albert Einsteins Rat an seinen Sohn
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