Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.
(Unsere) Zeit ist heutzutage ein bewegendes Thema. Wir merken es an der Tatsache, dass das Wort "Zeit" (nach einer bestimmten Zählart) das häufigste Substantiv der Deutschen ist.
Vielleicht liegt es an der allgegenwärtig empfundenen Überforderung, dass die uns zur Verfügung stehende Zeit einen solchen Stellenwert in unserem Leben einnimmt. Oder auch daran, dass die Zeit zu den größten Wundern unseres Universums zählt. Sie ist ein Mysterium, das wir als ganz selbstverständlich hinnehmen.
Eines ist klar: Unsere Zeit ist begrenzt. Lassen Sie uns darum Gedanken großer Geister zur sinnvollen Nutzung unseres Zeitkontingents anschauen, die erfreulicherweise auch den Zeiten der Muße großen Stellenwert einräumen. Sie erhalten Inspirationen für Ihre eigene Zeitverteilung und motivierende Argumente, eigenständig zu priorisieren.
Am Ende erwartet uns dann das Geheimnis der vergessenen Zeit und mögliche Pfade dorthin.
Arbeitszeit – das goldene Kalb der Moderne
"Zeit ist Geld"
schrieb Benjamin Franklin in seinem Buch "Ratschläge für junge Kaufleute" (1748) und bahnte damit den Weg für eine Einstellung, die jede Zeit der Pause als (unnötig) kostspielig ansieht.
Denken wir darüber nach. Zeit ist doch deutlich mehr Wert als Geld. Verlieren wir etwas Geld, können wir es durch andere Projekte oder neue Kunden zurückgewinnen. Verlieren wir dagegen Zeit, ist diese für immer verloren.
Ein Mysterium für die Wissenschaftler
Physikalisch gesehen definiert Zeit die Abfolge von Ereignissen, hat im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung. Gemäß der einsteinschen Relativitätstheorie bildet die Zeit mit dem Raum eine vierdimensionale Raumzeit, in der sie mathematisch gesehen die Rolle einer Dimension erhält.
Die von Seiten der Achtsamkeits-Verfechter vielgepriesene Gegenwart an sich ist nur in einem einzigen Punkt definierbar, während andere Punkte der Raumzeit, die weder in der Vergangenheit noch der Zukunft dieses Punktes liegen, als nur "raumartig getrennt" von diesem Punkt bezeichnet werden.
Hmm – schön und gut, aber hilft uns das weiter? Nicht sonderlich. Wir halten fest: Kein Forscher weiß, wie die Zeit in die Welt gekommen ist geschweige denn, wie wir unsere Zeit sinnvoll nutzen sollten.
Die Wahrheitslieber und -sucher
Was sagt die Philosophie zum Thema Zeit? Hier heißt es, die Zeit beschreibt das Voranschreiten der Gegenwart aus der Vergangenheit kommend und zur Zukunft hinführend. Zeit ist die vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommene Form des Wandels oder der Abfolge von Ereignissen. Diese Veränderungen begründen den Eindruck einer "Richtung der Zeit".
Es gibt Diebe, die nicht bestraft werden und einem doch das kostbarste stehlen: die Zeit.
Und die Religion?
Stellvertretend sei hier ein bekannter Vers aus der Bibel zitiert, hinter dem große Lebensweisheit steckt:
Der Prediger Salomo (Buch Kohelet)
Alles hat seine Zeit
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
- geboren werden hat seine Zeit,
- sterben hat seine Zeit;
- pflanzen hat seine Zeit,
- ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
- töten hat seine Zeit,
- heilen hat seine Zeit;
- abbrechen hat seine Zeit,
- bauen hat seine Zeit;
- weinen hat seine Zeit,
- lachen hat seine Zeit;
- klagen hat seine Zeit,
- tanzen hat seine Zeit;
- Steine wegwerfen hat seine Zeit,
- Steine sammeln hat seine Zeit;
- herzen hat seine Zeit,
- aufhören zu herzen hat seine Zeit;
- suchen hat seine Zeit,
- verlieren hat seine Zeit;
- behalten hat seine Zeit,
- wegwerfen hat seine Zeit;
- zerreißen hat seine Zeit,
- zunähen hat seine Zeit;
- schweigen hat seine Zeit,
- reden hat seine Zeit;
- lieben hat seine Zeit,
- hassen hat seine Zeit;
- Streit hat seine Zeit,
- Friede hat seine Zeit.
Und dann ergänzt Salomo noch etwas destruktiv:
Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
Dennoch, dies sind sehr tiefsinnige Verse, die an vielen Stellen im Leben hilfreich ihre Wirkung entfalten können. Das Leben ist nun mal kein Ponyhof und in schweren oder traurigen Zeiten ist es für viele ein tröstlicher Gedanke, dass dies seit undenklichen Zeiten eben "dazugehört".
Vom Pessimismus zum Carpe Diem
Das Buch Kohelet ist über weite Passagen von tiefem Pessimismus geprägt, die Interpretationen gehen auseinander. Im Zentrum steht jedenfalls die Frage nach dem menschlichen Glück. Koheleth (Salomo) muss als Sucher der Weisheit vor dem Hintergrund seiner Zeit gesehen werden.
Sein Fazit:
Alle irdischen Genüsse führen letztlich nur zur Leere, der Tod löscht letztendlich jede Errungenschaft des Lebens aus.
Aber seine Schlussfolgerungen daraus können uns bei unserer Zeit-Priorisierung helfen:
Salomo (Kohelet) empfiehlt uns, das Leben zu nutzen und jeden Tag als einzigartig zu genießen, da die Zukunft ungewiss sei.
Welch moderne Sicht der Zeitnutzung: Carpe Diem. Auch bei den Epikureern findet sich eine derartige Denkweise.
Uns fehlt ein Zeitorgan
Forschungsergebnisse der Hirnforschung, Molekularbiologie und Psychologie führen zu dem Schluss, dass
- Empfindungen,
- Gedanken,
- Erinnerungen,
- Zeitgefühl und
- Bewusstsein
im Menschen so eng miteinander verknüpft sind, dass sie im Erleben normalerweise nicht getrennt werden können, sondern ineinander übergehen.
Zeitgefühl, Gedanken und menschliches Bewusstsein
treten nur gemeinsam zutage.
Wir besitzen also keinen Sinn für Zeit, erfahren diese nur durch obige Phänomene.
Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.
Wie die Zeit im Flug vergeht
Wir empfinden die Länge einer Zeitdauer in Abhängigkeit davon, was innerhalb dieser Zeitspanne geschieht. Ereignisreiche Zeiträume vergehen wie im Fluge, erscheinen kurz. Zeiten, in denen kaum etwas passiert, werden tendenziell als (quälend) lang empfunden.
Trügerische Erinnerung
Interessanterweise erscheint uns dies in der Retrospektive umgekehrt. Ereignisreiche Zeiten mit vielen Informationen werden als laaaange abgespeichert. Ereignisarme Zeiten führen zu einer geringen Informationsabspeicherung im Gedächtnis und werden so subjektiv als kurz bewertet.
Wir brauchen viele Jahre bis wir verstehen, wie kostbar Augenblicke sein können.
Meine Zeit sinnvoll nutzen
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Seneca scheint einer abgewogenen Gesamtsicht schon näher zu kommen als Benjamin Franklin oben. Gilt nur noch zu klären, was denn mit "nutzen" gemeint sei.
In aller Regel müssen wir unseren Lebensunterhalt bestreiten, unsere Kinder groß ziehen und vielerlei kleineren Verpflichtungen nachkommen. Diese Zeit ist sicherlich sinnvoll genutzt.
Doch ebenfalls nützlich (und vielleicht sogar "sinnvoller", wenn man sich den Zeitvertreib unserer Mitgeschöpfe auf dieser Erde hinsichtlich dieses Punktes einmal von der Zeitverteilung her betrachtet) sind Zeiten der Muße und des Spiels.
Mit einem kleinen Unterschied: Diese Zeiten müssen wir uns gegen teilweise recht massive Widerstände erkämpfen. Partner, Kinder, Staat, Haustiere, Freundinnen und Freunde zehren wie die Tentakel eines Kraken an unserer verbliebenen Restzeit.
Ok – gut ist ja auch, wenn noch jemand etwas von uns wissen will. Aber aufgrund überall drohender Überforderung brauchen wir eine ständige Bewusstmachung derartiger Zeitfresser-Phänomene. Zudem sollten wir uns entscheiden und uns danach immer wieder daran erinnern, wie wir die Zeit unseres Lebens nutzen möchten.
Im rechten Tab finden Sie einige blueprints-Artikel zur Inspiration. Diese wollen nur als Gedankenanstoß dienen. Ihre eigene Zeit verteilen müssen und sollten oder – wertvoller ausgedrückt – dürfen(!) Sie selbst.
Es ist noch nicht lange her, da hätten Sie sich über Ihre eigene Zeitverteilung keine Gedanken zu machen brauchen – andere hätten über Sie entschieden. Viele Menschen sind für dieses Privileg gestorben. Nutzen Sie Ihr "Geschenk der späten Geburt".
Inspiration für meine eigene Zeitnutzung
Ideen für Ihre Löffelliste - was gehört drauf?
Ein Auszug aus dem Artikel " Die Löffelliste".
Die Australierin Bronnie Ware hat als Krankenschwester viele Menschen in den Tod begleitet. Sie hat ein Buch darüber geschrieben, was Menschen kurz vor dem Sterben am meisten bereuen. Dies waren:
- "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben"
- "Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet"
- "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken"
- "Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten"
- "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"
5 Prioritäten der Jesuiten
Die fünf Prioritäten eines Jesuiten
Sie schreiben hinter ihre Namen SJ - Societas Jesus, zu Deutsch: Gesellschaft Jesu. Ein Exerzitienmeister des Ordens hat fünf Prioritäten für die Mitglieder zusammengestellt. Sie sollen die Führung eines Lebens ermöglichen, das am Ende als erfüllt erlebt wird. Welchen Punkt würdest du an oberster Stelle vermuten? Wir waren überrascht ...
Auch die übrigen vier Prioritäten können ganz und gar weltlich gelebt werden.
Was entspannt am meisten
Was entspannt am meisten? Die Top 10 der erholsamsten Aktivitäten
Entspannung ist ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils. In unserer hektischen Welt, geprägt von Stress und Hektik, wird die Bedeutung der Erholung oft unterschätzt.
Doch warum ist Entspannung so wichtig, und wie findet man die erholsamsten Aktivitäten, um sich zu regenerieren? In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit diesen Fragen auseinandersetzen und dir wertvolle Einblicke in die Welt der Entspannung bieten. Außerdem haben wir die 10 Aktivitäten zusammengestellt, die die erholsamsten sind.
Zufriedenheit lernen
Zufriedenheit lernen - Dimensionen, Techniken und Hindernisse
Die Bedeutung der Zufriedenheit in unserem Leben ist ein Thema von zeitloser Relevanz. In einer Welt, die oft von Hektik, Stress und ständigem Streben nach Erfolg geprägt ist, kann die Fähigkeit, Zufriedenheit zu finden, zu lernen und zu bewahren, einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Wohlbefinden haben.
In diesem Beitrag erkunden wir die verschiedenen Facetten der Zufriedenheit, beginnend mit einer Reflexion über die grundlegende Bedeutung dieses Zustands. Zudem werden wir das Streben nach Glück und Zufriedenheit als eine der grundlegenden Triebfedern des menschlichen Handelns näher beleuchten.
Lass uns eintauchen und herausfinden, warum Zufriedenheit weit mehr ist als nur ein flüchtiges Gefühl.
Das Geheimnis der vergessenen Zeit
Schon Plotin (Begründer des Neuplatonismus) schreibt über das Vermögen des Menschen, in einen Zustand der Zeitlosigkeit einzutreten. Selbsterkenntnis, Gegenwartsbewusstsein und Wunschlosigkeit kennzeichnen für ihn diesen Zustand.
Ähnlich äußern sich zahlreiche Theologen und Mystiker. Um die "Gottesgeburt in der Seele" zu verwirklichen, so Meister Eckhart, muss die Vorstellung der Zeit aus dem Leben verbannt werden. Das Erlebnis der Zeitlosigkeit bedinge die Aufgabe der Identifikation mit den Sinneserlebnissen, Wünschen, Erfahrungen und Kenntnissen. Anders ausgedrückt:
Mensch erkenne, du bist nicht dein Verstand, dann wirst du das Gefühl von Gegenwart gewahren.
Wie gelangen wir noch dorthin? Marc Aurel empfiehlt als Weg zu diesem Ziel das Nachdenken über den Tod. Andere nähern sich diesem Zustand über das Training der Achtsamkeit und betrachten dies durchaus als sportliche Herausforderung, die lange Zeit geübt werden will.
Ähnliche Wege – Stichwort Meditation – finden sich im Zen-Buddhismus, dem Sufismus (Weg der Derwische) und im Yoga.
Im rechten Tab haben wir Ihnen geeignete Übungs-Donwloads von blueprints zusammengestellt.
Übungen zum Erfahren der Zeitlosigkeit
Gratis von blueprints:
Gratis Download: Geführte Meditation, 30 Minuten, MP3
Hier findest du eine geführte Meditation als MP3 zum kostenlosen Download.
und
Download Yoga-Nidra MP3 und PDF
Download Yoga-Nidra als MP3 und PDF
Die yogische Tiefenentspannung, Yoga Nidra, manchmal auch „yogischer Schlaf“ genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung aus der Yoga-Lehre. Ziel ist es, sehr tiefe Entspannungszustände bei vollem Bewusstsein zu erreichen, ganz im Hier und Jetzt zu sein und durch diese voll bewusste Eroberung tieferer, entspannterer Bewusstseinszustände positive Veränderungen im eigenen Geistesleben zu bewirken. Weiterhin besteht die Möglichkeit, einen Entschluss tief im Unterbewusstsein zu verankern.
Jemand hat mir mal gesagt, die Zeit würde uns wie ein Raubtier ein Leben lang verfolgen. Ich möchte viel lieber glauben, dass die Zeit unser Gefährte ist, der uns auf unserer Reise begleitet und uns daran erinnert, jeden Moment zu genießen, denn er wird nicht wiederkommen. Was wir hinterlassen ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich [...] sind wir alle nur sterblich.
Jean-Luc Picard (Raumschiff Enterprise)
Fazit
- Zeit ist nicht übertragbar
- Zeit ist nicht lagerbar
- Zeit vergeht und lässt sich von niemandem aufhalten
Zeit ist eine begrenzte Ressource – verteilen wir Sie mit Bedacht. Der Begriff "Zeitmanagement" ist allerdings irreführend. Wir können die Zeit nicht managen. Wir können nur uns selbst in der Zeit managen. Der Lohn, der winkt, löst Freude aus: Mehr leben, entspannter leben und zufriedener leben.