Glückserleben, amerikanisch Happiness, ist für viele ein attraktives Ziel. Aber Gefühle halten im Schnitt nur einige Sekunden an, Stimmungen (hoffentlich) maximal einige Tage. "Zufriedenheit mit dem eigenen Leben" steht für etwas Langfristiges, Nachhaltiges. Sie blicken zurück und sagen: "Mein Leben ist gut. Ich empfinde es als ein lebenswertes Leben." Auch wenn nicht immer alles glatt läuft, auch ohne dass Sie sich in einen anderen Menschen verwandeln müssen. Lesen Sie hier von den fünf empirisch belegten Schritten hin zu einem Leben, das im Allgemeinen als "ein Gutes" betrachtet wird.
Bitte nehmen Sie die Prozentzahlen im folgenden Text nur als Größe für die statistische Belegbarkeit des jeweiligen Schrittes. Bei dem einen wird diese kaum eine spürbare Wirkung zeigen, beim anderen könnte sie das ganze Leben umkrempeln. Der Mittelwert liegt irgendwo dazwischen - in der Nähe des Prozentwertes ;-).
Punkt 1: Freundschaften pflegen
Mehrere enge Freunde heben die Lebenszufriedenheit um annähernd 20 Prozent. (Quelle). Die Erhöhung der Zufriedenheit durch ein verbessertes Sozialleben wird mit einer Zusatzeinnahme von 85.000 britischen Pfund pro Jahr taxiert (Quelle).
Viele Studien bestätigen diese anschauliche Empfehlung.
Doch es tauchen auch überraschende Ergebnisse auf. Zum Beispiel: Warum hebt die Teilnahme an einer religiösen Gemeinschaft die Lebenszufriedenheit so signifikant? Chaeyoon Lin und Robert Putnam fanden bei der Untersuchung von 3.000 Erwachsenen keine Hinweise darauf, dass diese Erhöhung von der Art der Religion abhängt, woran die Erwachsenen glaubten oder wie nahe diese sich jeweils ihrem Gott fühlten. Entscheidender Punkt hingegen war die eigentliche Teilnahme an der Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen. Die Menschen fühlten sich verbunden. Am zufriedenstellendsten erwies sich hierbei die Zahl 10:
Zehn enge Freunde sind die magische Zahl für die höchste Zufriedenheit. Quelle
Familie oder Freunde? Egal!
Bei der Zahl "Zehn enge Freunde" handelt sich um einen Durschnittswert. "Es geht eben nicht darum, viele Freunde zu haben, sondern gute." So das Fazit von Cornelia Wrzus im Spiegel Interview. Sie hat zusammen mit Franz J. Neyer in einer Studie anhand 300 Deutscher zwischen 27 und 54 Jahren gezeigt, dass Probanden, die der eigenen Familie nahe standen, weniger Freunde hatten als solche, mit eher lockeren Familienbeziehungen. Letztere fühlten sich dafür ihren Freunden umso näher, je distanzierter die Familienbande war.
Ans Alter denken
Der Philosoph Wilhelm Schmid empfiehlt, dass Ältere auch die Beziehung zu jungen Menschen suchen, damit "du auch dann noch Vertraute hast, wenn Ältere und Gleichaltrige wegsterben." (Quelle)
Der Mentor
Ein wahrer Turbolader für die Zufriedenheit ist, wenn Sie einen positiven Einfluss auf eine jüngere Person haben oder dies zumindest so empfinden. Anhand dieses Faktors lässt sich viermal so gut vorhersagen, wie glücklich jemand ist, als anhand seines Alters, seines Einkommens oder seines Gesundheitszustandes. (Azarow 2003).
Sieh es entspannt, aber ...
Die prinzipielle Bereitschaft, nebensächliche Dinge des alltäglichen Lebens kompromissbereit zu betrachten, bewirkt 62 Prozent mehr soziale Beziehungen. Aber Achtung! Eine solch kompromissgeprägte Haltung in Bezug auf die eigenen grundlegenden Werte, Themen von Belang oder auch der persönlichen Visionen über ein gelungenes Leben, führt zu einem - ebenfalls deutlichen - Rückgang der Lebenszufriedenheit um 34 Prozent. Hier sollten Sie standfest bleiben und dies auch im Freundeskreis vertreten. Studie von Bargdill 1998
Punkt 2: Ziele anstreben
Laut einer Studie von Krüger aus 1998 erhöht sich für Menschen, die ein Ziel angeben konnten, dass sie aktiv anstrebten, die Wahrscheinlichkeit um 19 Prozent, dass sie sich zufrieden fühlen. Die Wahrscheinlichkeit, die eigene Person positiv zu sehen, erhöhte sich sogar um 26 Prozent.
Bei älteren Menschen, die eine harmonische Leidenschaft für etwas pflegen, fallen zahlreiche psychologische Faktoren wie Lebenszufriedenheit, Sinnempfinden oder Vitalität positiver aus, während negative Faktoren wie Ängste und Depressionen weniger häufig auftreten. Quelle
Der Umgang mit Zielen sollte also klug - harmonisch - erfolgen, wir haben hierfür einen Kurs entwickelt. Möglicherweise überfordern wir uns oder entdecken am Ende, dass dieses Ziel doch nicht zu uns passte. Manche sehen sogar die "Kein-Ziel-haben" als glücksbringende Lebenshaltung an. Aber auch dort wird zu Passion, also Leidenschaft, Begeisterung für etwas, das mich interessiert, als grundlegende Haltung bei Aktivitäten geraten.
Viele kleine Erfolge sind besser als wenige große
Weiterhin gilt, dass regelmäßige kleinere Triumphe mehr Zufriedenheit zur Folge haben als das Erreichen weniger großer Ziele. Eine Studie von Orlick aus 1998 beziffert eine 22 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben für die, welche sich über einen ständigen Strom kleinerer Errungenschaften freuen können, gegenüber denen, die sich nur für größere Erfolge interessieren.
Die Fähigkeit, trotz wiederholter Rückschläge an den eigenen Zielen dranzubleiben, wurde in einer Studie von Meulemann 2001 mit einer 31 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit einer optimistischen Zukunftshaltung bei den Testpersonen und sogar einer 42 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit für eine größere Lebenszufriedenheit assoziiert. (Quelle)
Nicht immer ist hier klar, was bei einer Lebenshaltung Ursache und was Wirkung ist, aber prinzipiell gilt: Wenn Sie (immer noch) Pläne haben und eigene Ziele anstreben, können Sie dies als einen positiven Faktor für Ihre Lebenszufriedenheit ansehen.
Punkt 3: Sinn anstreben, nicht das Geld
Zunächst müssen unsere Grundbedürfnisse befriedigt sein. Doch schon nach einem relativ bescheidenen Einkommen, so zeigen mehrere Studien zur Zufriedenheit der Bevölkerung, steigt mit zunehmenden Einkommen die persönliche Lebenszufriedenheit zuerst kaum noch und dann gar nicht mehr an.
Auf der anderen Seite belegen Studien einen negativen Effekt einer materialistischen Weltanschauung:
Bei einer Studie von Ryan and Dziurawiec 2001 zeigte sich, dass Menschen, deren Werte am materialistischten waren, die geringste Zufriedenheit aufwiesen.
Eine Taxierung des Verhältnisses der Faktoren konsumorientiert (materialistisch) und sinnerfüllt untersuchte Debats in 1999. Im Ergebnis zeigte sich:
Menschen mit einem moderaten Einkommen, die ihr Leben als sinnerfüllt ansahen, hatten eine doppelte so hohe Wahrscheinlichkeit, Lebenszufriedenheit zu erfahren als solche, die wohlhabender waren, die aber dafür ihr Leben als sinnentleert ansahen.
Ziele und Akzeptanz
Nicht alles können oder müssen wir in unserem Leben ändern. Eine Haltung der Aktzeptanz gegenüber dem, was wir nicht ändern können oder wollen, trägt ebenfalls signifikant zur Lebenszufriedenheit bei, besonders im Alter. (Quelle) Die gute Nachricht: Die Fähigkeit zur Akzeptanz erhöht sich mit steigendem Lebensalter.
Punkt 4: Die eigene Lebensgeschichte kennen, aufschreiben und positiv deuten
Interessant ist, dass schon die Kenntnis über die Geschichte der eigenen Vorfahren die Zufriedenheit um 6 Prozent anheben soll. Schreibt man seine eigene Lebensgeschichte nieder, erhöht sich die Zufriedenheit sogar um 11% und der eigene Optimismus gegenüber der Zukunft um ansehnliche 17 Prozent, (Quelle).
Kinder, welche die Geschichte der eigenen Familie gut kennen (ausgewertet anhand von Familiengesprächen beim Abendessen),
- verfügen über ein höheres Gefühl der Selbstkontrolle,
- genießen ein höheres Selbstwertgefühl
- und ein höheres Vertrauen in ihre Familie
Siehe auch den Beitrag: Wie werde ich mit meinem Leben zufrieden
Achtung vor: So tun, als ob
Das Niederschreiben der eigenen Lebensgeschichte sollte eine möglichst positive Sicht der Geschehnisse und der eigenen Person annehmen. "Du wirst, was du vorgibst zu sein" sagt Timothy D. Wilson und gibt in seinem Buch zahlreiche Anregungen zu einer "Umleitung" der eigenen Lebensstory.
Punkt 5: Beständig wachsen
Weise Lebensführung gelingt keinem Menschen durch Zufall. Man muss, solange man lebt, lernen, wie man leben soll.
Lucius Annaeus Seneca, römischer Politiker, Dichter und Philosoph, * 4 v.Chr., † 65
Wachstum meint, sich einen offenen Blick zu bewahren, neues dazuzulernen, und auch seinen Standpunkt zu reflektieren und gegebenenfalls zu ändern:
Wenn ein Mensch über dem Alter von 40 in den letzten acht Monaten mindestens einmal seinen Standpunkt oder sein Verhalten geändert hat, blickt er laut Grossbaum and Bates 2002 mit einer 8 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit hoffnungsvoll in die Zukunft. Die Wahrscheinlichkeit, sich generell in einer guten Stimmung zu befinden, steigt ebenfalls um 5 Prozent.
Offen bleiben
Die Bewahrung einer grundlegenden Offenheit im Familien- und Arbeitsleben, so zeigte sich in einer Studie von Crosnoe und Elder in 2002 mit dem Fokus auf die Fähigkeit zur Bewahrung einer guten Stimmung im Alter, führte zu einer 23-prozentigen Erhöhung der Wahrscheinlichkeit des Erreichens eines hohen Levels an Lebenszufriedenheit.
Auch das Lernen fördert die Zufriedenheit:
Einige Studienergebnisse sind dem Buch "100 Simple Secrets of the Best Half of Life" entnommen. Hier und bei allen anderen Quellen müssen wir uns darauf verlassen, dass die Autoren die Studienergebnisse korrekt wiedergeben. Aber entscheidend ist für uns ohnehin, ob Sie die Empfehlungen in Ihrem Leben anwenden und schauen, wie sich der jeweilige Schritt für Sie bewährt.
Menschen über 50, die von sich sagen, dass sie weiterhin neue Dinge (Themen, die sie interessieren) dazulernen, fühlen sich mit einer 18 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit zufrieden mit Ihrem Leben und sogar zu einer 43-prozentig höheren Wahrscheinlichkeit vital. Quelle
Fazit
Diese fünf Elemente und Maßnahmen zur Erhöhung der Lebenszufriedenheit können wir nutzen:
- Pflegen Sie aktiv Ihre Freundschaften
- Streben Sie Ziele an
- Bemühen Sie sich um Sinn in Ihrem Leben, weniger nach Geld
- Schreiben Sie die eigene Lebensgeschichte auf
- Bemühen Sie sich stetig um persönliches Wachstum
Hier finden Sie die fünf Schritte zur Zufriedenheit als Hintergrundbild und hier als Grußkarte.