Der erste Eindruck zählt – wie er zustande kommt und warum er so wichtig ist
Wenn Sie einen Menschen kennenlernen, bleibt Ihnen nur eine Zehntelsekunde, um ein Urteil zu fällen. Denn in dieser Zeit entsteht bereits der erste Eindruck – und er ist unwiderruflich. Warum aber werden Menschen so schnell in eine Schublade gesteckt und wie können wir es beeinflussen?

1. Der erste Eindruck zählt: und zwar in jedem Moment
Wenn wir einen neuen Menschen sehen, scannen wir ihn innerhalb von Sekundenbruchteilen nach wichtigen Merkmalen, zum Beispiel nach dem Geschlecht, Alter oder der Attraktivität. Immerhin sehen wir täglich so viele Menschen, dass es wichtig ist, schnell zu entscheiden, mit wem wir noch einmal reden und wen wir lieber fallen lassen möchten. Übrigens: Ihr erster Eindruck ähnelt häufig dem Ihres Gegenübers. Das heißt: Wenn Sie jemanden sofort mögen, mag er Sie meist auch.
Außerdem hat der erste Eindruck laut Studien meistens Recht. Er verändert sich nicht mehr groß und muss das auch gar nicht, weil wir von Anfang an richtig liegen. Dabei macht es auch keinen großen Unterschied, ob Sie jemanden flüchtig sehen oder ein langes Gespräch mit ihm führen. Der erste Eindruck wird nicht tiefgehend von miteinander verbrachter Zeit verändert. Stattdessen erhöht sich nur die Sicherheit, mit der wir ihn fällen.
„Das Einzige, wonach wir mit Leidenschaft trachten, ist das Anknüpfen menschlicher Beziehungen.“
Ricarda Huch, deutsche Schriftstellerin (1864 - 1947)
2. Warum entsteht der erste Eindruck so unglaublich schnell?
Egal wo ein Mensch ist, ständig ist er am Beobachten und Beurteilen. Und das ist evolutionär gesehen auch sehr wichtig dafür, zu wissen, woran man ist. Aus diesem Grund fassen Sie Ihren ersten Eindruck von einem Menschen so schnell. Besonders zwei Sachen sind dann wichtig: die Vertrauenswürdigkeit und der Status.
Die absolute Priorität hat stets die Einschätzung, ob Sie Ihrem Gegenüber vertrauen können oder ob es potenziell gefährlich ist. Vermutlich ist unser Gehirn speziell dafür ausgerüstet, eine solche Vertrauenswürdigkeit erkennen zu können. Immerhin hingen in früheren Zeiten Leben und Tod an solchen Entscheidungen.
Auch der soziale Status ist wichtig, um unbekanntes besser zu beurteilen. Ist das Gegenüber stärker als wir, dominanter, kompetenter? So fasst das Gehirn den Entschluss, ob ein Miteinander für die Zukunft hilfreich oder eher schädlich sein könnte.
3. Psychologie: Wie der erste Eindruck im Gehirn entsteht
Schon beim ersten Sehen empfangen wir unglaublich viele Signale von einem anderen Menschen. Wenn diese ein stimmiges Bild ergeben, fällt das Urteil deutlich leichter. Immerhin wollen wir in kurzer Zeit ein möglichst akkurates Bild gewinnen. Das Gehirn nutzt dafür alle ihm verfügbaren Informationen, einschließlich bewusst und unbewusst gesendete Signale. Eine große Anstrengung ist dafür nicht nötig.
Rational können wir den ersten Eindruck nicht begründen. Das liegt daran, dass er andere Wege nimmt als normale Informationen. Die Amygdala, unser "emotionales Gehirn", wird deutlich früher in den Prozess integriert: Sie ist der Teil des Gehirns, der für emotionale Ansichten zuständig ist. Dadurch sorgt sie auch für das intuitive Gefühl der Sympathie oder Abneigung.
Natürlich gibt es auch den zweiten und den dritten Eindruck. Doch auch diese Impressionen werden stets vom ersten Blick beeinflusst. Das Denken hingegen kommt erst viel später und kann auch die emotionalen Perspektiven nicht mehr überschreiben.
„Ohne frisches Heu werden die Pferde nicht satt, ohne Beziehungen die Menschen nicht reich.“
Sprichwort
4. Der erste Eindruck ist überwiegend visuell
Unser erster Eindruck entsteht überwiegend durch visuelle Impressionen. Achten Sie deshalb auf Ihre äußere Erscheinung, die unter anderem Körpersprache und Kleidung einschließt. Ihre Kleidung drückt aus, wie Sie sich fühlen und wie wichtig Ihnen das Treffen ist. Zum Anderen können die richtigen Kleider Sie authentisch machen: wenn Sie sich darin wohlfühlen, erzeugen Sie einen glücklichen und selbstbewussten Eindruck.
Auch Ihre Körpersprache sendet Signale, besonders über Ihre aktuelle Stimmung und die Einstellung zum Partner. Zeigen Sie aus diesem Grund unbedingt Interesse. Verschränkte Arme, gedankenverlorene Blicke oder hängende Schultern werden bloß signalisieren, dass Sie müde und desinteressiert sind oder keine Lust auf ein weiteres Gespräch haben.
Begegnen Sie neuen Menschen lieber mit offenem und selbstbewusstem Blick. Lächeln macht beliebter, im Job erhalten häufig lächelnde Menschen mehr Beförderungen und sogar ein höheres Gehalt. Das sollten Sie beim Vorstellungsgespräch beachten! Und es kommt noch besser: Studien haben ergeben, dass Menschen sich später besser an eine lächelnde Person erinnern.
Halten Sie auch Blickkontakt, um Interesse und Offenheit zu signalisieren. Das beginnt schon beim allerersten Ansehen. Doch Vorsicht - die meisten Menschen empfinden dauerhaften Blickkontakt als unangenehm. Ab etwa drei Sekunden stellt sich ein Gefühl von Bedrohung ein und Sie wirken nicht mehr vertrauenswürdig.
Gerade, wenn wir jemanden über eine Partnervermittlung kennen lernen, ist der erste Eindruck von großer Bedeutung. Deswegen sollten wir uns auch hier kritisch hinterfragen und versuchen einen sympathischen, erste Eindruck zu hinterlassen.
5. Die Stimme als wichtigster Eindruck
Die Stimme eines Menschen ist so einzigartig wie die Fingerabdrücke. Deshalb ist auch sie wichtig für den ersten Eindruck. Sprechen Sie mit einem sicheren und ruhigen Tonfall. Betonung und Tonlage, aber auch Atmung, Pausen und sogar das Räuspern nehmen Einfluss darauf, wie Ihr Gegenüber Sie wahrnimmt. Die Stimme können Sie quasi als Visitenkarte betrachten.
Beim Zuhören ahmen Menschen automatisch nach. Das bedeutet: Wenn Sie nervös und schnell sprechen, stellt sich auch beim Zuhörer ein zittriges Gefühl und die falsche Atmung ein. Das führt auf Dauer zu Ablehnung. Umgekehrt fühlen wir uns angezogen von Menschen, die ruhig, entspannt und sicher sprechen.
Zeigen Sie beim Sprechen Begeisterung und Leidenschaft. Wenn Ihr Gegenüber merkt, dass Sie wissen, wovon Sie reden und davon überzeugt sind, wirken Sie sympathischer. Das betrifft sowohl das Vorstellungsgespräch als auch ein Date, bei dem Sie über Ihre Hobbys sprechen. Reden Sie zudem stets um den Grundton Ihrer Stimme herum: ansonsten könnten Sie aufgesetzt wirken.
Leitfaden: Training der Stimme
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Schon nach 2 Wochen Stimmtraining werden sich erste Veränderungen an Ihrer Stimme zeigen. Sie werden selbstbewusster sprechen und man wird Ihnen lieber zuhören. Das Stimmtraining wird Ihnen helfen
- Ihre Stimme zu entwickeln
- den Klang und die Klarheit Ihrer Stimme zu verbessern
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6. Was ist sonst noch wichtig für den ersten Eindruck?
Vielleicht kennen Sie das Sprichwort "jemanden gut riechen können". Es hat recht: Der Geruch sagt viel über einen Menschen aus. Männer reagieren dabei stärker auf Düfte als Frauen und empfinden sie auch als positiver. Halten Sie Gerüche trotzdem knapp unter der Wahrnehmungsschwelle und tragen Sie nicht zu viel Parfum auf. Es handelt sich um einen schmalen Grat, bei dem zu starke Düfte schnell wieder abstoßend wirken können.
Zuletzt müssen Sie einen festen Handschlag beachten, vor allem als Frau. Er dauert etwa drei bis vier Sekunden und aktiviert verschiedene Bereiche im Gehirn, stärker als jede möglichen Worte. Ein fester Händedruck zeigt Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das ist gerade im Job von großer Bedeutung, kann aber auch beim ersten Date sehr attraktiv sein.
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