Fabel | Die Taube und die Ameise | Moral
Die Fabel
An einem heißen Sommertag flog eine durstige Taube an einen kleinen, rieselnden Bach. Sie gurrte vor Verlangen, neigte ihren Kopf und tauchte den Schnabel in das klare Wasser. Hastig saugte sie den kühlen Trunk.
Doch plötzlich hielt sie inne. Sie sah, wie eine Ameise heftig mit ihren winzigen Beinchen strampelte und sich verzweifelt bemühte, wieder an Land zu strampeln.

Die Taube überlegte nicht lange, knickte einen dicken, langen Grasstängel ab und warf ihn der Ameise zu. Flink kletterte diese auf den Halm und krabbelte über die rettende Brücke an Land. Die Taube brummelte zufrieden, schlurfte noch ein wenig Wasser und sonnte sich danach auf einem dicken, dürren Ast, den der Blitz von einem mächtigen Baum abgespalten hatte und der nahe am Bach lag.
Ein junger Bursch patschte barfüßig durch die Wiesen zum Wasser. Er trug einen geschnitzten Pfeil und Bogen. Als er die Taube erblickte, blitzten seine Augen. "Gebratene Tauben sind meine Lieblingsspeise", lachte er und spannte siegesgewiss den Bogen. Erbost über dieses Vorhaben gegen ihren gefiederten Wohltäter kroch die Ameise schnell auf seinen Fuß und zwickte ihn voller Zorn.
Der Taugenichts zuckte zusammen und schlug mit seiner Hand kräftig nach dem kleinen Quälgeist. Das klatschende Geräusch schreckte die Taube aus ihren sonnigen Träumen auf, und eilig flog sie davon. Aus Freude, dass sie ihrem Retter danken konnte, biss die Ameise noch einmal kräftig zu und kroch dann wohlgelaunt in einen Maulwurfshügel.
Jean de La Fontaine (1621 - 1695), französischer Schriftsteller
Die Moral – unsere Interpretation
Ob groß oder klein, wenn alle Wesen sich gegenseitig helfen, dann vergrößern wir die Freude und vermindern das Leid. Und eines Tages wird der Geholfene sich vielleicht für die gute Tat revanchieren können.
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Antwort 1
Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
Antwort 2
Nichts ist zu klein oder unbedeutend, dass ihm die Hilfe nicht zu teil werden sollte.
Antwort 3
Tue Gutes und es kommt zu dir zurück. Stärkung der Lebensfreude!
Antwort 4
Was du machst, kriegst du zurück.
Antwort 5
Wie du mir, so ich dir.
Antwort 6
Schwache helfen den Starken.
Antwort 7
Eine Hand wäscht die andere.
Antwort 8
Immer helfen.
Antwort 9
Eine Hand wäscht die andere!
Antwort 10
Gutes bringt Gutes zurück.
Antwort 11
Auch die kleinen können mutig sein.
Antwort 12
Wie du mir, so ich dir.
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Fabel mit ähnlicher Moral: Der Löwe und das Mäuschen
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Der Löwe und das Mäuschen – Aesop
Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Dieser erwachte und packte es mit seinen gewaltigen Tatzen.
"Verzeih mir meine Unvorsichtigkeit", flehte das Mäuschen. "Ich habe dich nicht stören wollen. Schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dankbar sein."
Großmütig schenkte der Löwe ihm die Freiheit und lächelte in sich hinein: "Wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein?"
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Er gilt als "roi des vers" als "König der Verse". Jean de La Fontaines (1621-1695) Fabeln haben ihn weltweit unsterblich gemacht. 1683 wurde La Fontaine zum Mitglied der "Academie Francaises".
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Fabel "Wolf und Lamm" von Jean de La Fontaine und Aesop
Die Fabel "Lamm und der Wolf" wird ursprünglich dem altgriechischen Fabeldichter Äsop zugeschrieben. Der römische Dichter Phaedrus hat sie in Versform umgedichtet. Der französische Schriftsteller Jean de La Fontaine hat die Fabel dann in seiner Erzählung Der "Wolf und das Lamm“ leicht umgeschrieben.
"Der Wolf und das Lamm" in der Fassung von Jean de La Fontaine
Der Starke hat immer recht. Das werden wir sogleich sehen ...
Ein Lamm löschte seinen Durst in einem klaren Bache. Dabei wurde es von einem hungrigen Wolf überrascht.
"Wie kannst du es wagen", rief er wütend, "mir meinen Trank zu trüben? Für diese Frechheit musst du bestraft werden!"
Der Hase mit den Hörnern (von La Fontaine)
Ein Häschen tummelte sich ausgelassen an einem wunderschönen Sommermorgen auf einem freien Plätzchen, das von dichtem Buschwerk umgeben war. Hier fühlte es sich sicher. Vergnügt hopste es über ein paar Heidebüschel, sauste übermütig im Kreis umher und wälzte sich mit Wohlbehagen im sonnengewärmten Sand. Es zersprang fast vor Lebenslust und wusste vor Glück nicht wohin mit seinen Kräften.
Aber plötzlich duckte es sich blitzartig in einer kleinen Erdmulde nieder. Ein Hirsch setzte über die Büsche hinweg, und gleich darauf folgte ein Widder. Danach trampelte auch noch ein schwerer Stier respektlos quer durch das sonnige Morgenreich des kleinen Häschens.
"Unverschämte Bande", kreischte das Häschen, "mir meinen schönen Morgen so zu verderben!" Kaum hatte es sich wieder aufgerappelt, sprang eine Ziege über die Sträucher. "Halt", schrie das Häschen, "was soll das bedeuten, wo läuft ihr denn alle hin?"
Video zur Fabel "Die Taube und die Ameise"
Länge: 2:22 Minuten
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Wer kennt sie nicht aus seiner Schulzeit, die sprechenden Tiere der Fabeln La Fontaines? Anders als die antiken Fabeln, sind die Texte des Franzosen prägnant, amüsant und leicht lesbar. La Fontaine verzichtet auf den belehrenden Duktus der antiken Vorbilder. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern durch Witz und Ironie führt er die Leser zum richtigen moralischen Urteil. Das macht Fabeln wie »Der Rabe und der Fuchs«, »Die Grille und die Ameise« oder »Stadtratte und Landratte« auch noch am diesjährigen 400. Geburtstag des Autors zum unterhaltsamen und zeitlosen Lesegenuss für Groß und Klein. | Bei Amazon 🔎
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Helfersyndrom – Was tun? Tipps, Ursachen, Maßnahmen und Selbsttest
Du kennst sicher den Witz mit der älteren Dame, die am Straßenrand steht. Ein junger Mann kommt des Weges und hakt sich bei der Dame unter und begleitet sie über die Straße. Doch die Dame wehrt sich und zwar immer vehementer. Auf der anderen Straßenseite angekommen, geht der junge Mann seines Weges.
Eine andere Dame, die das Ganze beobachtet hat, fragt die ältere Frau: "Warum sind Sie denn so störrisch und undankbar zu dem jungen Mann gewesen? Er wollte Ihnen doch nur über die Straße helfen."
Darauf die ältere Dame: "Ich wollte aber gar nicht über die Straße."
Hilfsbereitschaft ist wichtig und wertvoll. Wenn der Wunsch zu helfen jedoch zu dominierend wird, dann wird es problematisch und das Resultat ist für die Betroffenen nicht immer komisch. Lese hier über das Helfersyndrom, seine Ursachen und Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun. Nutze auch den Selbsttest.
Gutes tun, ohne es jemanden wissen zu lassen
Geben macht glücklich. Selbst dann, wenn der Empfänger der Hilfe dies gar nicht mitbekommt. Aktuelle Studien zeigen, wie Akte des Guten unseren Mitmenschen gegenüber bei uns selbst Glücksgefühle im Gehirn auslösen.
Sogenannte "Random Acts of Kindness", zu deutsch "Zufällige Taten des Guten", haben sich als ein weltweites Motto etabliert, mit dem zur kleinen guten aber anonymen Tat im Alltag aufgerufen wird. Wir listen hier im Artikel Beispiele auf, wie du "zufällige Freundlichkeitsakte" mit geringem Aufwand in dein Leben integrieren kannst.
Den Ausdruck >kategorischer Imperativ< prägte der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724 - 1804). Er stellt für Kant den obersten Grundsatz dar, nach dem ein Mensch so handeln sollte, wie er möchte, dass alle handeln sollten. Kants Formulierung lautet: "Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Im englischen Sprachraum wird dieses ethische Gesetz als "Golden Rule" bezeichnet. Wir verwenden im Deutschen auch die Bezeichnung "Goldene Regel" oder "Kantscher Imperativ".
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