Drei Siebe des Sokrates (bzw. des Weisen, der Weisheit oder der Wahrheit)
Zum weisen Sokrates kam der junge Polimus gelaufen und er rief bereits von Weitem: "Höre, Sokrates. Ich muss dir etwas erzählen!"
"Halte ein!" unterbracht ihn der Weise, "hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?"
"Drei Siebe?", fragte Polimus voller Verwunderung.

Das erste Sieb: Die Wahrheit
"Ja, junger Polimus! Lass uns prüfen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. Hast du geprüft, was du mir erzählen willst. Hast du dich überzeugt, dass es wahr ist?"
"Nein, ich hörte es jemanden erzählen", sagte Polimus.
Das zweite Sieb: Die Güte
"So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst gut?"
Zögerlich sagte Polimus: "Nein, im Gegenteil."
Das dritte Sieb: Die Notwendigkeit
"Aha", unterbrach ihn der Weise, "so lasst uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?"
Polimus erötete und sagte zögernd: "Nun, notwendig gerade nicht."
"Also", sagte lächelnd Sokrates zu seinem jungen Freund, "wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein. Belaste weder dich noch mich damit, lieber Polimus."
Frei erzählt nach einer Begebenheit, die über den Urvater der Philosophie berichtet wird.
Was hältst du von den drei Sieben des Weisen?
Hältst du die sokratischen Einschränkungen zur Kommunikation für eine gute Idee?
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Die bisherigen Stimmen:
An die drei Siebe sollte sich jeder stets halten. | 161 Stimmen |
Wahr sollte es schon sein, was ich erzähle, es muss aber nicht immer Güte und unbedingte Notwendigkeit dabei sein. | 78 Stimmen |
Hin und wieder ist eine Notlüge in menschlicher Kommunikation sinnvoll, um den Gegenüber nicht zu verletzen. | 78 Stimmen |
Die Siebe sind eine gute Idee, aber im Alltag nicht durchzuhalten. | 73 Stimmen |
Hast du Siebe zu ergänzen oder würdest du eines austauschen bzw. anders bezeichnen?
Wir freuen uns über deine Sicht der Dinge:
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Antwort 1
Was notwendig ist und was nicht ist nicht einfach zu entscheiden
Antwort 2
Ich lebe mit und nach den drei Sieben des Sokrates. Sie sind mir vor Jahren im Rahmen meiner Ausbildung zum Coach begegnet ebenso wie dem Sokratische Dialog. Ich nutze beides im privaten und beruflichen Umfeld. Es war für mein persönliches Umfeld gewöhnungsbedürftig. Im Coaching gehört es zu einer von mir angewandten Methode und wird sehr positiv aufgenommen. Es verschafft Klarheit für alle an der Kommunikation beteiligten Personen. In Zeiten von Fake News regt es angewandt zum Hinterfragen der news bei jungen und alten Menschen meiner Erfahrung nach an.
Antwort 3
Dient der Mobbingvorbeugung vorzüglich
Antwort 4
Die Wahrhaftigkeit nicht geprüft zu haben, kommt für mich nicht Lügen gleich.
Antwort 5
Vielleicht sollte man auch bedenken , mit welcher Intention / Absicht man etwas seinem Gegenüber mitteilt.
Antwort 6
Wenn es nichts Negatives über einen anderen Menschen ist, so muss es meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig sein, sondern vielleicht einfach nur lustig, lehrreich oder interessant.
Antwort 7
Es ist wunderbar im Alltag zu verwenden - es erspart uns so manche Panik.
Antwort 8
Das Sieb der Liebe :-)
Antwort 9
Sokrates fordert implizit zum Nachdenken auf. Erst denken, dann reden. Nur, wenn das alle machen, über was kann man dann noch reden? Er hebt den pädagogischen Zeigefinger und das macht mich eigentlich auch ärgerlich. Es ist eine Du-Botschaft: Hast Du nachgedacht, bevor Du redest? Somit gibt es den Pädagogen, der oben steht und den Schüler, der etwas lernen soll, was er noch nicht kann. Er könnte es auch ganz anders machen. Sich auf den Dialog einlassen, damit im Gespräch eine Erkenntnis möglich ist, die vielleicht beide überrascht. Das ist eigentlich sokratisch.
Antwort 10
Dann wird es ziemlich s t i l l auf der Welt.
Antwort 11
Ich hätte doch gerne mal gewußt, wo diese Anekdote überliefert ist! Alle "Schriften" des Sokrates sind durch Platon überliefert, Sokrates selbst hat nichts hinterlassen. Freundliche Grüße aus München!
Antwort 12
Es ist schon gut so wie es ist.
Antwort 13
Die drei Siebe des Sokrates in Kombination mit dem Sokratischen Dialog sind eine gute Übung im Coaching mit Managern, die Probleme haben ihre Mitarbeiter zu führen.
Antwort 14
Sieb der Vergebung
Antwort 15
Nicht bewerten.
Antwort 16
Wahr und gut oder notwendig wäre m.E. eine realistische und wirklich sinnvolle Leitlinie.
Antwort 17
Statt Gutes Wichtiges!
Antwort 18
Hilft es dem Anderen?
Antwort 19
Weder ergänzen noch austauschen.
Antwort 20
Ja, auf jeden Fall darf es auch einfach nur schön und erheiternd sein, was ich mitteilen möchte. Denn manchmal erfüllt das auch einen guten Zweck meinen Mitmenschen positiv zu stimmen.
Antwort 21
Diese "drei Siebe" sind eine gute Sache. Jedoch können sie im Gespräch viel wirksamer angewendet werden, als wenn man immer nur den Mund hält. Nicht vergessen: Wer gerne mal ein philosophisches Streitgespräch führt, hat einen wacheren Geist als einer, der maulfaul alles herunterschluckt. Reden macht schlauer als Schweigen.
Antwort 22
Nach besserem Überlegen, stimme ich auch mit der Notlüge überein, könnte ja sein, daß es sich um einen Freund des Betreffenden dreht.
Antwort 23
Es wäre schon in unserer Gesellschaft dienlich, wenn diese 3 Regeln eingehalten würden. Es würde das friedliche Miteinander fördern.
Der Text als Audio-Version
(Sprecher: Michael Behn, blueprints Team)
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„Das Gedächtnis der Weisen ist ein Sieb, das nur die schönen Stunden zurückhält.“
Aus Japan
Kommunikation bei blueprints
Die drei Siebe des Sokrates werden auch die drei Siebe der Kommunikation genannt. Sie behandeln einen Aspekt zwischenmenschlicher Kommunikation. Daneben gibt es aber noch viele weitere Empfehlungen, Tipps und Leitfäden, die zu einem gelungenen verbalen und non-verbalen Austausch beitragen und vor irreführenden Fallstricken im Gespräch von Mensch zu Mensch warnen möchten. Besuche hierfür unsere Rubrik Kommunikation.
Gratis-Downloads zur Kommunikation
Wer war Sokrates?
Sokrates wurde um 470 v. Chr. in Athen geboren und starb 399 v. Chr. Der zum Tode durch Vergiften (Schierlingsbecher) verurteilte Sokrates gilt als Urvater der Philosophie. Da Sokrates selbst keine Schriften hinterlassen hatte, verdanken wir seine Gedanken und Ideen vorwiegend seinem Schüler Platon.
Hörspiel: Das Leben des Sokrates
Länge: 15 Minuten
Video: Einführung in die Philosophie des Sokrates
Länge: 7 Minuten
Ein vertiefender Einblick in das Denken des Sokrates
Länge: 22 Minuten
Die Sokratische Methode der Diskussion
Die "Sokratische Methode" bezeichnet die Art der Fragestellung und Gesprächsführung, die nach dem eigentlich Gemeinten im Gespräch forscht. Sokrates suchte damit seinen Gesprächspartner im Eingeständnis des Nichtwissens auf den Weg zum echten Wissen zu bringen. Diese Methode wird auch Mäeutik (griech., Hebammenkunst) genannt.
Aktuelle Bücher zu Sokrates
- Grundlagen der Sokratischen Gesprächsführung*
Der sokratische Dialog und die sokratische Methode einfach erklärt | Bei Amazon 🔎 - Xenophons Erinnerungen an Sokrates*
Leserstimme: Eine sehr gute Übersetzung. Die vorgestellten Argumente sind heute noch immer gueltig. Das Buch ist sehr lesenswert und voll Weißheit. | Bei Amazon 🔎
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Die Frau des griechischen Philosophen Sokrates (469 - 399 v. Chr.) wurde aufgrund von Verleumdungen zu einem Inbegriff für welche Art von Frauen?
Sokrates und der Schwätzer
Ein Schwätzer wollte vom großen Philosophen und Lehrmeister Sokrates die Kunst der Rede lernen. So brach er nach Athen auf, um sich ein Angebot von Sokrates unterbreiten zu lassen.
Einige Zeit später stand er vor dem griechischen Philosophen und schaute verdutzt auf das Angebot des Sokrates.
Die "Sokratische Methode" bezeichnet die Art der Fragestellung und Gesprächsführung, die nach dem eigentlich Gemeinten im Gespräch forscht. Sokrates suchte damit seinen Gesprächspartner im Eingeständnis des Nichtwissens auf den Weg zum echten Wissen zu bringen. Diese Methode wird auch Mäeutik (griech., Hebammenkunst) genannt.
Die Fragen im sokratischen Dialog | PDF
Der kognitiven Verhaltenstherapie liegt die Annahme zugrunde, dass oftmals die Art und Weise, wie wir denken, beeinflusst, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.
Mit gezielter Fragetechnik will im sokratischen Dialog eine stimmungstrübende Interpretation der Welt aufgeweicht und umgestaltet werden, so dass die negative Gedankenwelt des Betroffenen realistischer wird und er dadurch andere Bedeutungen der Geschehnisse zulässt. Siehe dazu den Hauptbeitrag: "Was tun bei depressiver Verstimmung". Dort findet sich auch ein Beispiel für einen sokratischen Dialog.
Hier findest du die sokratischen Fragen zum Download.
„Bedenke stets, dass alles vergänglich ist, dann wirst du im Glück nicht zu fröhlich und im Leid nicht zu traurig sein.“
Sokrates (470 - 399 v. Chr), griechischer Philosoph - mehr zu Sokrates hier auf blueprints