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Kritik als Chance sehen – und selbstbewusster werden

Ob privat oder im Beruf - Kritik ist wichtig, um zu begreifen und zu reifen. Doch das mit der Kritik ist nicht so einfach, denn es sollten einige Regeln beachtet werden, damit Kritik Veränderungen auslösen kann. Denn eigentlich ist Kritik das, was uns wirklich vorwärtsbringt, wenn sie dem Empfänger hilft, sich weiterzuentwickeln. 

Generell sollte Kritik so vorgebracht werden, dass eine weitere gute Beziehung oder bessere Zusammenarbeit möglich ist. Ob du deinem Partner Feedback gibst oder ein Mitarbeitergespräch führst, das hilfreiche Prinzip ist immer dasselbe. Probiere es einmal auf die folgende bewährte Vorgehensweise. Du und der Empfänger werden positiv überrascht sein und zusätzlich stärkt es das Selbstbewusstsein.

Selbstbewusster durch Kritik werden ► Die Vorteile von Kritik ► Richtig Kritik geben ► Wie ich innerlich klug mit Kritik umgehe ► Was ist bei Kritik wichtig? ► Umfrage ► Pareto-Tipp zum Thema ► Weitere Beiträge und Übungen zum Thema "Kommunikation"

Kritik als Chance

Inhalt: Kritik als Chance sehen

 

1. Kritik ist Gold wert

Wie wir Kritik empfinden, hängt in erster Linie von unserer Einstellung zur Kritik ganz allgemein ab. Üblicherweise erleben wir Kritik als Angriff. So ist es schwer, Kritik als Chance zu sehen.

Versuchen wir jedoch, Kritik als eine Möglichkeit zu betrachten, etwas Neues für oder über uns zu lernen, dann ziehen wir Gewinn aus Kritik. Das wird aber nicht beim ersten Mal gelingen, zu stark sind unsere gängigen Verhaltensmuster bei uns eingeprägt. Wir müssen üben.

Wichtig ist nicht, wie wir denken, dass wir wirken und was wir glauben, mit unserem Tun auszulösen, sondern wie es auf andere wirkt und was wir auslösen. Wir müssen unser Verhalten gegen uns gelten lassen. Was hilft es, wenn wir es gut meinen, es aber negativ ankommt. So gesehen ist Kritik hilfreich, wenn wir uns weiterentwickeln möchten. 

Stelle dir bitte vor, du hättest für eine halbe Stunde den besten Trainer oder Berater der Welt zur Verfügung für etwas, das du gerne tust. Würdest du ihn fragen, was du bereits gut machst oder was du besser machen könntest? Wahrscheinlich das Letztere – das wäre dann Kritik, denn genau das ist der Kraftstoff für unsere Weiterentwicklung.

1.1. Warum fällt es uns schwer, gelassen auf Kritik zu reagieren

Dies liegt an dem menschlichen Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Kritik an unserem Verhalten sehen wir als Kritik an unserer Persönlichkeit. Wir fühlen uns bedroht.

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2. Eigener Umgang mit Kritik als Möglichkeit, selbstbewusster zu werden

Werden wir kritisiert, dann sollten wir hierin die Chance zu reifen sehen. Wir lernen etwas über uns und haben so die Möglichkeit, besser zu werden. So eine Gelegenheit sollten wir uns nicht entgehen lassen. Deswegen sollten wir versuchen, positiv auf hilfreiche Kritik zu reagieren. Bedanken wir uns lieber, als dass wir uns rechtfertigen.

2.1. Der Kritik richtig zuhören

Wir sollten zuhören, denn durch Kritik können wir den blinden Fleck verkleinern und selbstbewusster werden. Der Trick liegt darin, ausgelöste Emotion und Sachverhalt zu trennen. Also nicht gleich zum Gegenangriff starten, sondern erst einmal die "Vorwürfe" klar herausarbeiten. Oftmals hören wir gar nicht richtig hin, was überhaupt in der Kritik gesagt wird, sondern hören vor allem das, wodurch wir uns angegriffen fühlen.

Was ist, wenn der / die Kritisierende laut und / oder beleidigend wird. Dann solltest du auf die Einhaltung der Feedbackregeln bestehen, die du weiter unten findest. Ist dein Gegenüber dazu nicht bereit, könnte es ein sinnvoller Schritt sein, das Gespräch abzubrechen.

2.2. Nachfragen

Wie gesagt, oft verstehen wir die Kritik falsch. Darum sollten wir auch sofort nachfragen, wenn Formulierungen unklar sind.

2.3. Kritik überdenken

Die sofortige emotionale Gegenreaktion zu stoppen ist der eine Schritt. Der nächste besteht darin, selber über die Kritik nachzudenken. Was stimmt daran, was ist übertrieben dargestellt, was trifft nicht zu?

2.4. Angemessen reagieren

Erst nach dieser innerlichen Abwägung und auch erst dann, wenn sich dein Puls wieder im Normalbereich befindet, solltest du deine Antwort auf die Kritik formulieren. 

  • Tipp: Vermeide es vor allem, gleich mit einer Gegenkritik zu reagieren. So kommt man von einem Thema zum nächsten, alle bleiben ungeklärt.
  • Tipp 1: Als Anregungen zum Thema "Der blinde Fleck – eine kurze Übung für mehr Selbstbewusstsein" haben wir im folgenden Artikel zusammengestellt:
Der blinde Fleck – eine Übung für mehr Selbstbewusstsein

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3. Selber Kritik geben

3.1. Nutze die Feedbackregel

Wichtig und extrem hilfreich ist, dass wir uns an einige Regeln halten, um die Kritik wirken zu lassen. Sie erzeugt dann zumeist Problembewusstsein und kann Motivation für Änderungen auslösen.

Trage bitte Kritik entsprechend der Feedbackregel vor:

  1. Schritt: Genaue Beschreibung des Sachverhaltes, der Situation
    • "Du hast zu mir gesagt, ..."
    • "Wir haben 9.00 Uhr vereinbart. Du hast dich nicht gemeldet und kamst um 9.30 Uhr."
  2. Schritt: Bewertung (Eindruck, Ergebnis, Frage, Wirkung, Gefühl)
    • "Das wirkte auf mich belehrend ..."
    • "Das hat mich geärgert."
  3. Tatsächliche oder mögliche Konsequenz des Verhaltens
    • "Das wird bei mir dazu führen, ..."
    • "Das könnte mich veranlassen ..."

Achte bei Schritt 1 darauf, dass der andere erinnert und versteht, worum es geht. Normalerweise wird er nicken und verbal bestätigen. Wichtig ist, dass du mit einer sachlichen Beschreibung startest und jede Emotion oder Bewertung vorerst zurückhältst. Das ist nicht einfach, aber äußerst wirksam. 

3.2. Beispiel aus einem Mitarbeitergespräch

Im letzten Teammeeting hast du zu Jonas gesagt, dass seine Idee vielleicht in seiner vorherigen Firma funktioniert hat und so ein Quatsch bei uns nicht funktioniert (sachliche Beschreibung, denn genau das war ja passiert). Das war für mich eine Killerphrase und ich fand dein Verhalten Jonas gegenüber sehr angreifend (Bewertung). Jonas und auch andere jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich wahrscheinlich in Zukunft mit Ideen zurückhalten (mögliche Konsequenz).

3.3. Zu empfehlen: Kritik unter vier Augen

Kritik an persönlichen Sachverhalten sollte unter vier Augen stattfinden und nicht vor Publikum. Denke bitte daran, dass Menschen häufig sehr empfindlich sind. Ob nun ein Mitarbeiter oder jemand im privaten Umfeld, kritisiere möglichst immer unter vier Augen. Jemand, der sich vor anderen bloßgestellt fühlt, wird nicht nur die Kritik nicht annehmen, sondern ist demotiviert und wird es höchstwahrscheinlich irgendwann "zurückzahlen". 

Konstruktive Kritik ist der Motor für unsere Entwicklung. Nutzen wir ihn. 

3.4. Bringe Kritik im ruhigen und sachlichen Ton vor

Versuche, Kritikpunkte stets sachlich und in einem ruhigen Tonfall vorzubringen. Ansonsten werden Lernen und eine Lösung immer unwahrscheinlicher. Der Ton macht die Musik. Zu laut wird zumeist als aggressiv wahrgenommen. Das wiederum führt eher zur Ausschüttung von Adrenalin, als dass es Lernen ermöglicht. 

„Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.“

Amerikanische Redensart

3.5. Zeitlicher Abstand hilft häufig

Bist du noch zu verärgert, schlafe lieber eine Nacht darüber, bis der größte Ärger verflogen ist. Du weißt ja: "Kommt die Emotion, geht der Verstand." Im Zorn oder im Ärger werden häufig Dinge gesagt, die Beziehungen langfristig oder gar auf Dauer schädigen.

Kritik ist eine Einschätzung oder Meinung über uns, aber keine Wahrheit. Wir können dann entscheiden, ob wir etwas ändern sollten. Ein Problem haben wir immer dann, wenn wir es nicht wissen, obwohl eine Änderung wichtig wäre.     

3.6. Kritik ist keine Zwangsbelehrung

Genau das sollte Kritik nicht sein – eine demotivierende Zwangsbelehrung. Die Idee von Kritik ist, dass wir dem anderen helfen, sein Verhalten bewusst zu erkennen und aus unserer Sicht mögliche Konsequenzen seines Tuns oder Verhaltens aufzuzeigen. Der Kritisierte kann dann entscheiden, ob er es ändern will.

3.7. Beispiele für ausgewogen vorgetragene Kritik

  • Beispiel 1: Du hast heute Morgen zu Johannes im Auto gesagt, dass er sich nicht immer so mimosenhaft anstellen soll (Beschreibung des Gesagten). Das vor seiner Freundin zu sagen und die Verallgemeinerung fand ich unfair (Bewertung). Johannes könnte über deinen Kommentar verärgert sein und sich in Zukunft überlegen, ob er dir so etwas Sensibles erneut anvertraut.
  • Beispiel 2: Du sagtest zu mir gerade: "Michael, du musst das anders sehen." Das habe ich als sehr belehrend erlebt. Bei mir führt so etwas dazu, dass meine Lust, mit dir zu diskutieren, erlahmen könnte.
  • Beispiel 3: Du, Christine. Während wir miteinander reden, schaust du immer wieder auf dein Handy. Das finde ich respektlos ...
  • Beispiel 4: Du sagtest gerade: "Ich sehe das etwas differenzierter als du." Das fand ich belehrend und oberlehrerhaft. Das könnte auch bei anderen nicht gut ankommen."
  • Beispiel 5: Wir hatten 10.00 Uhr vereinbart. Ohne mich zu informieren, kamst du 25 Minuten später. Das hat mich geärgert. Das könnte dazu führen, dass ich ..."

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4. Gib Kritik und Anerkennung

Wir sollten beachten, dass Feedback geben aus Kritik und Anerkennung besteht. Soll heißen, wir sollten andere auch dabei »erwischen«, wenn sie oder er etwas gut macht. In dem Fall sprechen wir Anerkennung aus. Die Reihenfolge sollte hier übrigens ebenso sein, wie bei Kritik (siehe Punkt 2).

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5. Lernen für die Zukunft

Ändern wir unsere Meinung über Kritik und sehen wir Kritik als Chance, die gemeinsame Zukunft besser zu gestalten, voneinander zu lernen und uns weiter zu entwickeln.  

„Der Standpunkt macht es nicht: die Art macht es, wie man ihn vertritt.“

Theodor Fontane

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6. Ergänzungen und Fragen von LeserInnen

Hast du eine Frage zum Beitrag oder etwas zu ergänzen bzw. zu korrigieren?

Jeder kleine Hinweis hilft uns und allen Lesern weiter. Vielen Dank!

 

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Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Antwort 1
Guten Morgen, in diesen Zeiten der Veränderung, der sich alle stellen müssten, ist die eigene Nase der Startpunkt. Weil es uns bisher so gut ging, wollen wir das nicht durch Kritik gefährden lassen und blockieren. Guter Ansatz, darüber nachzudenken, wie man selbst mit kritischen Anmerkungen umgeht. Andreas Gerk

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7. Umfrage zu Kritik

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Punkte, die bei Kritik berücksichtigt werden sollten?

 

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Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Die bisherigen Stimmen:

ruhiger Ton, nicht aggressiv 110 Stimmen
sachliche Beschreibung 109 Stimmen
unter vier Augen 104 Stimmen
nicht belehren (von oben herab) 100 Stimmen
zeitlichen Abstand, wenn starke Emotionen im Spiel sind 99 Stimmen
Anerkennung nicht vergessen 85 Stimmen
mögliche Konsequenzen aufzeigen 61 Stimmen

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8. Merk- und Reflexionskarte zum Thema Kritik

Hier findest du die Merk- und Reflexionskarte zum Thema. Die Karte ist im Quartettformat (6 x 9 cm), passt also bequem in die Jackentasche oder in die Geldbörse.

  • Du hast kurz und kompakt die wichtigsten Punkte zum Thema.
  • Du kannst die Karte als Gedankenstütze mitnehmen.
  • Durch die Kurzform merkst du dir das Wesentliche leichter.

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9. blueprints-Pareto-Tipp: Kritik als Chance sehen

Ein blueprints-Pareto-Tipp fasst kurz und knapp zusammen, was die wichtigsten Anregungen zum Thema sind. Es ist eine Art Merksatz, an den wir bei verschiedenen Gelegenheiten in der Guten-Morgen-Gazette erinnern.  

"Kritik kann uns helfen zu begreifen und zu reifen. Anerkennung und Lob tun gut, aber was uns wirklich hilft, ist Kritik. Wenn du kritisierst, dann beschreibe bitte, was passiert ist, danach bewerte es aus deiner Sicht und dann zeige mögliche Konsequenzen des jeweiligen Verhaltens auf. Trage Kritik ruhig und sachlich vor. Rede nicht um den heißen Brei herum oder mache Kritik durch vorherige Anerkennung oder Lob leichter erträglich. Das wirkt eher manipulativ."

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10. Weitere Artikel zum Thema "Kommunikation" auf blueprints

Hier findest du weitere Artikel und Übungen zum Thema "Kommunikation" auf blueprints:

Kommunikation verbessern – die Top 11 Tipps für erfolgreiche Kommunikation

Kommunikation ist ein extrem wichtiger Aspekt unseres Lebens. Ob privat oder beruflich, wie kommunizieren mit anderen? Je besser wir dies tun, umso eher erreichen wir gemeinsam Lösungen, können relevante Informationen weiter geben oder vermeiden bzw. lösen Konflikte.

Ob in der beruflichen Rolle, in der Partnerschaft, im Gespräch mit Freunden oder mit unseren Kindern, unsere Kommunikation wirkt. Manchmal aber anders als wir es wollen. Deswegen möchten wir dich einladen zu einem Ausflug in die spannende Welt der Kommunikation und der Kommunikationstechniken, der dir sicher gute Dienste erweisen wird. 

Hier weiterlesen

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Kommunikationstraining - bewährte Inhalte und Übungen

Erfolgreich zu kommunizieren und sein Verhalten zu gestalten ist ein Schlüssel für den Erfolg - im Beruf wie im Privaten. Hilfreich sind dabei Denkmodelle und Techniken, um das eigene Verhalten zu reflektieren und zielfördernd zu gestalten:

  • Einstellung und Verhalten / Beispiele für Verhaltensweisen und Wortwahl
  • Das Sender-Empfänger-Prinzip / „Vier Aspekte einer Nachricht“
  • Kommunikationstechniken
  • Feedback geben und nehmen
  • Fragen und aktiv Zuhören
  • Erweiterung des aktiven Wortschatzes
  • Interventionstechniken
  • Umgang mit Konflikten

Hier weiterlesen

kommunikation

➨ Zur Rubrik: Kommunikation

Geschrieben von

Michael Behn
Michael Behn

Michael arbeitet als Trainer und Coach im Bereich Kommunikationstraining und Selbstmanagement. Er arbeitet bundesweit für kleine und mittelständische Unternehmen. Schwerpunkt sind Führungstrainings, Verkaufstrainings und das Thema Zeit- und Selbstmanagement. Er ist Gründer von blueprints, was seit dem Jahr 2000 eine Leidenschaft von ihm ist.

https://www.blueprints.de

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