Zuhören ist Gold oder warum Zuhören uns besser macht
Obwohl wir zwei Ohren haben und nur einen Mund, steht die Nutzung dieser Organe manchmal in einem geradezu erschreckenden Missverhältnis.
Das ist schade, denn Zuhören ist so hilfreich und wertvoll. Lese hier (teils bissige) Gedanken zum Thema und probiere die Zuhör-Übung aus.
Zuhörer oder Vielredner?
Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer formulierte einst sehr bissig:
„Viele Worte zu machen, um wenige Gedanken mitzuteilen, ist überall das untrügliche Zeichen von Mittelmäßigkeit.“
Klingt böse ... oder?
Doch wenn ich bedenke, dass den meisten Vielrednern gar nicht auffällt (siehe blinder Fleck), dass sie nur reden und selten zuhören, so sehe ich das bissige Zitat eher als Weckruf – als Aufruf, sich selbst einmal zu hinterfragen, ob wir gute Zuhörer sind. Bist du ein guter Zuhörer?
Dass es die Vielredner gibt, zeigt sich auch immer wieder in meinen Seminaren, denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fragen immer wieder nach Methoden und Werkzeugen, wie sie in ihrem Unternehmen mit Vielrednern umgehen sollen. Hier bieten sich Techniken wie taktische Fragen, aktives Zuhören oder Interventionstechniken an, aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Ständiges Reden bietet mir "Vorteile"
- Ich stehe im Mittelpunkt.
- Ich kann mich profilieren.
- Ich brauche meinen eigenen Standpunkt nicht zu überdenken.
- Ich muss nicht so viel dazulernen.
Der Nachteil ist, dass diejenigen, die zu sehr "in den Klang der eigenen Stimme verliebt sind", schnell den letzten wahren Freund verlieren. Das Umfeld reagiert entweder mit Ärger oder man lässt den "Vielredner" (oder umgangssprachlich Schwätzer) einfach plappern, denn er ist ja irgendwie auch unterhaltsam.
„Ein Langweiler ist ein Mensch, der redet, wenn du wünschst, dass er zuhört.“
Zuhören ist wertvoll
... denn wer zuhört, hat die Chance zu lernen. Wenn du sprichst, wiederholst du nur, was du bereits weißt oder vermutest, aber wenn du zuhörst ist es möglich, dass du etwas dazulernst. Eine Gelegenheit dazuzulernen sollte man nicht verstreichen lassen.
Der griechische Philosoph Platon schrieb einst:
„Lerne Zuhören und du wirst auch von denjenigen deinen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden.“
Zuhörerinnen und Zuhörer werden respektiert
Wenn wir zuhören, mit dem Wunsch den anderen zu verstehen, wird das in der Regel positiv wahrgenommen, denn das ist leider nicht selbstverständlich.
Meist wird der eigene Redebeitrag vorbereitet, während der andere redet, damit wir keine Zeit verlieren und rechtzeitig "einhaken" können. Hören wir zu und uns wird zugehört, auch wenn es manchmal etwas dauert. Mit hoffnungslosen Fällen zwingt uns ja niemand auf Dauer zu reden und sich zu umgeben.
Eine Profilneurose ist die Furcht, vor anderen zu wenig zu gelten und das aus ihr folgende Verhalten, bei dem sich jemand auf übertriebene Weise mit seinem Können vor anderen zeigt oder von seinen vermeintlichen Erfolgen berichtet.
Definition im DUDEN: neurotische Angst, (besonders im Beruf) zu wenig zu gelten [und das daraus resultierende übersteigerte Bemühen, sich zu profilieren]
Zuhören verhindert Konflikte
Wie oft kommt es in Gesprächen zu Konflikten, die auf einem Missverständnis beruhen. Das stellt sich aber leider häufig erst später heraus. Häufig ärgern wir uns dann über die Fallstricke der Kommunikation.
Versuche in Gesprächen noch mehr zuzuhören und "setze dich gedanklich auf den Stuhl des anderen". So wist du häufig Konflikte und Ärger vermeiden können.
„Solange man selbst redet, erfährt man nichts.“
Die Zuhör-Übung
- Lasse deinen Gesprächspartner reden, bis eine längere Pause entsteht.
- Versuche einen Moment die Stille der Pause zu ertragen.
- Höre nur zu und bereite nicht den eigenen Redebeitrag während des Zuhörens vor.
- Frage aktiv nach! Aktives Fragen bzw. Hinterfragen beinhaltet den Wunsch des Verstehenwollens.
- Betrachte den anderen beim Reden. Achte einmal auf Gestik und Mimik. Sie werden dir viel verraten, wenn du zuhörst und genau beobachtest.
Versuche ein noch besserer Zuhörer zu werden. Weniger Konflikte, neues Wissen und mehr Erfolg auf deinen Wegen wird das Resultat sein. Natürlich gibt es eine Zeit des Redens, aber es gibt eben auch die Zeit des Zuhörens und die kann sehr wertvoll sein.
Ich muss immer wieder feststellen, dass Zuhören Gold wert ist, denn ich lerne viel, gestalte Beziehungen positiv und erhalte wertvolle Informationen.
Oder wie die Chinesen sagen:
„Im Gespräch mit einem wirklichen Menschen lernt man an einem Abend mehr, als in zehn Jahren aus Büchern.“
Ich wünsche dir, dass du viele dieser "wahren Menschen" findest und ihnen genau zuhörst.